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Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Titel: Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. A. Stone
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»Ich verfüge über nur wenig Kampfkraft. Mein Talent liegt ganz wo anders.«
    »Wo?« Ich bin neugierig und spüre das erste Ziehen von mahamsanazu in mir.
    »Das wirst du noch früh genug erfahren.« Sie treibt ihr Pferd an. »Wir sollten den Anschluss zu den anderen nicht verlieren.«
    Ich verstehe. Wir vertragen uns erst so kurze Zeit. Da kann man nicht über alles sprechen. Nicht alles preisgeben. Noch nicht. Aber ich werde geduldig sein und warten. Irgendwann wird mir Kathinka alles erzählen. Und ich werde ihr zuhören.
     
    Es wird Abend. Vor uns kann ich die ersten felsigen Ausläufer des Punzinischen Gebirges erkennen. Es besteht aus Gneis und Granit. Die Gipfel sind nicht zu sehen, da die Wolken zu dicht sind und zu tief hängen. Vereinzelt wachsen Latschen und Kiefern. Ansonsten gibt es nur wenig Vegetation. Wir erreichen eine Garnison mit hohen Mauern und starken Wachtürmen und reiten durch ein befestigtes Tor ins Innere. Überall sind waffenstarrende Kriegerinnen. Fackeln werden entzündet.
    »Jetzt übertreibt ihr Amazonen aber«, schnaubt Romaldo, während er von seinem Pferd steigt und seine Zügel einer herangeeilten Kriegerin überreicht. »Wer braucht denn hier in dieser Einöde eine Festung? Das ist ja lächerlich! Keine Armee der Welt kann dieses Gebirge vor uns überqueren.«
    »Einzelne Spione aber schon, Prinz aus Harba!« Sincha Ankonski steht neben ihm und klingt ungehalten.
    »Pfh!«, schnauft Romaldo. »Für ein paar Spione benötige ich doch keine ganze Garnison. Da genügen flinke, wendige Reiter.«
    »Wir Amazonen wissen schon, wie wir uns zu schützen haben.« Sincha deutet mit ihrem Zeigefinger auf Romaldo. »Deine Heimat Harba wurde von König Angrias in einem Handstreich erobert. Amazonien ist immer noch frei und unbesiegt.«
    Für einen winzigen Augenblick zuckt Romaldos Hand zu seinem Rapier.
    »Grumpf!«, faucht Knut warnend seinen Bruder an.
    Romaldo entspannt sich, lächelt, als ob nichts gewesen wäre und neigt huldvoll seinen Kopf vor der Heerführerin. »Danke, Mylady Sincha, dass du mich auf Harbas offensichtliche Schwächen hinweist. Ich werde es nicht vergessen.«
    »Du scheinst nie etwas zu vergessen, Prinz. Zumindest sagt man dir das nach.«
    »Nun, Mylady, meine Feinde werden nicht alt.« Er zeigt seine weißen, ebenmäßigen Zähne. »Wir Harbaner sind ein stolzes Volk. Unseren Freunden treu bis in den Tod. Unerbittlich zu unseren Widersachern.«
    »Manche behaupten, dass Leute, die mit dir im Streit lagen, oft tot in ihren Betten aufgewacht sind. Im Schlaf gemeuchelt.« Sinchas Stimme klingt verächtlich und herablassend.
    »Nun, Mylady, dann kannst du ja unbesorgt schlafen.« Romaldo tippt an seinen Hutrand und wendet sich von der Amazone ab. Knut geht mit seinem Bruder.
    Sincha verfolgt die beiden nachdenklich mit ihren Augen. Ihre Kriegerinnen murren und werfen Romaldo und Knut böse Blicke hinterher.
     
    Wir haben gegessen. Hartkäse, Brot und Rüben. Dazu gab es Wasser und roten Wein. Es ist spät geworden. Sincha und ihre Kriegerinnen sitzen mit der Kommandantin der Garnison an einem Ende des Tisches und wollen offensichtlich unter sich bleiben. Sinchas Kriegerinnen sind recht wortkarg, aber nicht unfreundlich. Zumindest nicht zu mir. Sie nehmen mich als das, was ich bin: Ein Gefährte, mit dem sie einen gemeinsamen Auftrag zu erfüllen haben. Es gibt keine bösen Worte, keine scheelen Blicke. Sie respektieren mich. Das tut meiner Seele gut. Ich spüre, dass die Dunkelheit in mir ein wenig zurückweicht und meine Aggression schwindet. Und auch ich respektiere die Amazonen. Sie sind ehrenhafte Kriegerinnen, die ihr Land gegen eine Übermacht verteidigen. Das spricht für ihren Mut.
    Schließlich steht Sincha auf und wünscht eine gute Nacht. Ihre Kriegerinnen folgen ihr zu den Schlafgemächern. Die Kommandantin verabschiedet sich ebenfalls. Wenig später gehen auch Romaldo und Knut. Kathinka bleibt noch eine Weile bei mir am Tisch im Essraum der Garnison sitzen. Wir schweigen, spüren die Nähe des anderen und verstehen uns ohne Worte. Schließlich erhebt sich auch Kathinka und geht. Sie lächelt mir zu, als sie die Tür hinter sich zuzieht. Ich bleibe allein zurück und trinke Wasser. Obwohl ich müde bin, kann ich noch nicht einschlafen. Mit schmalen Augen starre ich durch die Fensterscheibe in die dunkle Nacht. Ich beschließe, eine Runde durch die Garnison zu gehen. Mit tief in die Stirn gezogener Kapuze laufe ich über den Hof, klettere eine Leiter

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