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Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen

Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen

Titel: Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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zögernd.
    Dann holte sie tief Luft, trat aus dem Schutz der Bäume heraus und ging zum Haus.

KAPITEL 11
    Phryne war nicht einmal ein Dutzend Schritte weit gegangen, als sie langsamer wurde und dann stehen blieb. Plötzlich konnte sie nicht weitergehen. Mistrals Haus wirkte wie eine bösartige Hülle, leer, dunkel und so abweisend, dass es unmöglich schien, dass irgendetwas Gutes herauskommen konnte, wenn sie hineinging. Das Gefühl war so eindringlich, dass die Prinzessin einen Augenblick mit dem Gedanken spielte umzukehren. Mistral war verschwunden, aber möglicherweise wartete dort ja etwas anderes auf sie.
    Dann jedoch fasste sie wieder Mut und ging weiter. Sie war schon viel zu weit gegangen, und falls Isoeld ihr tatsächlich eine Falle gestellt hatte, war es ohnehin zu spät umzukehren. Wenn die Handlanger, die auf Geheiß ihrer Stiefmutter ihren Ehemann und König ermordet hatten, jetzt auch auf Phryne warteten, wollte sie ihnen zumindest nicht die Befriedigung geben zu sehen, wie sie einen vergeblichen Fluchtversuch unternahm. Sie mochte Angst haben, aber sie würde nicht klein beigeben.
    Also hob sie den Kopf und ging weiter.
    Sie betrat die Veranda und sah sich suchend in den Schatten um, lauschte auf jedes Geräusch. Was sie sah, war jedoch nur undurchdringliche Schwärze. Und sie hörte nur eine tiefe, allumfassende Stille. Dann knarrten die hölzernen Stufen und Bodendielen der Veranda leise unter ihren Schritten. Als sie die offene Eingangstür erreichte, die zersplittert und schief als stummes Zeugnis des gewaltsamen Eindringens in den Angeln hing, blieb sie erneut stehen. Sie roch Spuren der Dinge, die in der Abwesenheit ihrer Großmutter das Haus für sich erobert hatten und von seiner Leere zeugten. Staub, verwelkte Blumen und abgestandene Luft, in die sich der metallische Geruch von Blut mischte.
    Sie schob sich mit der Schulter zuerst an dem Rand der zerstörten Tür vorbei, glitt durch die Öffnung und setzte jeden Schritt sehr sorgfältig, weil sie keinen Lärm machen wollte. Mittlerweile jedoch war sie ziemlich sicher, dass niemand in dem Haus auf sie lauerte, um sie zu überwältigen. Obwohl sie überzeugt war, dass das Haus leer war, von seiner Besitzerin und ihren Freunden verlassen, gab es da irgendetwas …
    Sie unterdrückte diesen Gedanken hastig und trat weiter in die Dunkelheit, ließ sich davon umhüllen. Sie war keine besonders tapfere Person; das wusste sie selbst. Aber sie war kühn und rücksichtslos in Situationen, in denen genau das manchmal reichte, um einen voranzubringen. Und sie hatte das Gefühl, dass dies hier genau so eine Situation sein könnte. Sie wartete, bis sich ihre Augen auf die Dunkelheit eingestellt hatten, während sie unablässig in die Schatten spähte und auf alles lauschte, was sich in deren stummer Deckung verbergen mochte.
    Nichts.
    Sie machte einen weiteren Schritt, und plötzlich flatterten Dutzende von dunklen Gestalten aus der Dunkelheit heran; um sie herum schlugen Flügel wie verrückt, während die Tiere hin und her flatterten und schrill kreischten, bevor sie aus der Tür in die Nacht hinausflogen. Phryne raffte die zerschmetterten Reste ihrer Entschlossenheit zusammen, weil sie sich so sehr erschreckt hatte, dass sie beinahe auf der Stelle kehrtgemacht hätte. Vögel. Es waren einfach nur Vögel gewesen, die in dem verlassenen Haus nisteten, Nahrung und Schutz gesucht hatten.
    Sie hatte gerade einen weiteren Schritt nach vorn getan, als eine körperlose Stimme unmittelbar rechts neben ihr fragte: »Phryne? Was war das? Geht es Euch gut?«
    Erneut schrak sie im ersten Moment furchtsam hoch, riss sich aber zusammen, als ihr klar wurde, dass es die Stimme von Xac Wen war. Irgendwie war es ihm gelungen, sich an sie anzuschleichen, ohne dass sie ihn gehört hatte. Wütend fuhr sie zu ihm herum.
    »Sagte ich dir nicht, dass du draußen auf mich warten sollst?«, zischte sie.
    »Schon, aber ich dachte …«
    »Du dachtest, du könntest dich genauso gut an mich heranschleichen und mir eine Todesangst einjagen? Schön, es ist dir ausgezeichnet gelungen!«
    Sie warf ihm in der Dunkelheit einen bösen Blick zu, bis ihr klar wurde, dass er ihn wahrscheinlich nicht sehen konnte. Aber ihren Tonfall hatte er offenbar nicht missverstanden. Jedenfalls trat er hastig einen Schritt zurück und schlug unwillkürlich ein Zeichen gegen böse Geister.
    »Ich wollte nur helfen!«, sagte er wütend. »Ich dachte, Ihr wärt in Schwierigkeiten oder so etwas! Mir war

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