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Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Titel: Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. A. Stone
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genossen!
    Ja, ich habe mich endgültig von der sanften, gütigen Bahluna losgesagt. Nun bringe ich mit Äxten und Krallen Thoranton meine Opfergaben.
    Nachdenklich betrachte ich die Knochenflöte in meinen kralligen Händen. Die Sonne brennt heiß vom Himmel. Nach einer Weile gehe ich in den kühlen Schatten. Der Wasserfall schäumt neben mir und feine Wassertröpfchen legen sich auf mein erhitztes Gesicht und meine bloßen Schultern. Die Melancholie lässt mich nicht los und wird immer mehr zu einer dunklen Trauer. Ich sehne mich nach einer Gefährtin. Einer Menschenfrau. Skriekfrauen stoßen mich mittlerweile ab. Ich hasse ihre schuppige Haut und ihre kahlen Schädel, auch wenn ihre üppigen weiblichen Formen durchaus ihre Reize auf mich ausüben. Aber Menschenfrau finde ich viel schöner. Ihre glatte Haut, ihre Haare und ihre Augen gefallen mir ganz besonders.
    Zwei Mal versuchte ich, als die Sehnsucht nach einer Frau in mir zu stark wurde, zu den Menschenfrauen Kontakt aufzunehmen. Ich schlich mich eines Sommers, als bei den Menschen die Feldarbeit anstand, in die Nähe eines Dorfes namens Semnan. Dort wartete ich zwei Tage, verborgen im Unterholz. Schließlich kam eine dralle Magd allein des Weges. Ich trat aus dem Unterholz. Als sie mich sah, mit dem dunklen Kapuzenmantel, den beiden Axtblättern, die über meine Schultern hervorragten und dem Kampfstab in meiner linken Hand, ließ sie ihren Weidenkorb fallen und lief schreiend davon. Kurz rührten sich meine Jagdinstinkte und ich wollte sie verfolgen, doch nach einem Moment der Besinnung ließ ich es bleiben. Ich raube und töte. Aber ich nehme keine Frauen mit Gewalt. Das liegt zu einem großen Teil an meiner Mutter. Sie wurde bei meiner Zeugung selbst geschändet und litt darunter bis zu ihrem Tod. Oft hat sie mir davon erzählt: Von all ihrer Qual, ihrem Schmerz, ihrer Demütigung. Daher berühre ich keine Frauen gegen ihren Willen. Und ich denke, dass es auch Thoranton so recht ist. Er ist ein Gott des Kampfes. Schwert gegen Axt. Mann gegen Mann. Blut und Schmerz. Das will er; und nicht das ehrlose Besteigen einer schwachen Frau.
    Nachdem die schreiende Magd aus meinem Gesichtsfeld verschwunden war, machte ich kehrt und dachte über das Erlebte nach. Wochen später quälte mich wieder eine gewisse Unruhe, sowie eine heftige Sehnsucht nach Nähe und Zweisamkeit. So ging ich zu einem anderen Dorf. Neben einem Weiher legte ich meine Äxte und den Kampfstab ab, nahm den Rundschild vom Rücken und zu guter Letzt zog ich auch meinen Kapuzenmantel aus. Dann wartete ich ungeduldig, bis eine Menschenfrau allein des Weges kam. Endlich, es dämmerte schon, war es soweit. Langsam, um sie nicht zu erschrecken, trat ich zwischen zwei schlanken Birken hervor. Ich hob meine rechte Hand und lächelte freundlich, um sie zu beruhigen und um ihr zu zeigen, dass ich in friedlicher Absicht kam. Für das Erste wäre ich schon damit zufrieden gewesen, nur ein paar belanglose Worte mit ihr zu wechseln. Doch soweit kam es erst gar nicht. Die Menschenfrau reagierte ebenso wie die dralle Magd. Vor Angst schreiend rannte sie eiligst davon.
    Menschenfrauen finden mich abstoßend und hässlich. Sie ekeln sich vor mir und ich mache ihnen Angst. Niemals werden sie sich zu mir auf mein Lager legen.
    Mehrmals überlegte ich schon, mir eine Handvoll Goldstücke zu nehmen und zu jenen Frauen zu gehen, die ihren Körper für Münzen darbieten. Doch ich ließ es stets bleiben. Ich möchte dafür nicht bezahlen. Es kommt mir unehrenhaft vor und einem Krieger Thorantons unwürdig.
    Mit den Gedanken an die Vergangenheit verlasse ich meinen Schattenplatz neben dem Wasserfall und gehe zum Eingang der Höhle. Meine Trauer wird immer tiefer. Ich hasse Tage wie heute. Endlos suhle ich mich in meinem Leid und meiner Einsamkeit und ich spüre, wie sich in der Tiefe meiner Seele eine schwarze, zerstörerische Wut regt. Wenn sie sich ihre Bahn bricht, werde ich zu meinen Waffen greifen, auf die Jagd gehen und töten. Schlagen, blocken, täuschen und wieder zuschlagen. Bis die Wut verraucht und meine Traurigkeit verschwunden ist, zumindest für eine kurze Zeit. Lange bleiben meine dunklen Gefühle mir nie fern. Manchmal glaube ich, dass sie jedes Mal ein wenig stärker zu mit zurückkommen und sich immer bösartiger und klammernder in meiner Seele einnisten.
    Ich greife zu meinem Stieramulett und schicke ein Gebet zu Thoranton. Viel zu wenig weiß ich über meinen Gott. Ich kenne nicht die alten Rituale,

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