Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen
kalt jede Verantwortung für das, was sie sehr wahrscheinlich diesem Mann antun würde, von sich.
Und Taureq Siq enttäuschte sie nicht. Als er den Drachen sah, befahl er seiner Leibwache sofort, ihn anzugreifen. Damit sprach er sein Todesurteil. Pfeile, Steine und Speere waren, wenn der Drache erst so nah herangekommen war, dass man sie gegen ihn hätte einsetzen können, vollkommen wirkungslos. Die Metallspitzen prallten einfach von den gepanzerten Schuppen der Bestie ab. Nach wenigen Sekunden gaben die Drouj ihre Bemühungen auf und wandten sich zur Flucht. Sie zerstreuten sich in alle Richtungen. Aber auch das spielte keine Rolle. Der Drache war jetzt wütend, und er versengte sie mit seinem tödlichen Feuer, überzog damit den gesamten Hügel, auf dem der Maturen der Drouj und seine Hauptleute Stellung bezogen hatten, und verbrannte alles zu Schlacke, Rauch und Asche.
Phryne wurde Zeugin der letzten Momente von Taureq Siq, sah seine Gesichtszüge so klar, dass sie sogar seine Verblüffung über dieses Ereignis erkennen konnte. Er hatte sich entschieden, nicht zu weichen, hatte einen Arm um den Hals eines Adjutanten geschlungen und hielt den Unglücklichen wie einen Schild vor sich. Es nützte ihm nichts. Das Drachenfeuer verbrannte den unseligen Adjutanten, als wäre er aus Papier, und verzehrte den Maturen ebenso.
Taureq Siq brannte, als würde das Gewicht all seiner schrecklichen Taten in der Intensität der Flammen gemessen werden.
Dann erscholl ein lauter Schrei über das Vorgebirge bis in den Aphalionpass, der Schrei, dass Taureq Siq gefallen war. Die Schlachtordnung der Drouj-Armee löste sich sofort auf, sie wussten nicht mehr, was sie tun sollten. Führungslos und verwirrt zogen sie sich zurück, wichen langsam aus dem Pass und rissen ihre Kommandeure mit sich. Schon bald wurde aus dem Rückzug eine heillose Flucht, als selbst jene, die am weitesten in den Pass vorgedrungen waren, den Mut verloren.
Als die Wut des Drachen sich schließlich legte, brach er den Angriff ab und erhob sich in einer langsamen, weiten Spirale in die Luft. Phryne, die sich immer noch an seinem Hals festklammerte, bemerkte plötzlich, dass irgendetwas mit ihr nicht stimmte. Als sie hinabsah, bemerkte sie, dass überall aus ihrem Körper Pfeile herausragten. Ihre Haut war von Feuer verbrannt, und ihre Kleidung bestand nur noch aus rauchenden schwarzen Fetzen. Bis jetzt hatte sie nichts davon bemerkt, so sehr war sie damit beschäftigt gewesen, den Elfen zu helfen. Jetzt sank sie auf ihrem improvisierten Sattel zusammen, und ihr schwindelte vor Schwäche, als sie sah, welche Verletzungen sie davongetragen hatte. Einige Teile ihres Körpers fühlten sich seltsam taub an, und das Atmen fiel ihr schwer. Eine Sekunde lang spielte sie mit dem Gedanken, den Drachen zum Landen zu zwingen, damit sie absteigen konnte.
Aber das konnte sie nicht tun, nicht hier draußen in der Außenwelt, wo die Drouj immer noch überall herumliefen und es keinen Schutz für sie gab. Also nahm sie alle Kraft zusammen, die sie noch hatte, und schickte die Magie der Elfensteine auf die Suche nach Tasha und Tenerife. Das blaue Licht fand sie sofort, und der Drache reagierte, indem er sie zu ihnen brachte. Er flog bereitwillig dem blauen Licht hinterher, nahm Kurs auf die Berge, folgte dem Lauf der Schlucht, bis er die breite Arena erreicht hatte, wo sie die Orullians vor, wie es ihr vorkam, Stunden verlassen hatte.
Dort unten scharten sich die Elfen umeinander, aber sie flüchteten sofort in den schmaleren Teil des Passes, als sie den Drachen zurückkehren sahen. Diesmal jedoch setzten sie ihre Waffen nicht ein, möglicherweise, weil die Brüder sie gewarnt hatten, dass Phryne auf dem Drachen ritt. Der Drache glitt in einer langsamen, ruhigen Spirale hinab, landete auf dem Boden des Passes, wo er sich hinsetzte und die Schwingen an seinen Körper legte.
Phryne schloss ihre Finger fest um die Elfensteine und reduzierte die Magie zu einem sanften Pulsieren.
Jemand versuchte sich ihr zu nähern, als sie von dem großen Hals herabsank und hilflos zu Boden fiel. Mit letzter Kraft richtete sie die Magie der Elfensteine in den Himmel. Der Drache breitete seine Schwingen aus und stieg hoch in die Luft empor, sammelte sich, als er über den Gipfeln schwebte, und flog weiter, bis die Nacht ihn verschluckte.
Als Phryne ihn nicht länger sehen konnte, als er endgültig verschwunden war, immer noch auf der Suche nach der Magie, nach der er so gelechzt hatte,
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