Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen
nicht klar, dass Ihr nur mit Vögeln herumgealbert habt!«
Sie hätte fast gelacht, weil das so lächerlich klang, schaffte es aber, ernst zu bleiben. »Schon gut. Danke, dass du dir Sorgen um mich gemacht hast. Du hast mich nur erschreckt, das ist alles.«
»Ich weiß. Aber das wollte ich nicht.« Er spähte an ihr vorbei in das dunkle Innere des Hauses. »Schon etwas gefunden?«
»Nein. Aber ich habe auch noch nicht angefangen zu suchen. Ich wollte mich erst einmal überzeugen, dass außer mir niemand sonst hier ist.« Sie strich sich eine Locke ihres kupferroten Haares aus den Augen und bereute es sofort. Ihr zerschlagenes Gesicht schmerzte immer noch, und sie zuckte kurz zusammen.
»Ich habe nicht den Eindruck, dass sich hier noch jemand herumdrückt«, meinte er.
Sie betrachtete ihn kritisch. »Ich nehme an, da du jetzt schon einmal hier bist, willst du mir suchen helfen?«
Der Junge zuckte mit den Schultern. »Kommt drauf an. Wonach genau suche ich denn?«
»Nach allem, was in irgendeiner Weise interessant aussieht. Nach irgendeinem Hinweis, den meine Großmutter hinterlassen haben und der mir verraten könnte, was mit ihr geschehen ist.« Sie hob hilflos die Hände. »Ich weiß es nicht. Such einfach.«
Sie schlichen durch das leere Haus, von einem Raum zum nächsten, in der Dunkelheit, aus Angst, eine Lampe oder auch nur eine Kerze zu entzünden, weil jeder, der das Haus beobachtete oder daran vorbeiging, dann sofort wissen würde, dass sich jemand darin aufhielt. Phryne bewegte sich behutsam, aber zielstrebig, weil sie mit dem Inneren des Hauses vertraut war und genau wusste, wo die Dinge waren. Xac Wen wiederum schien weder von der fremden Umgebung noch von der Dunkelheit sonderlich beeinträchtigt zu werden, sondern glitt sicher durch die Schatten. Phryne fragte sich unwillkürlich, ob er vielleicht öfter hier gewesen war, als er zugegeben hatte.
Sie suchten gründlich, aber es war nicht viel zu finden. Die Möbel waren umgekippt und zertrümmert, Schränke eingetreten und das Bettzeug war vollkommen zerfetzt. Offenbar war nicht nur Mistral angegriffen worden, sondern man hatte auch das ganze Haus durchsucht, was darauf hindeutete, dass Isoeld tatsächlich nach den Blauen Elfensteinen suchte. Phryne wusste, dass Mistral sie nach ihrem letzten Treffen aus dem Versteck geholt hatte, aber offenbar hatte sie sie erneut verborgen. Vielleicht als Vorsichtsmaßnahme, vor dem Mord an dem König. Danach jedoch musste sie gewusst haben, dass sie ebenfalls in Gefahr war. Mistral war keine Närrin. Wenn sie die Elfensteine versteckt hatte, war es sehr unwahrscheinlich, dass Isoeld sie hier finden würde.
Phryne allerdings auch nicht, wie es aussah.
Trotzdem suchte sie weiter und nahm sich die Zeit, jedes Versteck genau zu überprüfen. Xac Wen folgte ihr, suchte an denselben Orten, untersuchte dieselben Dinge. Aber keinem von ihnen beiden fiel etwas auf.
»Das ist reine Zeitverschwendung«, erklärte der Junge schließlich. Sie hatten mittlerweile die rückwärtige Veranda erreicht und starrten aus dem Fenster in den Garten der alten Frau. »Wir könnten dieses Haus von jetzt bis zum Ende aller Tage durchsuchen und würden nichts finden. Was auch immer Ihr sucht, ich glaube nicht, dass es hier versteckt ist. Gehen wir. Es wird bald hell.«
Phryne wusste, dass der Junge Recht hatte, aber irgendwie war sie dickköpfig. Wenn ihre Großmutter sich bedroht fühlte, hatte sie zweifellos Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Und dann hätte sie Phryne entweder benachrichtigt oder ihr einen Hinweis hinterlassen, wohin sie gegangen war. Sie wäre vorbereitet gewesen, als Isoeld und ihre Handlanger kamen. Die Königin hätte sie niemals überrumpeln können.
»Wir suchen noch ein bisschen länger«, gab sie zurück.
Sie hatte sich gerade entschieden, in Mistrals Schlafzimmer zu gehen und noch einmal genauer nachzusehen, als ihr Blick auf die Blumen fiel. Sie standen in einer Vase am offenen Fenster, und das Licht der Sterne fiel auf die Blütenblätter, die in einem weichen Rot erstrahlten. Wunderschön, dachte Phryne zunächst, doch dann begriff sie plötzlich, dass Blumen in einer Vase in einem verlassenen Haus verwelkt und tot sein sollten, nicht frisch und blühend. Sie trat hastig dorthin, bückte sich und berührte die Blüten vorsichtig.
Zu ihrer Überraschung strahlten sie ein weiches, gleichmäßiges Licht aus, als würden sie von innen beleuchtet.
»Also … Phryne«, hörte sie Xacs Flüstern.
Als sie
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