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Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Titel: Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat
Autoren: K. A. Stone
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dachte, die sie heimtückisch mit Steinschleudern angegriffen hatten. Zwei Steine, so hatte mir meine Mutter mehrmals erzählt, hatten ihren Kopf getroffen und sie beinahe zu Boden geworfen. Sanft berührte ich ihren Unterarm. Ich wusste, wie schwer es für sie war, die Kobolde mit den Steinschleudern anzusehen, trotzdem blieb sie, gut versteckt vor den koboldischen Augen, neben mir im Gebüsch hocken, damit ich meinem mahamsanazu folgen konnte.
    Zwei Kobolde öffneten in regelmäßigen Abständen kleine, aus Weiden geflochtene Käfige, um Singvögel freizulassen. Zwei andere Kobolde zielten auf die gefiederten Tiere und fast jeder Steinwurf brachte einen Treffer. Die restlichen Kobolde, die als Zuschauer fungierten, jubelten bei jedem getroffenen Vogel. Nach einer Weile war der Wettstreit zu Ende und die toten Vögel wurden gezählt. Dann reichte einer der beiden steinschleudernden Kobolde dem anderen ein schmales goldenes Messer. Das war wohl der Siegespreis. Die Kobolde verließen die Lichtung und ich spürte, wie mein mahamsanazu langsam nachließ.
    Auf dem Rückweg war ich ungewöhnlich still. Nachts hatte ich einen seltsamen Traum und am nächsten Morgen begann ich, unbeholfen und ungeschickt eine Steinschleuder zu bauen. Ich wollte ein ebenso vorzüglicher Schleuderer wie die Kobolde werden. Als meine Mutter sah, was ich tat, wurde sie traurig und ich erschrak über meine Gedankenlosigkeit. Eilig lief ich zu ihr und bat sie um Verzeihung. Sie schüttelte aber nur den Kopf und sagte, dass dies eben mein mahamsanazu sei.
    Da wusste ich, dass sie mir ihren Segen gegeben hatte und ich arbeitete weiter an meiner Steinschleuder. Ich zielte auf Felsen und Baumstümpfe. Anfangs traf ich kaum, doch mit der Zeit wurde ich geschickter und so mancher Stein fand sein Ziel. Da mich das Schleudern der Steine entspannte und friedlicher machte, ließen mich die Skriek gewähren. In dieser Zeit färbten sich meine Schuppen nur sehr selten dunkel und nur ab und zu ballte ich meine Hände zu Fäusten. Es war eine schöne Zeit und ich fühlte mich behütet und geliebt.
    Doch eines Tages, ich war bereits sieben Jahre alt und wir zogen immer noch die Ufer des Großen Meeres entlang, flog über uns eine Möwe. Sie krächzte und keckerte und fast schien es mir so, als würde sie uns verspotten. Ohne Nachzudenken griff ich nach meiner Schleuder und drehte sie. Ein rundlicher Stein löste sich von dem Lederband und traf die Möwe mitten im Flug. Das war der beste Wurf, den ich bis dahin abgeschossen hatte und ich hätte nicht im Traum daran gedacht, dass ich tatsächlich treffen würde.
    Die Möwe stürzte auf den Strand und verstarb zuckend.
    Und da war es wieder, das verhasste Wort. »Halbseele«, sagten sie. »Du hast getötet!«
    Meine Mutter formte das heilige Zeichen des Mondes, nahm die Steinschleuder aus meiner Hand und warf sie ins Meer. Ich musste die Möwe begraben und drei Tage an ihrem Grab für sie auf der Knochenflöte spielen.
    Ich begann, das tote Tier zu hassen.
    Und alles wurde schlimmer. Die Sippe betrachtete mich noch skeptischer als damals, als ich Malamannina geschlagen hatte, denn jetzt hatte ich sogar getötet.
    Innerlich war ich verzweifelt und immer öfter krochen Ärger und Wut in meine Seele. Schließlich nahm mich eines Tages meine Mutter zur Seite, um mit mir zu reden. Sie erzählte erneut, wie sie mit ihren Krallen die Gedärme meines Vaters aufgeschlitzt hatte und wie sehr sie noch immer unter ihrer Tat litt. Jeden Tag bedauerte sie seinen Tod und ihre Seele hatte immer noch einen Makel.
    »Du, Hama«, sagte sie, »bist ein Kind und hast schon ein Tier getötet. Du musst in Zukunft viel besser auf deine Seele achten.«
    Doch ich spürte kein Bedauern wegen der Möwe. Ein Teil von mir war sogar stolz auf meinen Steinwurf. Meine Mutter spürte dies genau und Trauer verdunkelte ihr Gesicht.
     
    An die nächsten Monate erinnere ich mich nur als eine Zeit der Zweifel und daran, dass ich meist das Gefühl hatte, ganz allein zu sein. Die Sippe zog sich von mir zurück und ich selbst haderte mit mir, weil meine Seele so kümmerlich und klein war. Es gab aber auch Momente, in denen ich zu wissen meinte, dass die Skriek sich irrten und erbarmungswürdige Feiglinge waren. Doch Augenblicke später schämte ich mich wegen dieser Gedanken und fühlte mich noch unvollkommener und verdorbener.
    So wurde ich acht Jahre alt und schließlich neun. Wir hatten das Großen Meer verlassen und uns wieder Richtung Norden
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