Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat
zu sein. Ihre Gesichter sind herzförmig und haben volle Lippen und schmale gerade Nasen. Beide Schankzofen sind blond, haben grüne Augen und einen schlanken, weiblichen Körper. Kathinka wird einiges zu tun haben, wenn sie die muskulöse Basola und die hagere Lusona in diese beiden hübschen Frauen verwandeln will.
Während Kathinka sich hinkniet und die beiden Schankzofen ganz genau in Augenschein nimmt, entledigen sich Basola und Lusona ihrer Lederhosen und Wamse. Ich muss daran denken, wie ich erst vor wenigen Tagen nur in Unterhosen bekleidet vor den anderen gestanden bin, als mich Kathinka in Zambrynus verwandelt hat.
Basola und Lusona scheinen aber im Gegensatz zu mir keine Probleme damit zu haben, nur spärlich bekleidet vor uns zu stehen. Sincha spricht die beiden leise an. »Denkt daran«, sagt sie, »dass ihr euch später angemessene Kleidung aus den Kästen der beiden Schankzofen auswählt.«
»Das werden wir Heerführerin«, nicken Basola und Lusona.
Kathinka erhebt sich aus ihrer knienden Position und streicht eine dunkle Haarsträhne aus ihrem Gesicht.
»Bist du soweit?«, fragt Sincha.
»Ja, jeden Moment«, sagt Kathinka.
Ich trete zur Seite, um Kathinka bei ihrer Arbeit nicht im Weg zu stehen. Da fällt zufällig mein Blick auf die harbaischen Zwillinge. Romaldo hat seine rechte Hand auf den Griff seines Rapiers gelegt, Knut beäugt Kathinka wie ein kampfbereiter Luchs.
Achtung! , warnt mich plötzlich Thurantuh und schickt einen Gedanken von bizarrer Klarheit durch meinen Kopf. Mit einem Schlag wird mir alles klar. Ohne einen Augenblick zu zögern, trete ich seitlich an Romaldo heran und schnappe zu. Meine krallige Hand legt sich eisenhart um seinen Hals, die Kralle meines rechten Daumens drückt gegen seinen Kehlkopf. Romaldo schnauft überrascht auf und ist völlig überrumpelt. Wenn er jetzt auch nur eine einzige falsche Bewegung macht, stirbt er innerhalb eines Wimpernschlages. Unsere Blicke treffen sich und er weiß ganz genau, dass sein Leben an einem seidenen Faden hängt.
Knut hebt seinen Streitkolben. Sein Grumpf klingt böse und herausfordernd zugleich.
»Schuppenkopf!«, knurrt Sincha, zieht ihren Krummsäbel und kommt zu mir. »Lass Romaldo augenblicklich los!«
Kathinka blickt entsetzt zu mir. »Was ist los, Skriek?«
Ich zeige meine vier spitzen Eckzähne. »Romaldo und Knut wollen nicht, dass die Amazonen Angrias töten. Wahrscheinlich hat es mit ihrer Ehre zu tun, dass sie es nicht ertragen, nur dabei zuzusehen, wenn die Amazonen den Auftrag erledigen.«
»Grumpf!!« Knut bebt vor Zorn, wagt aber nichts zu unternehmen, da ich Romaldo immer noch unerbittlich festhalte.
»Sprich weiter«, fordert Sincha mich auf. Die Spitze ihres Krummsäbels zeigt nun mehr auf den harbaischen Prinzen als auf mich.
»Romaldo und Knut haben von Anfang an geplant, Angrias höchstpersönlich zu meucheln«, fahre ich fort. »Darum, Sincha, haben sie auch versucht, sich bei dir einzuschmeicheln. Knut sollte den treuergebenen Paladin spielen. Und Romaldo versuchte in seiner grenzenlosen Selbstüberschätzung dich von seiner Liebe zu überzeugen. Er nahm wohl an, dass eine hagere Kriegerin, wie du eine bist, einem schönen Prinzen aus Harba nicht widerstehen kann. Er plante dich so verliebt in ihn zu machen, dass du ihm keine Bitte mehr abschlagen könntest. Daher forderte er dich zuerst auch zu einem Duell heraus, um dir in einem direkten Kampf Mann gegen Frau zu zeigen, was für ein kraftvoller Kämpfer er ist. Damit hoffte er dich zu beeindrucken. Anschließend gab er sich nett und wohlwollend und behauptete, sich in dich und deine Fähigkeiten zu kämpfen, verliebt zu haben. So hoffte er, deine Zuneigung zu gewinnen und dein Herz zu erobern. Wenn ihm dies gelungen wäre, hätte er versucht, dich dahingehend zu manipulieren, dass du den Befehl gibst, Kathinka möge doch ihn und seinen Bruder in die Schankzofen verwandeln, damit sie Angrias töten können. Als du aber sein verlogenes Werben nicht erwidert und ihm klar gezeigt hast, dass du von ihm nichts willst, änderte er sein Verhalten schlagartig. Er benahm sich wieder so, wie er wirklich ist: arrogant, selbstherrlich und herablassend. Die harbaischen Brüder ließen von ihrem ursprünglichen Plan, dich, Sincha, zu manipulieren ab und beschlossen, den rechten Moment abzuwarten, um von Kathinka mit Gewalt einzufordern, dass sie in die Schankzofen transformiert werden.«
»Ist das wahr?« Sincha klingt eisig.
Romaldo röchelt in meinem
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