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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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unbekannten Höhle in einen Krieg geraten, dachte ich, ich geleite ihn besser zu dir. Ich habe ihn in der Obhut von vier Kriegern gelassen.«
    Sisaroth wurde neugierig. »Was ließ dich zweifeln?«
    »Er beschrieb sich als Gesandter des Fürsten, dem Phondrasôn gehört«, berichtete der Alb stockend. »Und er macht nicht den Eindruck, als fürchtete er sich.«
    Keine Angst, obwohl er den Palast nicht mehr lebend verlassen könnte? »Sieh einer an! Jetzt erheben die Unterirdischen Anspruch auf unsere Höhlen, nur weil sie sich in den Stollen wohlfühlen?« Sisaroth klappte das Buch so schwungvoll zu, dass die Seiten mit einem lauten Knall zusammenschlugen; der Windstoß ließ die vorderen schwarzen Haarsträhnen fliegen. »Bring ihn herein.«
    Die Wache verneigte sich und gab den lauten Befehl.
    Die Doppeltür schwang auf.
    Vier gerüstete Krieger führten einen einäugigen Unterirdischen in einem versilberten Kettenhemd herein, das mit Tioniumstücken verstärkt war. Seinen schwarz-silbernen Helm trug er unter dem rechten Arm; die linke, kräftige Hand mit den kurzen Stummelfingern lag um den Griff seiner Waffe, die an seinem Gürtel baumelte. Er hatte sich eine besondere Halterung angefertigt, damit er mit den zackigen Enden beim Ziehen des Schwertes nicht hängen blieb.
    »Du?« Sisaroth erkannte das furchige Gesicht mit dem braunen Bart, der immer noch kurz geschnitten war, auf Anhieb. Der Unterirdische, der mich töten wollte! Unwillkürlich legte er seine Rechte an seinen Dolch.
    Im verbliebenen rechten Auge des eintretenden Boten funkelte es, das Gesicht zeigte Verblüffung. Die Schritte verlangsamten sich. Es war ersichtlich, dass auch er sich erinnerte; schließlich war der Unterirdische nahe bei ihm. »Ich grüße dich im Namen meines Herrn«, sagte er mit melodischer Bassstimme. »Sollte ich mich täuschen oder trafen wir uns schon einmal? In einem Tunnel?« Er machte ein nachdenkliches Gesicht. »Wie lange wird das her sein?«
    »Lange für Sterbliche, gerade eben für Unsterbliche. Ja, wir trafen uns und kämpften miteinander.« Sisaroth blieb aufmerksam und gab den Kriegern ein Zeichen, die Speere auf den Unterirdischen zu richten. Leise schwenkten die Waffen auf den Gast. »Du fandest einen Fürsten, um ihm zu dienen?«
    »Und du machtest dich zum Fürsten und lässt dienen. Wie angenehm für dich.« Die auf ihn angelegten Spitzen brachten ihn nicht aus der Ruhe. »Mein Fürst fand mich, und ich muss ihm dienen. Ich kann mir weitaus Besseres vorstellen, als einem Gålran Zhadar ergeben zu sein. Aber man hat nicht immer die Wahl. Mein Name war zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort Tungdil Goldhand, doch mir wäre es recht, wenn du mich Balodil nennst.«
    »Ich bin Sisaroth, wie du sicher bereits weißt.« Das rotzfreche Kerlchen, dessen Sturheit mit jedem Atmen aus seiner Nase drang, gefiel ihm auf eine Weise. Was ist ein Gålran Zhadar? Er wies auf die schwertähnliche Waffe. »Du trägst sie nach wie vor.«
    »Blutdürster leistet mir außergewöhnlich gute Dienste. Die Klinge durchschlägt alles, was sie trifft. Solche braucht man, wenn man in Phondrasôn reist.« Der Unterirdische lächelte und fuhr sich durch den getrimmten braunen Bart, in dem vereinzelte Silbersträhnen blinkten. »Genug geplänkelt für meinen Geschmack. Kommen wir zur Sache und zu der Botschaft, die ich überbringen soll: Du und deine Schwarzaugen haben ein Reich errichtet, ohne meinen Fürsten zuvor um Erlaubnis zu fragen. Daher …« Irritiert hörte er auf, weil ihm Sisaroth mit schallendem Lachen in die Rede gefahren war. »Das würde ich nicht tun.«
    »Dich auslachen?« Das Kerlchen wird noch lustiger! Gerne hätte er seine Geschwister dabeigehabt, um ihn sich anzuschauen und anzuhören. Er legte das Buch zur Seite und wischte sich die Heiterkeitstränen von den Wangen. Danach steckte Sisaroth die Hände in die Taschen und lehnte sich leicht nach vorn. »Ich lache so viel und so lange ich möchte, um dir zu zeigen, was ich von der Nachricht halte. Tungdil. So lautete doch dein Name?« Er stellte sich gerade hin und grinste. Drollig. Zu drollig!
    »Das ist ein Fehler, Schwarzauge. Ich musste oft mitansehen, wie Mächtigere als du an ihrem Lachen verreckten. Mein Meister versteht sich darauf, Heiterkeit in Tod zu wandeln.« Tungdil blieb gelassen und fuhr über die Augenklappe. Sie bestand aus Silber und zeigte schwarze Einlegearbeiten sowie kleine Diamantsplitter; ein dunkles Lederband hielt sie an ihrem

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