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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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reiben konnten.
    Sie sind hier. Der Alb kniete nieder und hielt seinen schulterhohen Schwarzholzstab in der Rechten, der dank der Metallbeschläge härter als ein Schwert war.
    Arviû verzog den Mund. Das Rauschen der Blätter und des Gewässers schufen einen natürlichen Echochor, der ein unsauberes Bild vor seinem geistigen Auge entstehen ließ.
    Daher schlug er behutsam mit einem Ring gegen das Metall am Stab.
    Das leise, aber scharfe Klirren wurde wesentlich deutlicher zurückgeworfen und vermittelte ihm einen besseren Eindruck seiner Umgebung.
    Eine Eiche mit besonders dickem Stamm erweckte sein Interesse.
    Ausgezeichnet! Er hielt darauf zu und schwang sich nach kurzer Prüfung empor bis auf die Hälfte der Höhe, dann gab er einen kurzen Laut von sich, der dem heiseren Bellen eines Fuchses ähnelte.
    Frühling, Sommer, Herbst und Winter waren einmal komplett vergangen, in denen ihm die blinden Leibwächter der Unauslöschlichen keinen Moment der Unendlichkeit Ruhe gewährt hatten. Sie trieben ihn an, bildeten ihn aus, bis sie ihm zu seinem Erstaunen eröffnet hatten, dass er nun alles wusste, was sie wussten.
    Das Verfeinern seiner Kunst musste Arviû alleine bestreiten. Und das tat er mit unglaublicher Inbrunst, mit unsagbarem Hass und gnadenlosem Eifer. Er beherrschte die Kunst inzwischen gut, aus beinahe jedem Geräusch seine Umgebung abzulesen, wenn es sich nicht zu sehr zerstreute.
    Sein Ziel war es, einen Kampf gegen zehn Krieger zu bestehen, sehende Krieger wohlgemerkt, ohne dass sie ihm Schonung gewährten. Erst dann fühlte er sich gut genug, die Hatz auf die Elben zu beginnen. Das musste ihm bald gelingen, sonst würden ihm die Truppen der Unauslöschlichen nichts mehr übrig lassen.
    Das surrende Rascheln sagte ihm, dass sich ein Verfolger näherte, der unachtsamerweise einen gebogenen Zweig hatte zurückschnellen lassen.
    Auf Arviûs Antlitz entstand ein vorfreudiges Lächeln, als er auf dem Ast entlangbalancierte, den Stab zum Ausgleich nutzend, genau über dem Kopf seines ahnungslosen Verfolgers. Als dieser stehen blieb, ließ sich der dunkelhaarige Alb mit den Füßen voraus in die Tiefe fallen.
    Die Stiefelsohlen krachten seinem Widersacher auf Rücken und Schulter, warfen ihn nieder. Ehe er sich aufrichten konnte, drosch ihm Arviû den Stab in den Nacken, sodass er zusammensackte.
    Das wütende Zischen stammte von einem Pfeil, der sich näherte.
    Verdammtes Bachgeplätscher! Arviû drehte sich zur Seite, das Geschoss sirrte an ihm vorbei. Dann duckte er sich, kroch vorwärts, weg vom Schützen, der links neben ihm lauerte. Er hielt die Luft an, zog seinen Wurfdolch und konzentrierte sich.
    Durch das Plätschern und Rauschen vernahm sein geschultes, feines Gehör ein hölzernes Klappern, als die Finger des zweiten Verfolgers nach einem neuen Pfeil im Köcher tasteten. Das Schleifen, als er herausgezogen wurde, das Knarren der Sehne, die sich spannte – das alles waren Anhaltspunkte, wo sich der Gegner befand, wie groß er war, welche Haltung er einnahm und wohin Arviû zielen musste.
    Zu langsam, mein Freund. Bevor der Bogenschütze schoss, sandte er seine eigene Klinge mit einer kräftigen Bewegung auf die Reise.
    Ein Schmerzensschrei und der Einschlag erklangen zur gleichen Zeit.
    Da hörte Arviû hinter sich schon das Surren eines Schwertes, das die Luft zerteilte und auf seinen Hals zuschnellte.
    Er riss den verstärkten Stab herum, die Schneide des dritten Feindes prallte grell klingend dagegen. Dieses klare Geräusch erzeugte ein formidables Echo, und Arviû »sah« bestens.
    »Verflucht!«, stieß sein gerüsteter, vermummter Gegner hervor und holte erneut aus.
    Der blinde Alb richtete sich auf und schleuderte beim Aufstehen eine Handvoll Dreck gegen das Gesicht des dritten Verfolgers, bevor er seine Angriffsserie begann.
    Irritiert von der Wolke aus losen Blättern, Sand, Moos und alten Eicheln, vermochte der Widersacher nicht, die genauen, blitzschnellen Schläge des Stabes zu parieren: Ein Treffer gegen das Handgelenk entwaffnete ihn, einer gegen die Brust trieb ihn zurück, und schließlich sandte ihn der letzte gegen den Hals bewusstlos auf die Erde.
    Für einen Triumph war es zu früh. Arviû hatte den vierten Gegner bereits ausgemacht. Die knallenden Echos der Stabtreffer zeigten ihm deutlich, wie er sich hinter einer Eiche hervorstahl und einen Speer zum Wurf hob.
    Dich kriege ich dennoch! Der Alb wandte sich um und gab wieder das Bellen von sich.
    Wie aus dem Nichts sprang eine

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