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Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen

Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen

Titel: Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Geschichten. Aber sie hatte zumindest einen Vorfall persönlich miterlebt, und das reichte ihr. Als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war, war sie wegen einer Mutprobe auf den Ashenell gegangen und hatte ihre beiden Cousinen Pare und Freysen zurückgelassen. Die beiden Mädchen waren älter als sie gewesen und hatten ihr diese Mutprobe aufgezwungen. Phryne war eigensinnig genug gewesen, jeden gesunden Verstand und ihre eigenen Instinkte zu ignorieren und sie zu akzeptieren. Sie war in der Absicht zu der Stätte gegangen, das Grabmal zu berühren, das die jüngst verstorbenen Angehörigen der Familie Amarantyne beherbergte. Ihr Wort, dass sie es getan hätte, genügte ihren beiden Cousinen.
    Phryne hätte ohnehin nicht gelogen, nicht diesbezüglich oder wegen irgendetwas anderem, das mit Mutproben zu tun hatte. Sie versuchte immer noch ihren Platz in der Familie zu finden, nachdem ihre Mutter erst vor kurzem gestorben war und ihr Vater bereits begann, sich von ihr zu entfernen. Ihr Selbstbewusstsein war teilweise angeboren, halb Amarantyne und halb Belloruus, und stammte zum anderen Teil von ihrer eisernen Entschlossenheit, die ihr über alle Schwierigkeiten hinweghalf. Auf diese Entschlossenheit stützte sie sich in dieser Nacht, ging zu den Grabmälern und berührte dasjenige, das der Familie ihres Vaters gehörte.
    Sie war bereits auf dem Rückweg und fühlte sich stark und selbstbewusst, weil sie die Mutprobe bestanden hatte, als sie dem Hund begegnete. Die Kreatur wies gut zwei Meter Schulterhöhe auf und war vielleicht vier Meter lang. Sie schien aus dem Nichts zu kommen, konfrontierte sie, während Blut aus ihrem Maul troff und ihre Augen wie brennende Kohlen glühten. Phryne blieb wie erstarrt stehen, unfähig sich zu bewegen; sie konnte nur abwarten, was diese Kreatur vorhatte. Das Geschöpf betrachtete sie eine lange Zeit, als würde es sein Interesse an ihr abwägen. Am Ende drehte es sich um und verschwand.
    Phryne verließ den Ashenell zitternd vor Entsetzen, konnte nur nach Hause rennen und sich unter ihrer Decke verkriechen. Am nächsten Morgen jedoch hatte sie sich wieder gefasst und kam zu dem Schluss, dass sie eine Erscheinung gehabt haben musste.
    Doch dann hörte sie, dass ein Mann, der in eines der Grabmale hatte einbrechen wollen, in derselben Nacht getötet worden war; seine Wunden ließen darauf schließen, dass er von einer unvorstellbar brutalen Kreatur zerrissen worden war.
    Danach tat sie die Existenz von Magie und anderen Dingen, die aus dieser Magie entsprungen waren, nicht mehr einfach ab. Sie glaubte zwar nicht, dass das Elfenvolk solche Dinge absichtlich zum Leben erweckte, aber sie glaubte, dass die Verwendung von Magie gewisse Rückstände erzeugte, ein Vermächtnis, das solche Dinge zum Leben erweckte.
    »Du solltest hier warten«, sagte sie zu Xac Wen, während sie die dunklen Schatten betrachtete, die sich zwischen den Bäumen, Grabmälern und Grabsteinen erstreckten.
    »Und Ihr solltet endlich aufhören zu reden und mir einfach folgen«, gab er zurück.
    Ohne abzuwarten, was sie tun würde, marschierte er durch die Tore auf den Ashenell. Dieser Junge hat mehr Mut als Verstand, dachte sie, folgte ihm aber hastig.
    Sie hatte ihn rasch eingeholt und übernahm wieder die Führung. Sie wusste, in welchem Abschnitt des Friedhofs die Belloruus-Familie begraben war; sie war mehr als einmal dort gewesen, wenn auch immer am Tage, bis auf dieses eine, unselige Mal. Sie kannte auch den Bogen der Belloruus. Er war errichtet worden, kurz nachdem die Stadt und ihre Bevölkerung aus der Cintra weggeschafft und in dieses Tal verpflanzt worden war. Dieses Monument zeigte an, dass dieser Abschnitt des Friedhofs für die Belloruus-Familie und ihre verschiedenen Zweige reserviert war.
    Sie sahen ihn bald, denn er war nicht allzu weit vom südlichen Tor entfernt. Sie hatten den direkten Weg zwischen den Grabmalen eingeschlagen, damit sie ihr Ziel erreichten, solange es noch dunkel war. Phryne beobachtete dabei die ganze Zeit die Schatten, und ihre Erinnerung an ihre Begegnung mit diesem geisterhaften Hund war plötzlich so lebhaft wie an dem Tag, als es geschehen war. Aber sie stießen auf nichts und niemanden und kamen ohne jeden Zwischenfall an dem Bogen an.
    Damit hatte sie ihre Aufgabe eigentlich erfüllt. Sie war, wo sie sein sollte, wohin ihre Großmutter sie bestellt hatte. Aber Mistral war nirgendwo zu sehen.
    Phryne stand etwa sieben Meter von dem Bogen der Belloruus entfernt und

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