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Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Titel: Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. A. Stone
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wesentlich angenehmer zu tragen, als die dicken, knarzenden Lederwamse, die die Amazonen stets anhaben. Selbst Knut kann den Verlockungen des Handkarrens nicht widerstehen und sucht sich eine Hose und ein Hemd heraus. Er wird die beiden Kleidungsstücke wohl umnähen müssen, damit sie seinem klobigen Körper passen. Was wir an Kleidung und Stoffen momentan nicht benötigen, legen wir auf die Ladefläche eines Ochsenkarrens. Es wäre schade, etwas zurückzulassen, das wir später vielleicht noch dringen brauchen können. Alle Lebensmittel jedoch, die wir finden, fassen wir nicht an, da wir nicht wissen, wie viele Speisen und Getränke der Hexer mit seinen Giften versetzt hat. Die prall gefüllten Kräutersäcke rühren wir eben so wenig an, auch wenn sie ein verführerisches Aroma verströmen.
     
    Bevor wir aufbrechen, legt Knut seinen Bruder behutsam auf die Ladefläche des Ochsenkarrens ab und streicht über sein Gesicht. Mit einem mitleidserregenden »Grumpf« drückt er Romaldo den Griff seines Rapiers in die kraftlosen Finger, wohl in der Hoffnung, dass die Waffe Romaldos Magie verstärken wird. Sincha tritt zu Knut und blickt ihm direkt in die Augen. »Hör mir zu, kleiner Mann. Ich schätze deinen Bruder dafür, dass er bei dem Kampf mit dem Hexer durch sein mutiges Eingreifen Clarina das Leben gerettet hat. Außerdem habe ich von meiner Königin den Befehl erhalten, euch alle unbeschadet nach Yestshire zu bringen.« Sincha hebt ihren rechten Zeigefinger. »Ich werde daher tun, was in meiner Macht steht, um Romaldo zu beschützen. Aber wenn es hart auf hart geht oder unsere Mission gar zu scheitern droht, werde ich mich nicht unnötig mit deinem Bruder belasten. Ohne einen Moment zu zögern, werde ich Romaldo dann seinem Schicksal überlassen. Ist das klar?«
    »Grumpf«, nickt Knut unglücklich und umklammert so fest den Griff seines Streitkolbens, dass seine Fingerknöchel weiß hervortreten.
31
    Drei Tage sind vergangen. Wir kommen nur quälend langsam vorwärts und die Sonne brennt sengend heiß vom Himmel. Es ist endgültig Sommer geworden. Die Luft flirrt in der Hitze und wir schwitzen alle. Der Ochsenkarren schafft nur wenige Meilen am Tag. Oft müssen wir anhalten und Äste und Steine aus dem Weg räumen. In der Ferne sehen wir die breite Handelstraße, die bis in das ostalische Kernland führt und dann weiter nach Süden, Richtung Yestshire, Telberien und Salur.
    Als es Abend wird, erreichen wir eine Gabelung. Sincha studiert lange ihre Landkarten, schließlich entscheidet sie sich für den linken Weg. Es geht ein kleines Stück bergauf. Farne und Schlehdorne verströmen ihre Düfte. Es gibt unzählige Blumen. Aus dem nahen Wald hören wir die Geräusche der Tiere. Die Gegend erscheint sehr friedlich, fast idyllisch, doch wir alle wissen, dass der Schein trügt. Auch in dieser abgelegenen Gegend kann jederzeit Gefahr drohen. Wir sind wachsam, achten auf jedes Geräusch und sehen uns stets sorgenvoll um. Schritt für Schritt folgen wir dem schmalen Pfad. Der Ochse müht sich mit seinem Karren und Sincha schnalzt wiederholt mit den Zügeln, um ihn anzutreiben. Nach einer Weile halten wir alle überrascht inne. Hinter einer langgezogenen Kurve, etwas abseits des Weges, liegt zwischen alten Buchen und großen Felsen ein verlassener Bauernhof. Das Dach des klobigen, viereckigen Hauses ist an mehreren Stellen eingefallen, das Mauerwerk bröckelt ab und überall wuchern hohe Waldgräser und zahlreiche Sträucher. Die Eingangstür des Bauernhauses hängt in ihren Angeln, alle Fensterscheiben sind zerbrochen. Die Scheune links daneben ist eingestürzt. Hier hat schon lange niemand mehr gewohnt.
    »Das ist unser Nachtquartier«, sagt Sincha und springt geschmeidig vom Kutschbock des Ochsenkarrens.
    »Grumpf«, brummt Knut. Vorsichtig hebt er seinen kranken Bruder von der Ladefläche und geht zum Bauernhaus. Wir anderen folgen ihm. Im Innern des Hauses ist es ziemlich dunkel, es dringt kaum Sonnenlicht durch die kleinen Fenster. Es gibt nur einen Raum. In der rechten Ecke ist ein gemauerter Ofen, an der hinteren Wand steht ein wurmstichiger, wackeliger Tisch. Überall sind Spinnweben, der Staub liegt fingerdick am Boden.
    »Grumpf«, fordert Knut.
    »Nein«, sagt Sincha. »Es lohnt die Mühe nicht, hier sauber zu machen. Heute Nacht kommt kein Regen. Wir schlafen im Freien. Romaldo kann wieder auf der Ladefläche liegen.«
    Knut zögert einen Moment, schließlich grumpft er aber und macht auf dem Absatz kehrt.

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