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Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Titel: Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. A. Stone
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der Schankmaid Anninka geschehen?«
    Sie blickt mich von ihrem Pferd herab lange an. Schließlich zuckt sie mit den Schultern. »Wir wissen es nicht genau. Aber Anninka hatte viele Schulden. Vielleicht wollte sie deine Haut teuer verkaufen.«
    »Möglich.« Ich zucke ebenfalls mit den Schultern. »Aber wer hat sie getötet?«
    »Vermutlich jemand, der die Gelegenheit nutzte, sich an ihr zu rächen.« Sincha hebt den Kopf und betrachtet die dichten, dunklen Wolken am Himmel. »Ontron beherbergt viele Kreditgeberinnen. Sie sind nicht eben für ihre Geduld bekannt.« Sie senkt ihre Stimme. »Du hast Anninka gefesselt zurückgelassen. Eine Kreditgeberin könnte daher meinen, dass sie Anninka töten kann, ohne dass ein Verdacht auf sie fällt.«
    Ich denke nach. »Warum waren die Wächterinnen so schnell bei Kathinka und mir im Kastell?«
    Sincha lacht leise, kehlig und ohne Humor. »Skriek, glaubst du wirklich, dass du auch nur einen Schritt in Ontron tun konntest, ohne überwacht zu werden? Während du in Anninkas Wohnung warst, standen Wächterinnen in der Gasse neben dem Haus. Als du dann so eilig ins Kastell zurückgelaufen bist, wurden sie natürlich misstrauisch.«
    »Und fanden die tote Anninka?«
    »Ja.«
    »Die Wächterinnen haben niemanden gesehen?«
    »Niemanden, außer dir.«
    »Das ist doch seltsam«, brumme ich.
    »So ist es.« Sincha schnalzt mit der Zunge und treibt ihr Pferd schneller an.
    Ich lasse mich zurückfallen, bis ich mit Kathinka auf gleicher Höhe bin und erzähle von meinem Gespräch mit der Amazone. Kathinka überlegt eine Weile schweigend, schließlich streicht sie eine klatschnasse, schwarze Haarsträhne aus ihrem Gesicht. »Anninkas Tod ändert nichts an unserer Situation.« Sie lächelt mich kurz aufmunternd an. Ich mag ihr Lächeln sehr. Insgeheim wünsche ich mir, dass ich die Gabe hätte, sie öfter zum Lachen zu bringen, aber mein Humor ist leider nur sehr schwach ausgeprägt. »Skriek, wir müssen weiterhin äußerst vorsichtig sein, unsere Augen offen halten und versuchen, zu überleben.«
    »Du hast recht, Kathinka.« Es gefällt mir, ihren Namen auszusprechen. Eine Weile schweigen wir. Immer weiter fallen wir zurück. Bald sind wir die letzten in der Reihe. »Kathinka«, sage ich so leise, dass die anderen uns nicht hören können, »du hast gestern Abend gesagt, dass du auch ein Bastard bist.«
    »Ja, das habe ich.« Ihre veilchenblauen Augen verengen sich und wirken plötzlich abweisend. Will sie nicht mit mir darüber sprechen?
    Da ich sie auf keinen Fall vergrämen und unser gutes, noch so neues Einverständnis belasten will, hebe ich entschuldigend die Hände. »Ich bin ein halber Skriek und daher ausgesprochen neugierig.«
    »Was willst du denn genau wissen?«, seufzt Kathinka.
    »Du siehst wie einen ganz normale, wenn auch wunderhübsche Menschenfrau aus. Wie kannst du da ein Bastard sein?«
    »Das Äußere kann täuschen.« Sie blickt mich an traurig an. »Mein Vater war ein Mensch. Ein Schmied aus Telberien.« Ihre Stimme zittert leicht. »Meine Mutter war so eine Art Magierin.«
    »Eine Hexe?«
    »Nein. Ihre Magie war ... eigenartig. Anders.« Sie will nicht mehr dazu sagen. Daher nicke ich einfach nur. »Meine Eltern sind tot.« Ihr Blick schweift in die Ferne. »Und ich bin allein. So allein wie du, Skriek.«
    »Jetzt haben wir ja uns.«
    Sie lacht bitter. »Ja, Skriek. Und das muss wohl genügen.«
    »Mir genügt es.«
    Ihre veilchenblauen Augen bohren sich skeptisch und ein wenig irritiert in meine. Schließlich löst sich ihre Anspannung. »Vielleicht genügt es mir ja auch, Schuppenkopf.«
    Als ich ihre Worte höre, glaube ich erstmals ernsthaft, dass mich Kathinka mittlerweile wirklich mag. Ihr Hass und ihre Ablehnung sind in Wertschätzung und Wohlwollen umgeschlagen. Sie sieht mich nicht mehr als böses Tier, sondern sie erkennt, dass auch ich eine Seele habe, die leidet. Und trauert. Das verbindet uns. Und ein wenig spielt wohl auch mit, dass sie wegen mir ein schlechtes Gewissen hat, da sie mich anfangs mehr als nur verachtet hat. Daher ist sie möglicherweise noch freundlicher zu mir. Und ich genieße das.
    »Kathinka«, frage ich, »wie stark ist eigentlich deine Magie?«
    Sie seufzt. »Meine Magie ist schwach.«
    »Aber du bist doch Erik Anfohrrnus Schülerin. Seine beste, wie er gesagt hat.«
    »Ich bin vor allem seine einzige Schülerin.«
    »Oh!« Ich schlucke. »Kannst du einen Riesen mit deiner Zauberkraft töten?«
    »Nein.« Ihr Blick wird starr.

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