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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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an. »Wie kann ich Euch helfen?«
    Kâitolon fixierte ihn. »Was bedeutet Oheim in deiner Sprache?«
    »Es ist … ein anderes Wort für … Vater«, stammelte der Hirte. »Ich nutze es, weil ich es lieber mag. Der Klang ist schöner.«
    Norîgon sah seinen Kampfgefährten an und gab ihm stumm recht. Das Geschmeiß narrt uns! Er packte ihn blitzschnell am Hals und drehte sich dabei so, dass keiner aus der Truppe sah, was vorging. »Du wirst uns auf der Stelle berichten, was du im Schilde führst, oder ich schwöre, dass du Schmerzen und Angst spüren wirst wie niemals zuvor in deinem kurzen Leben«, wisperte er und setzte seine albische Kraft der Furcht ein.
    Sie strömte gegen den Jungen, tränkte seinen Verstand, sickerte ein und ließ ihn keuchen und leise wimmern.
    »Was bezweckst du?«
    »Wenn Ihr mir etwas antut, führe ich Euch keinen Schritt weiter«, hechelte er. »Dann werden die Elben entkommen, und ihr könnt euren Auftrag nicht erfüllen.«
    »Danach würden wir dich töten«, erwiderte Norîgon.
    »Und Eure Aklán würde Euch töten lassen«, würgte der Hirte hervor und legte die Hände an Unterarm des Albs. »Weil Ihr ihren Befehl …« Die Lider flatterten, die Augäpfel rollten nach oben.
    Er hat mehr mitbekommen, als wir ahnten. Von wem weiß er das? Norîgon zog die Angst zurück und öffnete die Hand, damit der Gefangene Luft bekam.
    Kâitolon sicherte mit einem knappen Blick nach hinten, aber niemand bemerkte, was vor sich ging. Dann erkannte er etwas. »Sieh doch!« Er streifte den Ärmel des Fellmantels weiter nach oben, den der Barbar trug.
    Rings um das Handgelenk kam ein fingerbreiter Rand zum Vorschein, die Haut war mit Schorf bedeckt und heilte. Nach einer raschen Prüfung fanden sie das gleiche Mal auch auf der anderen Seite.
    »Dein Oheim legte dich in Ketten. Selbst für Barbaren ist das ungewöhnlich«, sagte Norîgon.
    »Kann es sein, dass es gar nicht deine Familie ist, die wir in die Stallungen sperrten?«, warf Kâitolon leise ein. »Wenn ich es mir recht betrachte, könntest du eine Geisel sein. Ein Leibeigener. Vielleicht stand deine wahre Sippe in der Schuld der Barbaren, aus deren Klauen wir dich befreiten?«
    »Wir taten dir einen Gefallen«, fuhr Norîgon fort und las in den entsetzten Augen des Jungen, dass sie richtig mit ihren Vermutungen lagen. »Am Ende bist du glücklich darüber, dass sie sterben, nicht wahr?«
    Der Hirte schluckte, sah zwischen den Albveteranen hin und her. »Nein, das ist … nicht so. Ihr habt doch gesehen, dass ich … meine Schwester …«
    »Sie ist sicherlich nicht deine Schwester«, unterbrach Kâitolon seine Lüge.
    »Vermutlich war es die einzige Barbarin, die dich gut behandelte. Aber sie dürfte nicht deine Schwester gewesen sein.« Norîgon atmete tief ein und hatte dennoch das Gefühl, kaum Luft in die Lungen zu saugen. Wir schweben in großer Gefahr.
    Kâitolon legte eine Hand auf die Schulter des Jungen. »Sag, wusstest du, dass der Überhang abbrechen würde, wenn du das Feuer näher zur Wand hin verschiebst?«
    Jetzt zitterte der Gefangene.
    Für mich Antwort genug. Norîgon wechselte ins Albische. »Wir müssen dem Benàmoi Bescheid geben. Es kann sein, dass uns dieses Gezücht geradewegs in die nächste Falle führt, und wir bemerken es nicht einmal. Er kennt sich viel besser aus als wir. Dieser Weg kann bereits unser Verhängnis sein.« Er nahm die Hand von der Kehle des Hirten und packte ihn am Kragen. »Ihn sollten wir erledigen und uns auf unsere eigenen Sinne verlassen.« Er erhob sich und ging behutsam auf dem schmalen Pfad vorwärts, um zu Artâgon zu gelangen.
    »Ich komme mit, um zu bezeugen, was gesagt wurde«, sprach Kâitolon und schloss sich ihm mit Abstand an.
    Norîgon dachte daran, wie viel Mut und Kaltschnäuzigkeit der Hirte bewiesen hatte. Das erlebte ich so bei keinem Barbaren. Schon gar nicht von einem seines Alters. Ich werde mir seine Knochen ebenfalls sichern. Als Andenken. Artâgon und Modôia befanden sich etwa zwanzig Schritte von ihnen entfernt. »Benàmoi«, rief er, um auf sich aufmerksam zu machen. »Ich muss mit dir sprechen.«
    Da raschelte es unheilvoll, kleine Steinchen fielen von oben herab.
    Sofort drückte sich die Truppe eng an die Wand, sie kannten das Spiel inzwischen sehr genau, das sich zwischen dem Berg und den Albae unentwegt wiederholte. Bislang war es dem Fels jedoch nicht gelungen, einen aus ihren Reihen zu reißen.
    Alle zogen die Köpfe ein.
    Norîgon und Kâitolon nahmen den

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