Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat
dort, wo ich ihn erwarte. Mit einem bösartigen Funkeln in den Augen taucht er direkt hinter mir auf und hämmert seine linke Faust auf meinen Nacken. Keuchend schlage ich der Länge nach hin. Er meckert erfreut. Ich balle meine schuppigen Finger noch fester um meinen Axtstiel, atme durch und stemme mich auf meine Knie. Zambrynus wartet. Selbstsicher steht er da, die Spitze seines Metallstabarmes zeigt auf mein Herz. »Du bist zu langsam für mich«, sagt er.
Ich stehe wankend auf. Mein Kopf dröhnt, mein Nacken schmerzt. Zambrynus ist stark. Deutlich stärker als ich. »Du darfst mich nicht töten, Hexer. Hast du das schon vergessen?«
»HamSamKoLo will dich lebend«, schnarrt Zambrynus. »Von gesund und unversehrt hat er nichts gesagt.«
Thurantuh, Thurantuh, Thurantuh, flüstere ich und schlage meine Armbänder gegeneinander. Sei vorsichtig! , mahnt mein Gott. Sei sehr, sehr vorsichtig!
Ich schlucke. Der beißende Geschmack von Angst ist plötzlich in meinem Mund und ich weiß, dass ich gegen Zambrynus verlieren werde. Er ist zu schnell, zu stark, zu erfahren. Ich kann ihn nicht besiegen. Thurantuh, flehe ich, hilf mir!.
Sei meiner würdig! , knurrt es in meinem Kopf.
Würdig! Ja, ich will für Thurantuh würdig kämpfen. Und achtvoll sterben. Mit einem Schrei werfe ich mich gegen Zambrynus. Er taucht unter meinem Schlag hindurch und schlägt mit seinem metallenen Armstumpf zu. Ich sehe den Schlag nicht einmal kommen, sondern spüre nur einen massiven dumpfen Schmerz hinter meinem linken Ohr. Meine Knie geben nach. Ich kämpfe. Gegen die Dunkelheit. Gegen meine Bewusstlosigkeit. Gegen den Sturz. Und gegen das Gefühl, dass mein Schädel zerplatzt. Ein Stöhnen entringt sich meiner Brust. Ich höre Kathinka schreien. Bunte Kreise wirbeln vor meinen Augen. Mein Blick wird nicht klar. Kathinka schreit erneut. Ich begreife, dass ich verloren habe. Ächzend senke ich den Kopf und warte auf den nächsten Schlag, der mich endgültig zu Boden werfen wird. Da dringt ein wütendes Zischen an mein Ohr. Es hört sich nach Sincha Ankonski an. Mit aller Willenskraft, die ich noch aufbringen kann, hebe ich meinen Kopf und öffne meine Augen einen Spalt. Die bunten Kreise sind immer noch da, aber ich kann Sincha verschwommen erkennen. Sie hat Romaldos Rapier zwischen Zambrynus Rippen gerammt. Der Hexer schwankt und stöhnt. Dunkles Blut fließt. Sincha stößt erneut zu. Der Hexer scheint Heilmagie zu wirken, denn die Wunde zwischen seinen Rippen beginnt sich zu schließen. Doch davon lässt sich Sincha nicht beeindrucken. Noch nie habe ich sie so erbarmungslos wüten gesehen. Sie sticht mit aller Kraft zu. Zwei Mal, drei Mal. Rippen brechen. Der Hexer geht in die Knie. Sein Metallstumpf verwandelt sich zurück. Er schreit. Stöhnt. Webt Heilmagie. Sincha rammt das Rapier in sein ungeschütztes Herz und lässt es dort stecken.
»Der Prinz von Harba hat eine verdammt scharfe Waffe«, keucht sie. »Aber jetzt brauche ich etwas Solideres.« Sie reißt die Kampfaxt aus meinen kraftlosen Fingern, wuchtet sie hoch und schlägt erbarmungslos zu. Es gibt ein schmatzendes Geräusch, als das Axtblatt in den Hals des alten Mannes fährt. Unmengen von Blut spritzen. »Pass gut auf, Skriek, so tötet man einen Hexer«, schnauft Sincha. Sie schlägt erneut zu und köpft Zambrynus.
29
Ich eile zu Kathinka. Sie liegt mit geschlossenen Augen auf der Seite. Ihr Gesicht ist kreidebleich und voller Schweißperlen. Neben ihr gehe ich in die Knie und hebe sie an den Schultern ein wenig an. Sie stöhnt leise und ich atme auf. Kathinka lebt. Vorsichtig bette ich ihren Kopf in meiner linken Armbeuge und halte sie fest. Die letzte Anwendung ihrer Transformationsmagie, mit der sie Sinchas Lederfesseln verwandelt hat, ist für Kathinka eindeutig zu viel gewesen. Sie hat ihr letztes Quäntchen Kraft verbraucht. Mein Blick fällt auf ihren silbernen Halsring und ich erinnere mich, dass Kathinka mir vorhin, als sie meine Eisenketten transformiert hat, zugeflüstert hat, dass der magische Ring ihre Kräfte blockiert. Schnell hacke ich die Kralle meines rechten Zeigefingers in den Verschluss des Halsringes und breche ihn mit einer Drehung auf. Kathinka keucht und hustet. Ihre veilchenblauen Augen gehen auf und sie starrt mich überrascht an. »Skriek, du lebst«, stammelt sie erleichtert und hustet erneut.
»Du hast uns alle gerettet«, sage ich zu ihr und streiche über ihr Haar. »Dank dir konnte Sincha den Hexer erledigen.«
Kathinka richtet sich in
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