Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen
schlagartig wach, schüttelte den Kopf und hustete. Dann blinzelte er und sah von Pan auf Prue. »Kinder«, murmelte er. »Ich bin von Kindern gefangen genommen worden.«
»Wer bist du?« Pan beugte sich vor, blieb aber außerhalb der Reichweite des Mannes. Prue hatte sich neben ihn gesetzt. »Warum hast du versucht, uns umzubringen?«
Der Mann lächelte. »Du wirst sicherlich verzeihen, wenn ich nicht vorhabe, irgendwelche Fragen zu beantworten.«
»Du willst uns also deinen Namen nicht nennen?«
»Ich würde euch nicht einmal die Tageszeit sagen, beziehungsweise in diesem Fall die Nachtzeit.«
»Auch nicht, wer dich geschickt hat?«
»Ebenso wenig verrate ich, wer mich nicht geschickt hat.«
Sie starrten sich schweigend an.
»Was wollen wir mit ihm anfangen?«, erkundigte sich Prue schließlich.
»Warum lasst ihr mich nicht einfach gehen?«, schlug ihr Gefangener vor. »Ich gehe nach Hause und komme nicht zurück. Ich gebe euch mein Wort.«
»Ganz gewiss ist dein Wort auch viel wert«, erwiderte Pan. »Das Wort eines Meuchelmörders. Ich habe eine bessere Idee. Warum lassen wir dich nicht einfach hier an diesem Baum angebunden und warten, ob irgendein Lebewesen an dir interessiert ist, als mundgerechte Mahlzeit sozusagen. Und zwar innerhalb … ich würde sagen, der nächsten zwei Wochen. Ich weiß zwar nicht, ob ein Tier kommt, aber es könnte ein besseres Los sein, als zu verhungern. Denn niemand geht freiwillig in die Mere, weißt du.«
Der junge Mann lächelte. »Das werdet ihr nicht machen. Ihr werdet mich nicht einfach hierlassen.«
»Werde ich nicht?«
»Wenn ihr das tut, werdet ihr gar nichts herausfinden. Außerdem seid ihr nicht so gemein. Ihr habt so etwas nicht in euch.«
Pan wollte ihm widersprechen, aber Prue kam ihm zuvor. »Du hast Recht. Wir sind nicht so. Also müssen wir dich zu jemandem bringen, der weiß, was wir mit dir anfangen sollen.«
Sie sah Pan an. »Da wir unterwegs nach Arborlon sind, nehmen wir ihn einfach mit dorthin. Wir können ihn Tasha und Tenerife übergeben, und wenn sie ihn nicht wollen, können sie ihn ja der Heimatgarde oder sogar der Königin ausliefern.«
Im Blick ihres Gefangenen blitzte so etwas wie Unbehagen auf.
»Mit Tasha und Tenerife wäre ich einverstanden, aber mit der Königin?« Pan hatte den Blick des Mannes bemerkt und sprach weiter, um zu sehen, was passierte.
»Wir wollen nur, dass dieses Geschöpf eingesperrt wird, bis wir mehr über ihn herausgefunden haben.« Prue hob eine Braue. »Welche Rolle spielt es, wo man ihn einkerkert oder wer auf ihn aufpasst?« Sie warf ihrem Gefangenen einen kurzen Blick zu. »Aber ich sage dir was. Wir können Skeal Eile wissen lassen, was mit dir passiert ist, wenn du möchtest. Vielleicht kommt er ja und versucht, dich zu befreien.«
Der junge Mann blickte auf seine Hände und weigerte sich, ihnen in die Augen zu sehen. »Ich nehme an, ihr werdet tun, was ihr für das Beste haltet. Aber ich werde euch trotzdem nichts erzählen.«
Pan zuckte mit den Schultern. »Das musst du auch nicht. Es spielt keine Rolle.« Er stand auf. »Aber jetzt solltest du etwas schlafen. Du hast morgen noch ein schönes Stück Weges vor dir. Komm, Prue.«
Er zog sie vom Boden hoch und brachte sie dann zu der Stelle, wo ihre Rucksäcke lagen, hob sie hoch und trug sie an einen Platz, der ein bisschen von dem gefesselten Mann entfernt war. Keiner von ihnen sprach, während sie ihre Decken auf den Boden legten und sich zum Schlafen fertig machten.
»Auf ein Wort!«, rief ihr Gefangener plötzlich. »Es gibt da etwas, das ihr wissen solltet.«
Pan und Prue wechselten einen kurzen Blick. Dann nickte er, und sie gingen zusammen zu dem jungen Mann. Sie bauten sich gespannt vor ihm auf.
»Wenn ihr mich nach Arborlon bringt, werde ich getötet«, erklärte er. Er machte eine kleine Pause. »Und ihr seid dort auch nicht sicher.«
Prue schüttelte den Kopf. »Das wolltest du uns sagen?«
»Es gibt noch mehr. Aber erst möchte ich, dass ihr mir versprecht, dass ihr mich nicht nach Arborlon bringt, wenn ich euch sage, was ich weiß.«
»Wir haben Freunde in Arborlon«, erwiderte Pan. »Wenn jemand dir dort etwas antut, ist das dein Problem. Uns will keiner etwas Böses.«
Der junge Mann sah ihn abfällig an. »Du weißt gar nichts. Du verstehst nicht einmal, was hier vorgeht. Ich schon. Versprich mir, was ich verlange, dann sage ich es euch.«
Pan sah Prue hilfesuchend an. Sie zuckte mit den Schultern. »Ich glaube ihm nicht.
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