Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen
Ort, nur: Wo in dieser Stadt war sie sicher?
Sie fand es sehr bald heraus, als sie an dem Baumhaus ankamen, das Tasha und Tenerife vor etlichen Wochen gebaut hatten. Es war immer noch unbewohnt und hing dunkel und stumm in den Gabelungen eines gewaltigen Gehölzes aus Rottannen, war in der Dunkelheit kaum zu sehen. Eine schmale Holztreppe wand sich die Stämme hinauf, unterbrochen von einer Reihe von Plattformen, und sie stiegen hinauf, so schnell sie konnten. Schließlich erreichten sie die umlaufende Veranda des Baumhauses, traten zur Tür und gingen hinein.
»Hier wird Euch niemand suchen«, erklärte Xac Wen, während er die Tür hinter sich schloss. »Es steht leer. Ich fungiere als Verwalter und passe darauf auf, bis Tasha und Tenerife zurückkehren. Es gefällt mir, hier allein zu leben. Und meine Eltern kümmert es nicht.«
Phryne sah sich hastig um, bemerkte die Schränke und Kommoden, aber es gab keine anderen Möbel bis auf ein paar Matratzen, die an einer Wand gestapelt waren. Das Haus war zwar fast fertig, aber noch nicht ganz eingerichtet.
»Die oberste gehört mir«, verkündete der Junge und deutete auf die Matratzen. »Aber Ihr könnt eine der anderen haben.«
Phryne nickte zerstreut. »Wo sind die Orullians? Sind sie nicht hier?«
Der Junge schüttelte den Kopf. »Sie dürfen den Pass nicht verlassen. Man beobachtet sie. Die Königin traut ihnen nicht. Es ist fast unheimlich, wie raffiniert sie ist. Deshalb haben sie einen Plan geschmiedet und mich dann gebeten, mit irgendwelchen angeblich dringend benötigten Werkzeugen zum Pass zu kommen. Dann haben sie mir gesagt, was ich tun müsste, und mich wieder zurückgeschickt. Den Rest habe ich erledigt, und zwar so schnell ich konnte. Und jetzt sind wir hier. Der Plan hat genau so funktioniert, wie sie es sich vorgestellt haben.«
Er grinste und sah genauso aus wie der kleine Verrückte, als den ihn die Orullians immer beschimpften. »Kommt, setzt Euch, Phryne. Hierher. Ihr seht schrecklich aus.«
Er nahm die oberste Matratze vom Stapel und setzte sich darauf, während er sie erwartungsvoll anblickte. Sie schüttelte den Kopf und ging zu ihm. Dann nahm sie sein Gesicht in ihre Hände und küsste ihn auf die Stirn. »Danke, dass du mich da herausgeholt hast«, sagte sie.
Sie fühlte, wie er verlegen zappelte, aber sie sah auch, wie sein Grinsen sich verstärkte. »Schon gut.« Er blickte auf seine Füße. »Man hat Euch nicht sehr gut behandelt, hab ich Recht? Es sieht so aus, als hätte Euch jemand geschlagen. Wer war das?«
»Das spielt keine Rolle. Wichtig ist nur, dass ich nicht erwischt und zurückgeschickt werde. Du weißt doch, dass ich meinen Vater nicht umgebracht habe, oder, Xac?«
Er hob hastig den Blick. »Selbstverständlich weiß ich das!« Er klang beinahe beleidigt. »Ihr würdet so etwas niemals tun! Mich kümmert nicht, was die anderen sagen! Aber wer hat es Eurer Meinung nach getan?«
»Ich weiß, wer es war. Eine Person, die meine Stiefmutter gedungen hat. Ich war dabei, als Vater ermordet wurde, aber ich konnte das Gesicht des Mörders nicht erkennen, weil er eine Maske trug. Aber Isoeld und Teonette wussten, was geschehen würde. Sie haben zugesehen und nichts getan, um es zu verhindern. Isoeld hat mich sogar angegriffen und festgehalten, damit auch ich es nicht verhindern konnte!«
Sie hatte Tränen in den Augen; sie waren ganz ohne ihr Zutun gekommen, und sie wischte sie hastig weg. Xac Wen reagierte entsetzt. »Der Erste Minister hat mitgemacht? Er hat der Königin geholfen? Ich habe Geschichten über die beiden gehört, aber ich hatte sie nicht für wahr gehalten.«
»Ich ebenfalls nicht, jedenfalls nicht völlig. Mistral jedoch hat schon die ganze Zeit behauptet, dass die beiden ein Liebespaar wären.« Sie holte tief Luft und hörte auf zu weinen. »Xac, ich muss meine Großmutter finden. Weißt du, wo sie sich aufhält?«
Der Junge sah sie bestürzt an. »Das weiß niemand. Sie ist aus ihrem Haus verschwunden, nachdem Ihr eingesperrt worden seid. Ich bin zu ihr gegangen, um sie zu fragen, ob sie Euch helfen könnte. Tasha hatte mich darum gebeten. Aber sie war nicht da. Das Haus war vollkommen zerstört, und überall war Blut …«
Er verstummte, unfähig weiterzureden. »Es war ziemlich schlimm«, meinte er schließlich.
Phryne schwieg einen Moment und versuchte, ihre Gefühle unter Kontrolle zu behalten. Jetzt hatte sie wirklich Angst um ihre Großmutter und war nicht mehr nur einfach besorgt. Sie war am
Weitere Kostenlose Bücher