Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
der Leiche?«
    »Sie wurde bei der Tat beobachtet, und die Nachricht über das ehrlose Verhalten erreichte sowohl mich als auch die Nostàroi. Da Phainòri meine Schülerin ist, überließen sie es mir, sie zu strafen, und ich hatte mich bereits für ihren Tod entschieden, den sie im Gefecht erleiden sollte. Nun, dies war ein Gefecht, wenn auch ein sehr kurzes. Außerdem« – der Meistermörder langte in die Gewandtasche und zog einen Ring hervor, der aus Tionium und Silber bestand – »wollte ich sehen, wie du handelst.« Er hielt das Schmuckstück hoch. »Die Intarsien sind aus dem Knochen deines ersten Opfers, Gàlaidon«, verkündete er. »Das ist besser, als ein Knöchelchen als Talisman mit sich herumzuschleppen.« Er reichte ihn an den jüngeren Alb, der die Herzen immer noch in einer Hand hielt. »Hiermit nehme ich dich als meinen Schüler, und du bist der bislang beste. Aus dir vermag der größte Meistermörder werden, den unser Reich je sah. Du wirst uns gute Dienste leisten.«
    Gàlaidon blickte versonnen auf den dunkelviolett glimmenden Stein auf der dünnen Platte. »Das Symbol darin steht wofür?«
    »Es ist dein Zeichen, von nun an und für immer. Ich ließ es für dich anfertigen, von einem Wappenmacher. Die übrigen Symbole sollten dir bekannt sein.« Virssagòn nickte ihm zu.
    Mein Zeichen? Er roch das Blut der Unterirdischen, malte sich seine Zeit bei Virssagòn aus, sah sich auf unzähligen Missionen für die Unauslöschlichen, sah Tod und Verderben über die Feinde seines Volkes bringen – und empfand weder Stolz noch Freude, ihm zu dienen.
    Ein Bild stieg empor, das ihm wesentlich mehr gab, das seine Gleichgültigkeit aushebelte und das sein Herz schneller schlagen ließ: Er sah sich über einem heimtückisch ermordeten Alb.
    Das ist es. Das will Inàste von mir! »Ich werde ein Zhartài«, sagte Gàlaidon gleichgültig und ließ die Zwergenherzen auf den Boden fallen.
    Virssagòns Antlitz verfinsterte sich, dann schaute er sich nach allen Seiten um, aber die Wachen hatten nichts vernommen. »Ich werde so tun, als hätte ich deine Worte nicht vernommen«, flüsterte er.
    »Soll ich sie lauter wiederholen, Meister?«, gab er zurück.
    Der ältere Alb neigte sich nach vorne. »Was du werden möchtest, ist ehrlos«, warnte er. »Es gab schon viele Teile der Unendlichkeit keinen mehr, der es wagte, diesen Titel zu tragen.«
    »In jenem Moment, an dem ich nicht zur Stelle war, als mich Ahisiá benötigte, um sie vor der Endlichkeit zu bewahren«, raunte Gàlaidon, »habe ich meine Ehre verloren. Ich verlor alles , Meister. Die Götter entschieden, dass ich das Gift überlebte. Die Götter gaben mir Ehrgeiz und Gleichmut, um der Beste zu werden. Und den Göttern schwor ich ebenso wie Ahisiá, dass ich erreichen werde, wozu andere nicht imstande sind.« Er streifte den Ring über den blutigen Finger. »Ich soll nicht länger dein Schüler sein. Dies ist Inàstes Wille.«
    Virssagòn richtete sich vorsichtig auf, er schien sich für einen Angriff zu wappnen. »Der Trank veränderte dich stärker, als ich ermessen konnte.«
    »Nicht der Trank. Ahisiás Tod. Der Trank machte es nur leichter«, verbesserte Gàlaidon. Er las im Gesicht des Meistermörders, dass dieser zum ersten Mal nicht wusste, was zu tun war. »Fürchtetest du dich, wenn ich zu einem Zhartài würde?«
    »Ich fürchte um mein Volk, wenn du zu seinem Mörder wirst.« Virssagòn legte eine Hand an den Schwertgriff. »Du bist zu gut geworden, zu talentiert, um dir diesen Schritt zu erlauben.«
    Gàlaidons Herz pochte schneller, doch nicht aus Furcht, sondern aus Freude darüber, dass Virssagòn sein erstes Opfer werden konnte. Aufregend! »Und nun verlasse ich dich.« Behutsam rückwärts gehend legte er Schritt um Schritt zwischen sich und den Assassinen, nahm den Speer von seinem Karren.
    »Ich werde deinen Namen aus meiner Schule tilgen«, versprach Virssagòn schneidend. »Sollte ich jemals wieder auf dich treffen, werde ich dich als einen Zhartài behandeln. Auch aus deinem wahren Namen mache ich nicht länger ein Geheimnis, wie es bei Anwärtern üblich ist.«
    »Tu das. Es ist nicht mehr als recht und billig. Bis dahin habe ich sicherlich einige unseres Volkes getötet, weil ein Alb dem anderen die Endlichkeit wünschte.« Er schwang sich mit einem gewaltigen Satz auf Virssagòns Nachtmahr und ließ den Speer kreisen.
    Der Rappe stieg auf die Hinterläufe, versuchte den fremden Reiter zu beißen, aber ein Stich mit der Klinge

Weitere Kostenlose Bücher