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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Taktik und ließ sich treffen.
    Es schmerzte nicht einmal, als die Spitze sich durch das Fell bohrte und von der Rüstung abprallte. Der Dolch fiel nieder, er hatte nur zur Irritation dienen sollen.
    Aber Kâitolon ließ sich nicht ablenken.
    Er wich dem keuchenden Elb mehrmals aus, wartete auf die Lücke in den Bewegungen, bis er dem Feind blitzschnell gegen die Kniescheibe trat und das Gelenk brach; das Bein knickte nach hinten durch.
    Der Gegner stieß einen hohlen Laut aus, ruderte mit den Armen und suchte verzweifelt nach Halt.
    »Hier«, rief Kâitolon und rammte ihm das Schwert durch den Bauch, durchschnitt spielend die Lederrüstung und das Wams dahinter. »Dein Tod heißt Kâitolon. Ich nehme dir das Leben und deine Unsterblichkeit. Möge deine Seele von Tion verschlungen werden.«
    Röchelnd sank der Elb auf die Steine.
    Kâitolon wandte sich zum Barbaren um, der leichenblass in seinem Blut lag und stoßweise atmete. Er war wie ein waidwundes Tier vorwärts gerobbt und hatte eine rote Spur hinter sich hergezogen. Auch dein Tod soll meinen Namen tragen. Rache für Teîsolor.
    Er schwankte zum Jungen und beugte sich nach vorne, das Schwert in der Linken. »Du bist ein Dämon«, raunte er. Er sah kaum mehr deutlich, vor Anstrengung, Schwindel und Atemnot. »Dein Tod heißt Kâitolon, und ich nehme dir dein Leben und sende deine Seele zu Teîsolor, damit er sie in Fetzen reißt.«
    Da ihm die Kraft zum Schlag fehlte, lehnte er sich nach vorne, um die Spitze mit seinem Gewicht in den dünnen Leib zu treiben.
    Aber der Hirte rollte sich zur Seite, das Schwert stieß wirkungslos ins Geröll.
    Kâitolon verlor das Gleichgewicht und musste sich an der Wand abstützen. Ehe er sich fing, richtete sich der Barbar neben ihm auf und rammte ihm einen Elbendolch seitlich durch den Hals, zerschnitt die Adern und den Kehlkopf.
    Deswegen schleppte er sich vorwärts. Er wollte die Waffe! Erstickend und verblutend rutschte der Alb am Gestein hinab und versuchte, den Jungen noch einmal zu treffen, doch er sah nichts mehr außer hellen und dunklen Schlieren.
    »Kâitolon, hör auf! Wir sind es!«, hörte er Modôias Stimme.
    »Das schafft er nicht«, schätzte Artâgon traurig ein. »Der Elb verwundete ihn zu schwer, er verlor bereits ein Großteil seines Blutes. Die Endlichkeit erwartet ihn.«
    Es war der Junge! Der Junge! , schrie Kâitolon verzweifelt in seinen Gedanken, seine Finger krümmten sich im Todeskampf. Tötet ihn, dieses Gezücht. Er wird euer Untergang sein.
    »Ich habe die Wunde oberhalb des Stumpfes abgebunden. Wir sengen sie nachher«, erklang Modôia wieder. »Sein Herz schlägt kräftig. Er kann es überstehen. Zumindest so lange, bis wir …«
    Dann hörte Kâitolon auf zu atmen, und seine Sinne schwanden.
    Für immer.

    »Der Wille ungebrochen,
    von Hass gestärkt,
    Schonungslos gegen sich,
    geeint und einig.
    Die Elben mussten fallen!«
    Tark Draan (Geborgenes Land), nordwestlich von Dsôn Bhará, 5434. Teil der Unendlichkeit (6310. Sonnenzyklus), Frühling
    »Sieben von uns gegen fünf von ihnen, davon zwei Schwangere. Das Kräfteverhältnis hat sich zu unseren Gunsten gewandelt.« Artâgon saß neben dem Feuer, das hoch und hell loderte. Es ergab keinen Sinn, sich versteckt zu halten, die Elben wussten, wer sie hetzte. Sie sollen sehen, dass wir leben und sie töten werden. Irgendwo in der Dunkelheit hielt Deinôa Wache, der Rest scharte sich um die Flammen.
    Der Himmel hatte sich verfinstert. Tief hängende Wolken geisterten mitten durch die Truppe und streiften sie mit nasskalten Berührungen.
    Aus der Ferne erklang das dumpfe Grollen von Donner. Die Berge schienen genug von den fremden Eindringlingen zu haben. Die Vorbereitungen, sie mit Hagelschlag und Blitzen zu vertreiben, waren unüberhörbar.
    »Morgen haben wir sie eingeholt, nicht wahr?«, richtete Modôia die Frage an den Barbaren, der bleich und schwitzend neben den Flammen lag. Sie hatten die Wunde mit glühendem Stahl ausgebrannt und verschlossen, den Stumpf danach mit sauberen Lappen umwickelt.
    »Das werden wir«, gab er mit zusammengepressten Zähnen zurück. »Sie haben mir den Arm genommen und mich zum Krüppel gemacht«, presste er wütend hervor. »Ich will sie tot sehen!«
    Modôia und Artâgon sahen sich durch die Lohen an und lächelten.
    »Dann haben wir morgen unseren Auftrag erfüllt.« Saphôra betrachtete den Verband, den sie an der rechten Hand trug. Es gab keinen, der ohne Blessuren davon gekommen war. Ohne die lähmende

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