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Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Titel: Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. A. Stone
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schlank und sehnig. Und äußerst gefährlich, das sagen mir meine Instinkte. Auf ihrer linken Gesichtshälfte ist ein schwarzes Spinnennetz tätowiert. Sie verbeugt sich leicht. »Ihr werdet erwartet.«
13
    Ich erwache in einem Bett. Ein Bett! Wie lange habe ich nicht mehr in einem geschlafen! Es ist wahrlich viele Jahre her. Damals in Thuma, als meine Mutter und ich für Wirt Estmond gearbeitet haben, sind wir in einer winzigen Kammer über dem Schankraum untergebracht gewesen. Und dort ist auch ein Bett gestanden. Schief und durchgelegen zwar, mit dünner Stroheinlage und einer morschen Kopfleiste, aber es ist ein Bett gewesen. Ansonsten habe ich seit meiner frühesten Kindheit stets auf Fellen geschlafen, die ich auf felsigen Höhlenböden, in Holzunterständen mit Erdböden oder unter dem freien Nachthimmel ausgebreitet habe.
    Ich trete zum Fenster. Die Sonne geht auf. Heute wird es warm und klar. Kaum eine Wolke ist zu sehen. Mein Blick schweift nach unten. Die Pforte ist wahrhaft gewaltig. Sie überspannt den gesamten Eingang des Tales und ist gut fünfhundert Meter breit. Alles ist aus solidem Fels erbaut worden, die Wände sind meterdick. Gestern sind wir, ohne dass die Amazonen viele Wort verloren haben, über eine steile Treppe nach oben geführt worden. Im Fackelschein habe ich hohe Türme und lange Wehrgänge gesehen. Eine Amazone hat zu Kathinka gesagt, dass die Pforte über siebzig Meter Höhe hat, an manchen Stellen sogar noch mehr. Und der Hauptturm über dem eisernen Eingangstor soll sogar über hundert Meter haben.
    Ich sehe das ostalische Feldlager. Soldaten exerzieren, schleifen mit Wetzsteinen die Schneiden ihrer Waffen. Andere überprüfen das schwere Belagerungsgerät. Wieder fallen mir die Raben auf, die das größte Zelt des feindlichen Lagers umfliegen und ich muss an Kathinka Ebensa denken. Warum hasst sie die Raben nur so? Was für eine Bewandtnis hat es mit diesen Tieren? Ich seufze, ganz so wie es der Zauberer Erik Anfohrrnus zu tun pflegt und lasse meinen Blick weiter nach Süden gleiten. Dort liegt die salurische Armee von König Edwin und seinen Söhnen, Prinz Baldwin und Prinz Logwin. Die Salurer sind den Ostaliern an Zahl deutlich unterlegen, trotzdem vermitteln sie ein gewisses Gefühl an Sicherheit. Sie sind ein Zeichen dafür, dass König Angrias nicht unbehelligt und ohne Gegenwehr über ganz Euptonien herrschen kann. Eigentlich, denke ich, kann es mir ja egal sein, welcher König herrscht. Ich kenne König Edwin von Salur ebenso wenig wie König Angrias aus Ostalien. Vielleicht ist er ein ebenso grausamer Despot wie der ostalische Herrscher mit der dunklen Maske? Vielleicht strebt auch Edwin nach der Herrschaft über den ganzen Kontinent? Nun, für mich würde es keine Rolle spielen. Mich scheren Machtstreben und Königtümer nicht. Mein Leben gestaltet sich unabhängig davon, wer welche Länder beherrscht. Ich habe keinen Stamm, keine Familie, kein Territorium, dem ich angehöre. So gesehen könnte man sagen, ich bin völlig vogelfrei. Und allein. Freiheit und Alleinsein, denke ich, gehen wohl stets miteinander einher.
    Ich wende mich vom Fenster ab und greife nach meinem Kapuzenmantel und meinen Waffen. Dabei wird mir wieder einmal klar, dass ich zwar die traurige Gewissheit in mir trage, immer noch einsam und allein zu sein, aber nicht mehr das Gefühl habe, auch nur irgendwie frei und unabhängig zu sein. Ich bin eidverbunden, gekettet an einen Schwur und einen Auftrag: König Angrias muss getötet werden. Davon handelt mein Schwur. Dennoch kümmert es mich nicht, wer herrscht und regiert. Ich werde mithelfen, den Herrscher mit der dunklen Maske zu töten. So einfach ist das. Und so klar. Es geht hier nur um mich. Ich muss überleben und wachsam sein. Meinen Eid erfüllen. Alles andere ist unwichtig. Völlig unbedeutend. Nicht mehr als eine Randnotiz in meinem Leben. Töten, um selbst überleben zu können. Das ist es, was ich meinem Gott Thurantuh schuldig bin.
    Ich verlasse meine Kammer und mir fällt auf, dass ich seit Tagen keine Melancholie mehr in meiner Seele verspürt habe. Woher kommt das? Ich weiß es nicht. Aber ich akzeptiere es als Verbesserung. Vielleicht ist es auch ein Geschenk Thurantuhs? Vielleicht will er nicht, dass ich, sein einziger Krieger, Schmerz und Trauer in meiner Seele trage, bevor der Schwur erfüllt ist?
    Am Gang treffe ich eine Amazone. Ihre langen Haare sind, wie bei allen Kriegerinnen, zu dünnen Zöpfen geflochten. Sie trägt dunkle

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