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Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Titel: Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. A. Stone
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»Mutter, ich werde dich zu deinen Schwestern begleiten. Wenn du sicher am Ziel bist, kehre ich wieder hierher zurück.«
    »So soll es geschehen, Hama. In drei Tagen ziehen wir los.« Sie griff zu ihrer Trollknochenflöte. »Und jetzt lass mich allein. Ich will Lieder spielen.« Sie ging in den Wald und ließ mich ohne ein weiteres Wort zurück.
    Ich griff zu meinen Äxten und begann mit meinen Übungen. Drehen, täuschen, ducken, schlagen. Wieder und immer wieder. Schweiß tropfte von meiner Stirn und ich wirbelte noch schneller über den Platz vor meiner Höhle. Finte, ducken, Hieb. Und erneut. Doch mit einem Mal hielt ich inne. In mir war plötzlich so eine seltsame Unruhe. Meine Nasenflügel vibrierten. Irgendetwas stimmte hier nicht. Ich leckte nervös über meine Lippen. Und dann war auf einmal eine seltsame Klarheit in mir und ich wusste ganz genau, dass meine Mutter in wahrlich großer Gefahr war. So schnell ich konnte, lief ich los. Alle meine Sinne waren hellwach. Ich witterte und fand den Weg, den meine Mutter entlang gegangen war. Ich sprang über Wurzeln und schlug herabhängende Zweige zur Seite. Mein Atem ging stoßweise und ich war schweißgebadet. Die Haut unter meinen Schuppen kochte. Ich zog, ohne in meinem Lauf innezuhalten, die Kapuze nach hinten. Und da hörte ich plötzlich die Schreie meiner Mutter. Sie war ganz nahe. Ich brach durch das Unterholz und erfasste die Situation mit einem Blick. Vor mir war eine große Lichtung. Zwei ostalische Soldaten, keine fünfzig Meter von mir entfernt, hatten meine Mutter gefangen genommen und an den Händen gefesselt. Zynisch lächelnd malträtierten sie mit ihren kurzen, scharfen Messern die Haut meiner Mutter. Ich brüllte aus tiefster Wut und sprintete weiter. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Meine Oberschenkelmuskeln brannten. Doch ich ließ in meinem Tempo nicht nach. Alles in mir wusste, dass ich nicht einen winzigen Moment zögern durfte. Das Leben meiner Mutter hing an einem seidenen Faden. Erneut brüllte ich meinen Zorn hinaus und hoffte, so die Soldaten für jenen kurzen Augenblick abzulenken, den ich benötigte, um sie zu erreichen und mit meinen Äxten niederzustrecken.
    Doch als die Soldaten mich heranstürmen sahen, durchschnitt einer von ihnen mit einer einzigen, beinahe gleichgültig wirkenden Bewegung die Kehle meiner Mutter. Sie röchelte schmerzerfüllt ein letztes Mal. Blut schoss aus der klaffenden Halswunde und meine Mutter starb mit einem Zucken ihres geschundenen Körpers. Leblos kippte sie zur Seite. Eiskalte Wut durchströmte mich. Ich ließ meine Äxte fallen und stürzte mich mit geballten Fäusten auf die beiden ostalischen Soldaten. Innerhalb von Sekunden lagen sie bewusstlos vor mir am Boden. Ich nahm ihre Gürtel und band sie an die Stämme zweier junger Föhren. Dann wartete ich voller Ingrimm. Als sie wieder zu sich kamen und mich sahen, keuchten sie entsetzt auf und flehten um Gnade. Ich knebelte sie kurzerhand, ergriff eines ihrer scharfen Messer und begann mit der Häutung ihrer Leiber. Da ich darin ungeübt war, stellte ich mich wohl ziemlich ungeschickt an, denn die beiden Soldaten starben relativ schnell. Ich hätte sie lieber länger leiden gelassen. Dennoch geben mir auch heute noch das Entsetzen in ihren Gesichtern und der Schmerz in ihren Augen eine gewisse grimmige Genugtuung. Aus ihren Oberschenkelknochen machte ich vier schöne Flöten, die heute noch in meiner Höhle aufbewahrt sind. Gelegentlich, wenn mir meine Mutter sehr fehlt, spiele ich auf diesen Flöten. Dann fühle ich mich ihr nah.
08
    Zehn Jahre sind ins Land gezogen. Es ist wieder Frühling. Die Sonne scheint warm vom Himmel. Keine Wolke trübt ihre Strahlen. Die Bäume und Sträucher zeigen ihr sattes Grün, kleine Kitze und Bären streifen durch die Wälder. Bald werden die ersten Beeren reif.
    Ich sitze auf einem Fels neben dem Wasserfall, spiele die Knochenflöte und denke an meine Mutter. Trotz all des Blühens und Wachsens um mich herum, fühle ich eine Melancholie, die mir in letzter Zeit nur zu vertraut geworden ist. Ich bin schon zu lange allein. Wenn ich auch bei weitem nicht so gesprächig bin wie ein Skriek, so fehlt mir doch die Unterhaltung mit anderen Wesen. Die Stille rund um meine Höhle wird von Jahr zu Jahr drückender und belastender. Seit ein paar Monaten träume ich auch von all den Trollen, Gnomen, Kobolden und Menschen, die ich getötet habe. Ihre Gesichter erscheinen mir im Traum, sie bespucken und verfluchen mich und

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