Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)
Wirkung der dünnen Luft wäre das Gefecht sicherlich schneller, eleganter und mit weniger Verlusten abgelaufen. »Ich freue mich darauf, die Elben zu vernichten!«
Artâgon warf einen Scheit ins Feuer und spürte seine Rippen allzu deutlich. Ein Hieb gegen die Körpermitte hatte ihm beinahe die Knochen zerschmettert. »Ich mich auch. Doch danach«, er erfasste Saphôra mit einem tadelnden Blick, »reisen wir weiter.«
»Ach ja. Der Auftrag der Dsôn Aklán. Der Pfad nach Ishím Voróo.« Die Albin räusperte sich, dann wechselte sie in die Gemeinsprache. »He, Barbar! Vernahmst du jemals etwas von einem Pass, der nach … draußen führt? Sagten die Elben Derartiges?«
Der Junge schüttelte den Kopf. »Sie wollten zur Zackenkrone.«
»Mehr nicht?«
»Nein. Und der Weg auf ihrer Karte lief auch nur bis dahin.« Er deutete schwach nach Westen. »Wir müssen den Weg über den Gletscher nehmen, wie sie. Auf dem eigentlichen Pfad gehen nun die Moränen ab. Der Regen wird es noch schlimmer machen.«
Saphôra sah zu Modôia und Artâgon, als sei es nun beschlossen, die Mission nicht weiterzuführen.
»Die Dsôn Aklán befahl es und, und wir stimmten zu«, erinnerte der Benàmoi. »Findet weitere Albae, befahl sie uns. Bringt sie nach Tark Draan.« Er lächelte. »Du hast dich nicht dagegen ausgesprochen.«
»Ich bin eine Kriegerin. Seit wann beraten wir Befehle?«, gab Saphôra auflachend zurück.
»Eben. Dann halte dich daran«, warf Modôia schneidend ein.
»Ich sage auch nicht, dass ich mich widersetze. Doch was geschieht, wenn es kein Weiterkommen gibt?« Saphôra ließ ihre Blicke über die Truppe schweifen und suchte wohl nach Verbündeten. »Wem nützt es, wenn wir in einem Schneesturm erfrieren, von Felsen erschlagen werden oder wenn uns Blitze zu Asche verbrennen?« Sie richtete sich leicht auf. »Ich zähle achtunddreißig Teile der Unendlichkeit, ich schlug viele Schlachten, entging der Endlichkeit mehr als einmal um ein Haar, und ich will den Dsôn Aklán noch lange dienen, wenn ich es vermag. Aber dazu …«
»Du dienst ihnen, indem du ihren Befehl ausführst«, unterbrach sie Artâgon harsch. »Das tun wir alle . Denkt an den Ruhm, den wir erhalten, wenn wir diejenigen sind, die Tausende Albae aus Ishím Voróo nach Tark Draan führen.«
»Woher sollen die kommen?«, murmelt Ôdaras müde. »Die Seuche ließ niemanden übrig. Wir können froh sein, dieser Krankheit sowie den Tiefen von Phondrasôn entkommen zu sein.« Er blickte missmutig zu den heranrollenden schwarzen Wolken.
»Was willst du damit sagen?«, setzte Saphôra hoffnungsvoll nach.
Ôdaras lachte auf und zog den Mantel enger um sich. »Dass ich den Befehl befolge, auch wenn ich nicht daran glaube, diese Mission zu überstehen. Ich verdanke mein Leben den Dsôn Aklán, also setze ich es auch für sie aufs Spiel.«
Artâgon nickte ihm zu. Ein wahrer Krieger. »Also genug davon! Ruht euch aus, und morgen haben wir Elben zum Ausweiden.«
Die Truppe legte sich nieder.
Artâgon zog Modôia den Schal leicht herab und küsste sie sanft auf den kalten Mund. »Wie heiß deine Küsse einst waren«, neckte er leise. »Nun sind sie eisig und abweisend.«
Sie lachte. »Das kann ich ebenso von dir behaupten, mein schwarzer Diamant. Aber es werden Zeiten kommen, in denen wir auf einem weichen Lager liegen und uns einander hingeben.« Sie warf noch mehr Holz in die Flammen. »Hier steht mir der Sinn ohnehin nicht danach.« Sie sprachen sehr leise, um die anderen nicht zu stören.
Er bewegte den Oberkörper, um zu prüfen, ob die Schmerzen nachließen. »Was denkst du über Saphôras Worte?«
Sie rutschte näher an ihn, und er legte die gemeinsame Decke um sie. »Du siehst mich verblüfft. Ich dachte, es ist alles gesagt, Benàmoi?«
Wenn es so einfach wäre. »Das ist es, aber ich kann den Sinn in ihren Worten nicht abstreiten.« Artâgon seufzte. »Doch wie könnte ich vor der Aklán stehen und ihr in die Augen sehen, wenn ich ihr sagte: Wir fanden nichts. Für wie lange müssten wir durch das Graue Gebirge marschieren, damit sie uns glaubt? Für die Unendlichkeit?«
Modôia strich ihm über die Wange. »Ich verstehe deinen Zweifel. Doch warte ab, was sich ergibt, sobald wir die Spitzohren in unsere Gewalt gebracht haben. Mag sein, dass die Karte doch mehr offenbart, als der Barbar sich einbildet.« Sie runzelte die Stirn. »Sagte er nicht zu dir, er könne keine Karten lesen?«
Artâgon überlegte. »Das tat er.«
»Und eben behauptete
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