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Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Titel: Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. A. Stone
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die Zhakonischen Berge im Gebiet der Riesen gewesen ist. Und sie hat mir ja mittlerweile auch erzählt, dass ihre Magie nur schwach ausgeprägt ist. Es wird mehr als nur mühsam für sie sein, die Felsen zu erklimmen.
    Kathinka bemerkt meinen Blick und wirft mir ein kurzes Lächeln zu. In ihrem Lächeln liegen Unsicherheit und ein wenig Angst, aber auch Mut. Sie ist eine Kämpferin. Ich trete zu ihr, binde ein Seilende um ihre Hüften und überprüfe den Knoten. Er wird halten. »Keine Sorge«, flüstere ich, damit mich die anderen nicht hören können, »wir werden es schon schaffen. Und schlimmstenfalls trage ich dich über die Berge.«
    »Danke, Skriek«, flüstert sie zurück. »Ich habe dich anscheinend wirklich falsch eingeschätzt.«
    »Das hast du jetzt oft genug gesagt«, brumme ich. »Hoffentlich änderst du nicht deine Meinung, wenn es zum nächsten Kampf kommt. In meiner Seele gibt es immer noch Hass und Zorn.«
    »So wie in meiner«, gibt sie zurück.
    Ich blicke sie kurz an, sage aber nichts. Was gibt es auch schon zu sagen? Wir wissen beide, dass Tod, Schmerz und Leid vor uns liegen. Und auch in uns selbst herrscht kein Frieden. Aber wir tun einander gut, beruhigen uns, geben dem anderen ein Gefühl von Gleichheit. Verletzte Seelen, Bastarde, sind wir. Aber im Moment ist alles gut. Wir wissen, dass es nicht so bleiben wird, doch es wäre dumm, sich deswegen zu viele Gedanken zu machen. Ich bin soeben dabei zu lernen, die wenigen friedlichen Augenblicke, die mir Thurantuh schenkt, auch zu genießen.
     
    Wir klettern stundenlang. Monotonie zieht in mein Gemüt ein. Tritt um Tritt. Griff um Griff. Aufwärts. Immer weiter. Der Regen lässt nicht nach, doch uns ist nicht kalt. Zu mühsam ist der Aufstieg. Granit und Gneis wechseln sich ab. Die Felsen sind durch den Regen rutschig und tückisch. Sincha Ankonski klettert voran. Gelegentlich hält sie an, überprüft ihre Landkarten und berät sich mit den anderen Amazonen. Es muss so um die Mittagszeit gewesen sein, als sie gesagt hat, dass wir nun Euptonien verlassen haben und auf den Kontinent Allunien vorgedrungen sind. Noch zwei, drei Stunden, hat sie gemeint, dann würden wir das Zwergenreich von König Sinnly erreichen.
    Wir klettern weiter. Die Amazonen voraus, knapp dahinter Romaldo und Knut. Sie können das Tempo der Kriegerinnen halten, auch wenn sie schwitzen, fluchen und keuchen. Aber Kathinka wird müde, auch wenn sie tapfer weiterkämpft. Ihr langes schwarzes Haar ist klatschnass. Es wird immer kälter, je höher wir klettern. Weiße Wölkchen kommen aus unseren Mündern. Kathinkas Finger zittern. Ihre Brust hebt und senkt sich heftig. Ihre Kraft schwindet sichtlich. Ich ziehe sie hoch, hebe sie über Steine und leite sie über schmale Felssimse, entlang derer wir uns hanteln. Trotz all der Anstrengung bin ich beinahe glücklich. Ich kann Kathinkas Hände halten, wenn ich sie hochziehe. Ich spüre ihre weiblichen Hüften an meinen Handflächen, wenn ich sie ein Stück trage. Und sie ekelt sich nicht vor mir. Nicht vor meiner Nähe. Ich weiß, dass ostalische Soldaten ihr großes Leid zugefügt haben. Der Skriek in meiner Seele spürt, dass sich Kathinka Ebensa wohl niemals wieder freiwillig zu einem Mann legen wird. Zu tief sitzen ihr Schmerz, ihre Verachtung. Aber sie lässt mich ihr nahe sein und vertraut mir. Das wird mir immer wichtiger. Ich denke an die Geschichten der edlen Paladine, von denen mir meine Mutter früher ein paar Mal erzählt hat.
    Die Paladine sind Menschen mit großen Seelen gewesen und vor langer Zeit ausgestorben. Sie haben damals im legendären Königreich Kalmania gedient und sich einer Prinzessin oder Edelfrau verschworen. Ihr ganzes Streben hat sich daraufhin gerichtet, sich einer hohen Dame zu verpflichten, um ihr treu zu dienen und ihr Leben mit dem eigenen beschützen zu können. Laut meiner Mutter sollen die Paladine auf wilden Pferden geritten sein. Als Zeichen ihrer Ergebenheit zu den Prinzessinnen und Edelfrauen, haben sie seidene Schals und goldene Bänder getragen, die sie von den Damen erhalten haben.
    Das gefällt mir. Auch ich möchte ein Paladin sein. Der treue Beschützer von Kathinka Ebensa.
    Trotz all der mühsamen Kletterei muss ich schmunzeln. Wie sich die Dinge doch ändern können! Vor wenigen Tagen wollte ich Kathinka noch töten und jetzt bin ich bereit, mein Leben für sie zu geben. Werde ich zu einem sentimentalen Narren? Ich bin mir nicht sicher. Aber eines weiß ich. Mein Leben erscheint mir

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