Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat
Griff, weigert sich aber ein Wort zu sagen.
»Grumpf, grumpf.« Knut lässt seinen Streitkolben sinken und wirkt mit einem Mal sehr traurig. »Grumpf.«
»Alles, was Skriek sagt, ist wahr«, übersetzt Kathinka. »Doch nun ist ihre Ehre verspielt und sie werden in Schande Yestshire verlassen.«
Sincha senkt ihren Säbel und spuckt Romaldo mitten ins Gesicht. Der Prinz aus Harba läuft vor Wut rot an, er kann aber nichts tun, da meine Kralle immer noch gegen seinen Kehlkopf drückt.
»Halte Romaldo weiter fest«, befielt Sincha Ankonski. »Kathinka wird jetzt ihre Wandelmagie wirken. Sobald ihre Arbeit getan ist, kannst du den Prinzen loslassen. Er weiß ebenso wie wir, dass Kathinka dann nicht noch einmal Wandelmagie einsetzen kann.«
Basola und Lusona sind völlig verändert. Sie wirken hübsch, feminin und sinnlich. Nur ihre Stimmen klingen noch ebenso schroff und hart wie vorher.
Kathinka lehnt neben mir an der Nordwand und ringt nach Atem. Sie hat all ihre Magie gegeben, damit Basola und Lusona möglichst lange als Schankzofen erscheinen.
Romaldo steht mit weißem Gesicht neben dem Brunnenschacht und lässt die Schultern hängen. Für das Erste ist sein Kampfgeist erloschen. Die Scham seiner verletzten Ehre nagt tief in ihm. Knut geht es nicht viel besser. Er grumpft leise und leidend vor sich hin. Im Fackelschein kommt es mir sogar fast so vor, als ob eine Träne in seinem rechten Auge glitzern würde.
Sincha reicht Basola und Lusona die Hand zum Kriegergruß der Amazonen. »Macht unsere Königin stolz«, sagt sie. »Dann wird Ama eure Spinnfäden einweiteres Mal zu einem neuen Netz verknüpfen.«
»Wir werden unsere Königin nicht enttäuschen.« Die beiden Amazonen wirken sehr selbstbewusst. Der nahende Tod scheint sie nur wenig zu kümmern.
Sincha winkt mich zu sich. »Skriek, verschließe den Brunnen mit der Steinplatte, sobald wir hineingeklettert sind. Niemand soll je erfahren, wie wir in den Turm von Yestshire gelangt sind. Wir müssen alle Spuren verwischen, das haben wir dem Zauberer versprochen. Klettere anschließend so schnell wie möglich zurück. Nimm erneut die Nordwand, so wie es Erik Anfohrrnus dir geraten hat. Wir treffen uns alle nordöstlich von Yestshire. Es gibt einen seltsam geformter Felsen, der wie ein erhobener Finger aussieht und an die zwölf Meter hoch ist. Du hast ihn sicherlich bemerkt, als wir uns Yestshire näherten.«
Ich nicke. »Ich kann mich an den Felsen erinnern, Heerführerin.«
»Hinter dem Felsen, vielleicht eine knappe Meile in nördlicher Richtung, ist eine kleine Waldlichtung mit einer Quelle. Dort treffen wir uns. Erik hat versprochen, dass er, falls es ihm irgendwie möglich ist, auch dorthin kommen wird.« Sie zieht ihre Augenbrauen zusammen. »Wir werden bis zur zwölften Stunde des neuen Tages warten. Vielleicht geschieht ja ein Wunder und Basola und Lusona können entkommen.«
»Darauf würde ich nicht wetten«, sage ich.
Kathinka, die von der Anwendung ihrer Wandelmagie noch sehr erschöpft ist, wird von Clarina und Sincha gestützt, als sie in den Brunnen klettert. Dahinter folgen Romaldo und Knut. Sie haben sich widerspruchslos die Leichen der beiden Schankzofen über die Schultern geworfen. Die Gesichter der beiden sind aschfahl. Noch haben sie ihre Niederlage nicht verarbeitet, aber ich weiß genau, dass ich nun in den beiden zwei unerbittliche Feinde habe. Kathinkas Traum kommt mir in den Sinn. Es ist wohl unvermeidlich, dass Romaldo und ich, falls wir beide das hier überleben sollten, in naher Zukunft einen Kampf auf Leben und Tod ausfechten werden. Ich seufze und denke an Kathinka. Nicht einmal richtig verabschieden konnte ich mich von ihr.
»Seufze nicht«, schnaubt Basola und deutet auf den kreisrunden Steindeckel. »Mach dich an die Arbeit.«
Ich blicke von ihr zu Lusona. »Ich hoffe, ihr könnt Angrias töten.«
»Das lass nur unsere Sorge sein, Schuppenkopf«, entgegnet Lusona.
Die Amazonen eilen ohne Gruß zu den Quartieren der Schankzofen. Ich bleibe alleine zurück. Am liebsten würde ich Kathinka und den anderen in den Brunnenschacht folgen, aber das darf ich nicht. Ich muss ja diese verdammte Steinplatte wieder über den Brunnen schieben. Ich fluche, da ich insgeheim befürchte, dass ich bei meinem Abstieg nicht so viel Glück haben werde, wie bei meinem Aufstieg. Ich weiß genau, wenn mich irgendjemand an der Wand des Turmes entdeckt, ist mein Leben verwirkt. Und das will ich um keinen Preis. Zwischen Kathinka und
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