Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat
aus dem Feuer. Knut stöhnt auf. Sein Brustkorb hebt und senkt sich bedrohlich. Er verdreht die Augen und sein Kopf sackt zur Seite. Ohne Besinnung liegt er da. »Und natürlich sind die Zwillinge selbst einander auch sehr nahe, nicht wahr?« Er zwinkert Romaldo zu, der langsam den Kopf schüttelt. Es scheint fast so, als ob ihm schwindlig wäre. Zambrynus tritt vor ihm hin. »Soll ich mit der zweiten Runde beginnen, mein Prinz?«
»Du Bestie!« Romaldo zieht die Unterschenkel unter seinen Körper und drückt sich keuchend hoch. Mit einiger Anstrengung kommt er tatsächlich auf die Beine. Wackelig steht er da, die Knöchel eng aneinander gebunden, die Arme hinter seinem Rücken an den Handgelenken zusammengebunden.
Zambrynus tritt ihm gelassen entgegen. »Ich gratuliere dir zu dieser artistischen Leistung, mein Prinz.« Er spuckt aus. »Aber was willst du jetzt tun? Mich angreifen?«
In Romaldos Gesicht zuckt es. »Lass meinen Bruder in Ruhe. Bitte!«
»Du flehst so schön.« Zambrynus betrachtet den Streitkolben. »Aber nicht schön genug. Das geht doch besser.«
Romaldo blickt den Hexer an und begreift, was er von ihm will. Für einen kurzen Moment erschauert Romaldo in ohnmächtiger Wut. Schaum tropft von seinen Lippen. Doch schließlich nickt er langsam und mit großer Willensanstrengung und seine Zähne knirschen vor Ingrimm, als er mit seinen Flehungen erneut beginnt. »Großer, einzigartiger, wunderbarer Hexenmeister ...«
»Halt!« Zambrynus unterbricht ihn unwirsch und dreht sich zu Kathinka. »Du webst Magie, dummes Weib. Das spüre ich genau.«
Kathinka verzieht keine Miene, sondern starrt ihn nur ausdruckslos an.
Er lächelt bösartig. »Wirke Magie, soviel du willst, Zauberin. Mein Halsring bindet dich.« Zambrynus wendet sich wieder Romaldo zu. »Nun, Prinz, fahre fort mit deiner Bettelei.«
»Großer Hexenmeister ...«, beginnt Romaldo nach Atem ringend und mit kaum noch zügelbarer Wut in den Augen.
Ich höre gar nicht hin. Meine Aufmerksamkeit wird von etwas ganz Anderem abgelenkt. Ich sehe aus den Augenwinkeln, wie Kathinka Transformationsmagie webt. Der silberne Halsring mag ja gut sein gegen Zauberei, bei magischen Wandlungen scheint er jedoch kläglich zu versagen. Ich versuche ruhig zu atmen, während Kathinka langsam ihre Lederschnüre in Grashalme transformiert. Mit einem kurzen Ruck sind die Hände hinter ihrem Rücken frei.
Während Romaldo weiter um das Leben seines Bruders fleht, beugt sich Kathinka ganz vorsichtig ein wenig nach rechts, um die Fesseln von Clarina, die zwischen uns am Boden sitzt, heimlich mit ihrer freien Hand berühren zu können. Wieder wirkt sie ihre ungewöhnliche Magie. Sie macht es so geschickt, dass der Hexenmeister nicht bemerkt, dass sie sich ihrer Handfesseln längst entledigt hat. Ich könnte sie vor Freude umarmen. Mag Kathinka auch keine große Kämpferin sein, hier und jetzt ist sie die einzige, die uns helfen kann. Clarinas Lederschnüre werden ebenfalls zu grünen Grashalmen.
Zambrynus lacht auf. »Ah, du greifst schon wieder zu deiner Magie, Zauberin. Gib es endlich auf. Du kommst niemals frei.« Er deutet Kathinkas schiefe Körperhaltung, mit der sie ihre freie Hand verbirgt, völlig falsch. »Winde dich nur in deinen magischen Fesseln. Das ist ein sinnloses Mühen. Du bist und bleibst eine schwache, gebundene Frau.« Er wendet sich wieder Romaldo zu. »Prinz, deine Lobhudeleien beginnen mich zu langweilen. Ich denke, ich werde deinen geliebten Bruder wieder ein wenig rösten.«
»Bitte nicht, großer Hexenmeister! Bitte nicht!«, stammelt Romaldo, der mit gekrümmter Haltung vor Zambrynus steht und nur deswegen nicht umkippt, weil ihn der alte Mann am Plüschkragen seines Hemdes festhält.
Clarina hat währenddessen blitzschnell gehandelt. Mit fliegenden Fingern hat sie die Lederschnüre von ihren Fußknöcheln gelöst und ist hochgesprungen. Ein flinker Satz und sie ist bei der Werkbank. Ohne einen Moment des Innehaltens schnappt sie sich einen Krummsäbel, wirbelt herum und hebt die scharf geschliffene Waffe. Doch Zambrynus hat sie längst bemerkt und ist bereit. Er stößt Romaldo mit der flachen Hand zur Seite. Der Prinz aus Harba kämpft mit unmenschlichem Willen gegen das Umfallen an. Mit bis zum Zerreißen angespannten Muskeln taumelt er atemringend rückwärts. Er prallt mit seiner Schulter gegen die hintere Wand der Schmiede und stöhnt auf. Seine Oberschenkel zittern vor Anstrengung, doch er schafft es, aufrecht stehen zu
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