Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)
Splitter ein.
»Du hättest uns warnen sollen«, sagte Sisaroth und schnaufte. »Du stehst in meinen Diensten …«
»Ihr hättet abgelehnt«, ergriff Firûsha Partei für sie. Der Fluch war nicht das, was mir vorschwebte, aber es wird sie abhalten, sich an die Gurgel zu gehen.
»Aber wenn ich meinen Splitter verliere oder er mir gestohlen wird?« Esmonäe ließ nicht locker. »Ich will nicht wegen eines dummen Zufalls sterben.«
»Gib eben darauf acht.« Crotàgon nickte Marandëi zu. »Es ist wahr: Ich hätte diesem Fluch niemals zugestimmt, doch nun bin ich froh darüber. Er gibt uns Sicherheit. Uns allen .«
Firûsha fühlte sich auf unbestimmte Weise schuldig. Marandëi hatte die Lage ausgenutzt und sich abgesichert. Was bedeutete ihr Blick zu Esmonäe? Fürchtet sie sich vor ihr? Sie wollte die Cîanai nach der Besprechung zur Rede stellen.
»Ändern können wir es nicht mehr. Lasst uns an die Arbeit gehen.« Sisaroth erhob sich. »Freund Tossàlor, lass uns die Orte aufsuchen, von denen du dachtest, sie führen an die Oberfläche. Wir nehmen Papier, Feder und Tinte mit und vervollständigen die Karte der Elben.« Der Künstler nickte und stand vom Stuhl auf; gemeinsam schritten sie zur Bibliothek hinaus.
Die Versammlung löste sich weiter auf. Tirîgon verschwand mit Esmonäe, Marandëi hatte sich eines ihrer Bücher genommen, wählte einen Platz am Fenster und versank in den Schriften.
Jetzt sind wir vereint. Aber echte Freude kommt darüber nicht auf. Firûsha sah zum Fenster hinaus, auf den See aus flüssigem Glas und den Steg mit den aufgereihten Elbenleichen darauf.
Sie erinnerte sich beim Anblick der Toten an ihren eigenen Kampf gegen die Ukormorier, den sie ohne die Hilfe von Sisaroth und Crotàgon nicht überstanden hätte. Sofern man das Werfen von Steinen überhaupt zählen durfte.
Ich habe die Ausbildung mit Waffen sträflich vernachlässigt. Fast acht Teile der Unendlichkeit würden sie in Phondrasôn verbringen, das hatte die Fügung entschieden, und sicherlich gäbe es weitere Gefechte.
Wir brauchen jeden Arm, der ein Schwert halten kann. Mit Tossàlor durften sie nicht rechnen. Er sah seine Bestimmung auf künstlerischer Ebene und freute sich wahrscheinlich bereits auf den ersten toten Alb, um ihn auszuschlachten.
Firûsha wusste, dass sie schnell und wendig genug für eine Kriegerin war. Ich habe das Zeug dazu.
Als der Hüne aufstand und gehen wollte, drehte Firûsha den Kopf zu ihm. »Crotàgon?«
»Ich höre.«
»Ich erinnere mich genau, wie du mich bei meiner Ankunft in Phondrasôn behandelt hast. Ich verschwieg meinen Brüdern dein Benehmen. Demnach schuldest du mir etwas.« Sie blickte ihn entschlossen an. »Unterrichte mich im Kampf, und ich singe dir so viele Lieder, wie du hören möchtest. Ich will mit der Klinge besser sein als meine Brüder.«
»Weswegen besser ?«, hakte Crotàgon nach und betrachtete sie überrascht.
»Weil ich sie notfalls mit Waffengewalt trennen möchte, falls sie aufeinander losgehen. Ich kenne das aufbrausende Gemüt Sisaroths und die Sturheit Tirîgons, was bei aller Liebe zwischen ihnen schon in Dsôn zu manchem handfesten Streit führte. Es wird mir nur gelingen, sie zu entwaffnen, wenn ich sie schlage.« Firûsha sah, dass Marandëi hinter ihrem Buch schmunzelte. Sie hält mich für eine Spinnerin.
Crotàgon nickte und lächelte vielsagend. Er unterstellte ihr offenkundig andere Absichten.
Die Zeit verstrich,
und die Geschwister trieben ihre Vorhaben voran.
Den Mittelpunkt von allem bildete die Insel auf dem See aus flüssigem Glas.
Unzugänglich und uneinnehmbar für jegliche Gegner,
die nicht zu fliegen vermochten.
Unermüdlich streiften Sisaroth, Tossàlor und Marandëi durch
die Höhlen, die Gänge, die Stollen und entlockten dem
tödlichen Labyrinth Schritt um Schritt Geheimnisse.
Dabei zogen sie die Kreise größer und größer.
Tirîgon folgte seinem Bruder zusammen mit Esmonäe.
Sie suchten nach Albae, verbannten und verirrten,
um sie für ihre Sache zu gewinnen: Gemeinschaft.
Jeder von ihnen wurde mit dem Todesfluch belegt,
um ihn durch sein Leben an sein Wort zu binden.
Firûsha erhielt Lektionen im Kampf
und schulte ihre Stimme durch die Konzerte,
die sie Crotàgon und allen auf der Insel gab.
Ihre Stimme schweißte sie zusammen,
brachte Einigkeit und Übereinstimmung in die Gemüter der Albae.
Ein Rauschmittel für die unsterblichen Seelen, die niemals genug bekamen.
Die Kreise wurden
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