Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat
gibt.
Sincha hockt sich zu uns und hält mir meine Streitaxt entgegen. Zambrynus Blut ist auf dem Schneideblatt noch deutlich zu erkennen. Sincha hat es wohl nicht für nötig erachtet, meine Waffe zu reinigen.
»Ein scharfe Schneide hat deine Axt«, meint sie. »Aber sie ist etwas schwer für zarte Frauenhände.«
Kathinka gluckst neben mir belustigt auf und auch um Sinchas Mundwinkeln spielt ein Lächeln.
Was ist denn momentan nur los? Alle sind so seltsam fröhlich und machen dümmliche Scherzchen. Nur ich bin wohl als Einziger nicht einmal im Ansatz lustig. Das behauptet zumindest Kathinka.
»Du hast keine zarten Frauenhände«, knurre ich Sincha an.
Sie ignoriert mich und wendet sich direkt an Kathinka. »Was ist mit den harbaischen Zwillingen los?«, will sie wissen.
»Knut wird es bald besser gehen, Heerführerin. Aber um Romaldo mache ich mir Sorgen.«
»Warum?«
Kathinka deutet auf Romaldos Schulterwunde. »Es hat ein magisches Gift im Körper.«
Sincha runzelt ungehalten die Stirn. »Bist du dir sicher?«
»Ziemlich sicher.« Kathinka blickt der Heerführerin direkt ins Gesicht. »Ich bin ein magisches Wesen und verstehe einiges von Magie.«
»Und weiter?«
»Der Hexer war ein Meister des Metallelementes. Und er hat selbst gesagt, dass er metallisches Gift angewandt hat.« Kathinka schluckt. »Das bedeutet, dass über Romaldos Schulterwunde giftige Metalle in seinen Körper eingedrungen sind. Er wird sterben, wenn er nicht bald Hilfe erhält.«
»Wer kann ihm helfen?«, will Sincha wissen.
»Ein Zauberer könnte ihn jederzeit retten, da er über die Magie aller sechs Elemente verfügt.«
»Ich stelle es mir etwas schwierig vor, hier in dieser Einöde einen Zauberer aufzutreiben«, schnaubt Sincha.
»Erik Anfohrrnus könnte uns helfen«, entgegnet Kathinka. »Weißt du, wo er ist?«
»Leider nein.« Die Amazone schüttelt den Kopf. »Meine Königin hat mir nur gesagt, dass er sich mit uns im ostalischen Kernland treffen will.«
»Ist das weit entfernt?«
»Gut siebzig Meilen, Formwandlerin.«
»Nun, ohne magische Hilfe wird Romaldo sterben.« Kathinka wirkt nachdenklich. »Aber es gibt natürlich noch eine andere Möglichkeit.«
»Ach, ja? Und welche?«, will Sincha wissen.
»Zambrynus hat vorhin kurz erwähnt, dass er nicht alleine unterwegs ist.«
»Er sprach von seinen Gefährtinnen«, schnaubt Sincha. »Die hätte ich fast vergessen.«
»Es sind Hexen«, ergänzt Kathinka. »Zumindest hat Zambrynus das behauptet.«
»Sie sind mit Ochsenkarren unterwegs«, werfe ich ein. »Damit wollte uns der Hexer zurück zu dem Riesen HamSamKoLo bringen.«
»Ochsenkarren? Hm.« Sincha zieht an einem dünnen Haarzopf. »Die beiden Hexen müssen den gleichen Weg wie wir nehmen, wenn sie hierher zu uns gelangen wollen. Aber sie kommen mit den Karren nur sehr langsam vorwärts. Und in der Nacht ist es viel zu gefährlich, den holprigen Weg mit Ochsenkarren zu befahren. Jederzeit kann ein Rad an einer Wurzel abbrechen. Sie können erst weiterziehen, wenn sie Morgenlicht haben. Das heißt, wir haben noch etwas Zeit, bis sie hier eintreffen.«
»Wir müssen die Hexen fangen«, führt Kathinka Sinchas Gedanken weiter, »und dazu bringen, Romaldo von den metallischen Giften zu heilen.«
»Der Hexer war ein tödlich gefährlicher Gegner«, murmelt Sincha. »Es wird nicht leicht werden, die Hexen zu besiegen.«
»Nun, vielleicht gibt es eine Möglichkeit«, lächelt Kathinka und deutet auf mich. »Wenn ich mich noch ein wenig erholen kann, ist es mir sicher möglich, Skriek das Aussehen von Zambrynus zu geben.«
»Was?« ich glaube meinen Ohren nicht zu trauen.
Eine gute Stunde später schleiche ich mit Sincha, Basola und Lusona den holprigen Waldweg entlang. Kathinka und Clarina, der es wieder besser geht, sind bei den harbaischen Zwillingen geblieben. Knut trinkt Unmengen von Wasser und scheint sich langsam zu erholen, auch wenn seine Brandblasen weiterhin einen schrecklichen Anblick bieten. Romaldo schwitzt und stöhnt die ganze Zeit über. Die Blutung hat mittlerweile aufgehört, aber er ist immer noch ohne Besinnung.
Ich habe nun, wie von Kathinka angekündigt, das Aussehen von Zambrynus. Als wir noch in der Schmiede gewesen sind, hat mir Kathinka befohlen, dass ich mich bis auf meine Unterhose ausziehen soll, damit sie ihre Transformationsmagie wirken kann. Also habe ich wohl oder übel meine Kleider abgelegt. Halb nackt und mit einem Gefühl tiefen Unbehagens bin ich vor Kathinka und
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