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Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Titel: Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. A. Stone
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mit denen man ihn ehren sollte, ebenso wenig kenne ich die Gesten, die ihn anrufen oder besänftigen. Jolandolo hat mir kaum etwas über ihn erzählt. Ich weiß nur, dass Thoranton mächtig ist. Überaus mächtig. Und dass er glücklich ist, wenn ich in den Kampf ziehe. Ich greife nicht nur zu meinen Äxten, um meine Seelenqual zu beruhigen, nein, ich will Thoranton auch zufrieden stellen. Nur ein Narr würde seinem Gott nicht zu gefallen suchen. Man kann über mich vieles sagen. Ich bin ein Bastard, eine Halbseele, ein Schlächter und ein Dieb, aber ich bin kein Narr.
    Die Sonne steht jetzt hoch am Himmel. Ich ziehe mich noch weiter in den Schatten zurück und greife nach meinem Wetzstein. Ein Krieger muss seine Waffen stets scharf halten. Gleichmäßig lasse ich den Wetzstein nach vorne und zurück gleiten. Die Schneiden meiner Axtblätter sind schärfer als jedes Rasiermesser. Vor und zurück. Die Monotonie der Bewegungen entspannt mich ein wenig. Doch plötzlich halte ich inne. Irgendetwas stimmt hier nicht. Aber was? Seltsamer Weise signalisieren mir meine Instinkte keine Gefahr. Trotzdem spüre ich, dass sich etwas verändert hat. Ich brauche einen Moment, um zu begreifen, was es ist. Es ist still ringsum. Zu still. Kein Singvogel ist zu hören. Jetzt im Frühling müsste ein Zwitschern und Tschilpen die Luft erfüllen; es sei denn ein Jäger, egal ob zwei- oder vierbeinig, schleicht durch die Wälder. Aber warum geben mir meine Instinkte keinen Alarm? Dort draußen ist jemand. Da bin ich mir sicher.
    Ich lege den Wetzstein zur Seite und stehe leise auf. Es wäre dumm, sich nur auf meine Instinkte zu verlassen. Ich stecke die Äxte in die Lederriemen knapp unter meinen Schulterblättern und schnalle meinen Rundschild auf den Rücken. Anschließend hülle mich in meinen langen, dunklen Mantel, ziehe die Kapuze über meinen Kopf und greife nach meinem Kampfstab. Nun bin ich gerüstet und es hat nur wenige Augenblicke gedauert.
    Ich wittere in die Luft und nehme fremde Gerüche war. Dann höre ich, wenn auch noch weit entfernt, eine Frauenstimme. Ein Pferd schnaubt. Reiter! Wollen sie zu mir? Ich verlasse den Platz vor meiner Höhle, klettere eilig über steile Felsen nach oben und verstecke mich hinter einem Felsvorsprung. Vorsichtig spähe ich nach unten und sehe vier Reiter. Sie kommen ohne Scheu und ohne zu zögern näher. Vor meiner Höhle halten sie an.
    Ich bin erstaunt. Überrascht. Einer von ihnen ist ein Zauberer. Er trägt die traditionelle Kleidung der magischen Bruderschaft. Ein grauer Mantel mit den beiden Runensymbolen auf Höhe der Schultern, eine breite, purpurne Schärpe und eine lange, weiße Toga. In der rechten Hand hält er einen Zauberstab aus Zedernholz. Gelassen steigt der Zauberer von seinem schwarzen Wallach. Er dürfte so um die fünfzig Jahre alt sein. Seine Haare sind kurz und braun, sein Gesicht ist glattrasiert, abgesehen von einem schmalen, penibel gestutzten Kinnbart. Er hat eine ungewöhnlich große Nase für einen Menschen und einen breiten Mund. Runzeln liegen in seinen Augenwinkeln. Er ist groß, fast so groß wie ich und von hagerer Gestalt. Ruhig sieht er sich um, geht ein paar Schritte Richtung Höhle und hält schließlich an.
    Ich löse meinen Blick von ihm und wende ihn seinen Gefährten zu. Die junge Frau steigt von ihrem Pferd und bindet die Zügel an einem Strauch fest. Sie ist schlank, hat aber dennoch deutlich sichtbare weibliche Rundungen, denen einer Skriekfrau nicht unähnlich. Sie gefällt mir auf Anhieb. Ihr Haar ist gewellt und schwarz und reicht ihr bis zur Mitte ihres Rückens. Ihre Augen sind veilchenblau und ihre Haut ist glatt und sonnengebräunt. Sie trägt eine lederne Reithose, kniehohe Stiefel, eine grüne Bluse und eine dunkle Lederjacke, an deren Ärmeln lange Fransen angenäht wurden. In den Händen hält sie ebenfalls einen Zedernstab. Ist auch sie eine Zauberin? Wenn ja, warum trägt sie dann die Bekleidung einer Waldläuferin? Ich wende meinen Blick von ihr ab und betrachte die beiden letzten Reiter, die mittlerweile ebenfalls abgestiegen sind. Der eine ist ungewöhnlich breit und klein. Er wirkt wie ein steinerner Quader. Überaus muskulöse Unterarme enden in zwei riesigen Pranken, die im Verhältnis zu seiner geringen Körpergröße seltsam anmuten. Es wirkt fast so, als ob man an seinen tonnenförmigen Leib die Arme eines Riesen angeleimt hätte. Er ist glatzköpfig, hat eine breite Nase, große fleischige Ohren und einen struppigen

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