Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen
Pan einschlugen. Oder aber dass sie glaubten, die beiden hätten sich gar nicht bewegt und versuchten, abzuwarten und den anderen zum Aufgeben zu zwingen.
Aber mit dieser Unwägbarkeit konnte sie leben, denn es gab ihnen zumindest eine Chance, unbemerkt an diesem Hinterhalt vorbeizukommen. Prue war noch nicht für die Konfrontation mit demjenigen bereit, der dort unten wartete. Sie wusste es seit dem Augenblick, als sie gespürt hatte, wie mächtig ihre Instinkte sie vor der Gefahr gewarnt hatten. Sie mochte sich eingeredet haben, sie wäre in der Lage, alles zu tun, um Pan zu helfen, könnte in seinem Interesse handeln, wie der König des Silbernen Flusses es ihr aufgetragen hatte. Aber wenn sie jetzt darüber nachdachte, was das bedeutete, war ihr klar, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie ihn beschützen konnte. Irgendwie hatte sie diesen Teil der Abmachung nicht ganz begriffen, als sie den Handel mit der Kreatur aus dem Feenland abgeschlossen hatte. Sie spürte, dass Pan sich in Gefahr befand, und konnte ihn warnen, aber sie konnte letztlich nichts tun, um ihn zu retten. Er war derjenige, der über die Macht verfügte, er war der Träger des schwarzen Stabes, der Erbe der Magie des Wortes. Sie war nur ein fünfzehnjähriges Mädchen, das nicht wollte, dass er starb.
Es war ein bitterer Moment, als ihr diese Wahrheit bewusst wurde, die keinerlei Zweifel an dem Ausmaß ihrer Unzulänglichkeit ließ. Es hätte nicht so sein sollen. Sie sollte ihm irgendwie mehr helfen können. Aber der Wahrheit konnte sie nicht entkommen, also musste sie eine Möglichkeit finden, damit zu leben.
Und mit aller Kraft und allen Fähigkeiten, die sie besaß, musste sie Wege finden, Pan zu helfen. Damit er ebenfalls lernte damit zu leben.
Sie arbeiteten sich nach Norden weiter, quer über den Hang, verbargen sich sorgfältig zwischen den Felsen, bewegten sich lautlos und geschmeidig, wie es Fährtenlesern schon am Anfang ihrer Ausbildung beigebracht wurde. Sie lauschten, beobachteten, achteten auf jedes Geräusch und jede Bewegung. Nur einmal blieb Pan stehen und richtete sich auf, so dass er sich schnell umsehen konnte. Dann duckte er sich sofort wieder und schüttelte den Kopf, um Prue anzuzeigen, dass nichts zu sehen war. Sie setzten ihren Weg fort.
Irgendwann schwenkten sie um und schlichen den Hügel hinab, zur nordwestlichen Ecke der Mere. Mittlerweile waren ihre Instinkte verstummt, und sämtliche Warnzeichen vor der Gefahr, die sie zuvor verspürt hatte, waren verschwunden. Allmählich schöpfte sie wieder Hoffnung, was ihre Lage anging, hoffte, dass es ihnen gelungen wäre, ihren Verfolger zu täuschen. Vielleicht nahm er an, sie wären woanders … noch oben in den Felsen oder hätten die andere Richtung eingeschlagen. Sie berührte Pans Schulter, um es ihm zu signalisieren, und er quittierte es mit einem Nicken.
Mittlerweile war es spät geworden, und sie mussten entscheiden, ob sie weitergingen, um noch in dieser Nacht Arborlon zu erreichen, oder ob sie rasten und ihren Weg am frühen Morgen fortsetzen sollten. Die Mere waren an manchen Stellen ausgesprochen tückisch, und man fand im Dunkeln nur schwer seinen Weg, aber sobald man sie überwunden hatte, war es nicht mehr weit bis Arborlon.
Pan signalisierte ihr, dass sie weitergehen würden.
Sie blieben in ihrer Deckung, bis der Hang allmählich zu einer Ebene abflachte und die Felsen riesigen alten Zedern und Weiden wichen, die die nördliche Grenze der Mere markierten. Sie waren noch zu weit südlich und mussten den Rand der Mere umgehen, bis sie das nördliche Ende erreichten, wenn sie einen sicheren Weg hindurch finden wollten. Keiner von ihnen hatte große Lust, in der Nacht durch die Mere zu gehen, also ergaben sie sich der Notwendigkeit und machten sich auf den Weg darum herum. Sie blieben im Schutz der Bäume, damit man sie nicht sehen konnte. Sie kamen nur langsam voran, weil die Bäume an den Rändern der Teiche und Sümpfe, welche die Mere bildeten, dichter zusammenstanden und sie gezwungen waren, immer wieder Zickzack zu gehen sowie Schluchten und Abhänge zu meiden. Es kam darauf an, ständig in Bewegung zu bleiben. Sobald sie genug Abstand zwischen sich und ihren Verfolger gelegt hatten, konnten sie ihr Tempo etwas drosseln.
Prue hatte gerade geschätzt, dass sie etwa noch vier oder fünf Stunden von dem Elfitch und damit vom nächsten sicheren Ort entfernt waren, als ihre Instinkte einsetzten, und sie spürte, wie diese mittlerweile vertraute Welle
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