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Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Titel: Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. A. Stone
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untrügliches Zeichen dafür, dass wir wieder in Euptonien sind.
    Wir marschieren über Mittag durch, essen im Gehen und gönnen uns keine Rast. Es wird Nachmittag und schließlich Abend. Wir erreichen die letzten Ausläufer der Zhokanischen Berge. Vor uns ist ein schmales Plateau. Wir gehen bis zum Rand, legen uns auf die Bäuche und spähen nach unten. Der Ausblick ist atemberaubend. Im Osten, tief unter uns, liegt Amazonien. Es ist von drei Seiten durch steile Felswände geschützt. Nur ein schmaler Durchgang auf südlicher Seite ermöglicht den Zugang zu dem Tal und der berühmten Burg Ontron. Insgesamt sieben mächtige Pforten, aufgefädelt wie Perlen auf einer Schnur, umschließen die einzige Straße, die ins Land der Amazonen führt.
    Vor der ersten Pforte ist freies Gelände. Es gibt nur zwei gepflasterte Wege nach Amazonien; beide führen, einer von Osten, einer von Westen kommend, durch den Karnischen Wald und enden in einem recht kurzen Abstand voneinander an der offenen Wiesenfläche vor der ersten Pforte. Das Unterholz rechts und links der Wege ist so dicht, dass selbst ich kaum hindurch gekommen wäre. Nun verstehe ich meine Gefährten besser. Amazonien kann man kaum unbemerkt betreten. Schon gar nicht, wenn man zuvor ein paar ostalische Soldaten abgeschlachtet hat.
    Fünf, vielleicht sogar sechs ostalische Legionen lagern am Waldesrand und davor, rund zwei Meilen von der ersten Pforte entfernt. Sie haben schweres Kriegsgerät bei sich. Onager, Triböcke, Schleudern, Skorpione, Rammen und Belagerungstürme. Überall sieht man Soldaten. Waffenstarrend, selbstbewusst und kriegslüstern. Ich schätze, es sind so an die zehntausend Mann. Zelt liegt an Zelt, Unterkunft an Unterkunft. Zahlreiche Feuer brennen. Und überall weht das Zeichen Ostaliens. Ein goldener Adler mit Schwert.
    Kathinka Ebensa zeigt weit nach Süden. Dort ist eine zweite Armee, deutlich kleiner als jene, die Amazonien belagert. »Das dort sind König Edwins Mannen«, erklärt sie uns. »Salur lässt die Amazonen nicht im Stich.«
    »Grumpf«, knurrt Knut gereizt; ihm scheint die Anwesenheit der salurischen Krieger gar nicht zu gefallen.
    Mir sind in der Zwischenzeit ein gutes Dutzend schwarze Raben aufgefallen, die rund um das größte Zelt des ostalischen Lagers kreisen. »Was ist mit den Vögeln dort unten?«, frage ich.
    Kathinka Ebensa flucht unterdrückt. In ihren Augen liegt kalter Zorn. »Das sind dunkle Boten. Verlogene Wesen, die dem Herrscher mit der Maske dienen.«
    »Die Raben überbringen Nachrichten?«, wundere ich mich.
    »Sie tun viel mehr.« Kathinka umfasst ihren Zauberstab so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortreten. In ihrem Zorn merkt sie gar nicht, dass sie mir Antworten gibt, mit mir spricht. »Verstehst du jetzt, Echsenmann, warum wir so vorsichtig sein müssen? Diese verdammten Raben können überall sein. Sie sehen alles.«
    Ich verstehe.
    Wir warten, bis die Sonne untergeht und wir uns an den Abstieg machen können. Endlich wird es Nacht und dunkel. Sehr dunkel. Vorsichtig klettern wir die steilen, zerklüfteten Felsen nach unten, ständig darauf bedacht, so wenig Geräusche wie möglich zu machen. Die Sterne spenden ein erbärmlich spärliches Licht, kaum genug, um einen Schritt weit zu sehen. Wir kommen nur sehr langsam voran. Kathinka hat große Mühe, einmal rutscht sie auf einem Kiesel aus und kann gerade noch im letzten Augenblick einen Sturz vermeiden. Keuchend atmet sie durch und akzeptiert meine helfende Hand, wenn auch nur sehr widerwillig. Stück für Stück arbeiten wir uns abwärts und nutzen jeden noch so kleinen Felsvorsprung zum Schutz vor neugierigen Blicken. Endlich erreichen wir gut eine Meile hinter dem ostalischen Heerlager die ebene Erde. Bis jetzt, Thurantuh sei Dank, scheint uns niemand bemerkt zu haben. Wir laufen so schnell wir können auf die erste Pforte zu, die sich direkt vor uns hoch in den Nachthimmel erhebt. Da tauchen plötzlich Schatten vor uns auf und mit einem Schlag sind wir von Kriegerinnen umzingelt. Es sind Amazonen. Sie haben lange, schmale Speere, mit denen sie auf uns zielen. Einige entzünden Fackeln. Krummsäbel werden gezogen. Die Mienen der Frauen sind kalt und tödlich.
    »Wir dienen dem Smaragdkelch.« Kathinkas Stimme klingt seltsam angespannt. Kratzig und rau. Sie hebt ihren Zauberstab an und spricht jetzt lauter, damit jede Amazone sie verstehen kann. »Wir dienen dem Smaragdkelch! Dem Smaragdkelch!«
    Eine Kriegerin tritt nach vorne. Sie ist groß,

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