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Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Titel: Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. A. Stone
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Das Gewicht seines Bruders scheint er gar nicht zu spüren.
     
    Es ist Nacht geworden. Wir haben ein kleines Feuer nahe dem Bauernhaus entzündet. Sincha hat gemeint, dass wir es riskieren können, da die Wand des Hauses die Flammen wohl verbergen wird. Ich hoffe, dass die Amazone recht hat. Insgeheim vermute ich aber, dass sie, genau wie wir alle, Lust auf gegrilltes Ochsenfleisch hat und es einfach leid ist, eine weitere Nacht ohne Feuer zu verbringen.
    Knut sitzt neben Romaldo auf der Ladefläche, macht ein bekümmertes Gesicht und füttert seinen Bruder mit einer Brühe aus Waldkräutern und zerkochtem Fleisch. Romaldo ist bei Bewusstsein, aber er scheint seine Umgebung nicht wirklich wahrzunehmen. Ziellos irrt sein Blick umher. Seine Wangen sind bleich und eingefallen. Schweiß perlt von seiner Stirn. Seine dunklen Haare kleben an Kopf und Stirn. Ein strenger Geruch geht von dem einst so wohlduftenden Prinzen aus. Er atmet schwer und hat große Mühe, die Brühe, die sein Bruder in ihn hineinlöffelt, zu schlucken. Ständig rinnt Flüssigkeit über Romaldos Kinn, die Knut jedes Mal behutsam wegwischt.
    Vorher hat Knut seinem Bruder zum wiederholten Male den Griff des Rapiers in die schlaffen Finger gedrückt. Er hofft wohl, dass dadurch Romaldos Magie gestärkt wird und er so dem Metallgift des Hexers widerstehen kann. Ich mache mir diesbezüglich keine Illusionen. Romaldo wird über kurz oder lang sterben. Das ist offensichtlich.
    Ich hebe meinen Kopf, starre zu dem klaren, wolkenlosen Sternenhimmel und frage mich, wie schon die ganzen letzten Tage über, ob ich nicht mehr Bedauern für Romaldo empfinden sollte. Immerhin ist es meine Schuld gewesen, dass der Riese HamSamKoLo den Hexer und seine beiden Gefährtinnen auf uns angesetzt hat. Wenn ich damals in den Zhakonischen Bergen bei meinem Kampf mit dem jungen, unerfahrenen Riesen nicht so dumm gewesen wäre, würde Romaldo jetzt nicht mit dem Tod ringen. Er bezahlt also quasi für meinen Fehler. Das müsste mir doch zumindest ein wenig ein schlechtes Gewissen verursachen, denke ich. Doch das tut es nicht. Thurantuh grinst zynisch in meinem Hinterkopf. Romaldo ist ein Schnösel , flüstert er. Und denk an Kathinkas Traum!
    Ich nicke insgeheim. Mein Gott hat Recht. Romaldo hat sich mir gegenüber nie als guter Gefährte erwiesen. Stets hat er mich mit seinen spöttischen Bemerkungen gekränkt. Und in Kathinkas Traum kämpfe ich mit Romaldo auf Leben und Tod. Ich weiß, wie schnell und giftig der Prinz aus Harba sein kann. Selbst so eine erfahrenen Kämpferin wie Sincha Ankonski hat nicht den Funken einer Chance gegen ihn gehabt. Insofern kann es mir nur recht sein, wenn Romaldo stirbt, weil das bedeutet, dass es für mich einen Gegner weniger gibt. Mitleid mit dem Prinzen ist also nicht angesagt und es ist daher in Ordnung, wenn ich sein Leiden nicht bedauere.
    Dummkopf!, knurrt Thurantuh. Denk an den Zauberer !
    »Ja, ich weiß«, knurre ich innerlich zurück. Erik Anfohrrnus wird sich schon etwas dabei gedacht haben, als er Romaldo mit uns anderen auf diese Reise geschickt hat. Zweifelsfrei ist der Zauberer viel gewitzter und raffinierter als ich, aber mir leuchtet immer noch nicht ein, wozu wir Romaldo wirklich brauchen. Ja, er ist ein herausragender Kämpfer, das gebe ich ohne weiteres zu. Doch ich meine, dass eine Handvoll Amazonen dem Prinzen aus Harba an Kampfkraft nicht nachstehen würden und uns ebenso gut beschützen könnten.
    »Warum?«, frage ich daher meinen Gott.
    Thurantuh zuckt mit den Schultern. Das weiß nur der Zauberer.
    »Soll ich Romaldo töten? Er ist jetzt absolut wehrlos. Wenn Knut schläft, könnte ich den Prinzen mühelos ersticken.«
    Nein. Thurantuh klingt ungehalten. Warte noch zu. Ich sage dir, wann es so weit ist.
    »Na schön.« Ich nicke.
    Kathinka, die ihren Kopf auf meine Schulter gelegt hat, blickt mich neugierig an. »Warum nickst du mit dem Kopf, Skriek? Hast du wieder mit deinem Gott Zwiesprache gehalten?«
    »Ja, das habe ich.« Da ich ihr aber nichts von meinem Gespräch mit Thurantuh erzählen will, stelle ich ihr lieber eine Gegenfrage. »Warst du schon einmal in Yestshire, Kathinka?«
    »Mehrmals schon. Es ist die beeindruckendste Stadt der Welt.«
    »Ist Yestshire groß?«
    Kathinka lächelt über meine Unwissenheit. »Es gibt keine größere Stadt in ganz Euptonien. Yestshire erstreckt sich über fünf Hügel. Hunderttausende leben dort. Es gibt ein Gewirr an Straßen, Gassen und Kanälen. Es ist unbeschreiblich.

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