Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)
wieder los, was Tungdil nicht störte, »mussten wir das Geborgene Land verlassen, um eine Katastrophe an der Schwarzen Schlucht zu verhindern. Wir kämpften gegen eine Unzahl von Bestien, die daraus hervorwalzten, und schlugen sie schließlich zurück. Ein Schutzschirm wurde jedoch vor dem Durchgang errichtet, durch den ich nicht mehr rechtzeitig hinausgelangte.« Er streckte die kräftige Hand und berührte die Wand. »Hier bin ich, abgeschnitten von meinen Freunden, aber nicht für immer.«
Ich kenne keine Schwarze Schlucht, also liegt sie nicht in Ishím Voróo oder extrem weit von uns entfernt. Aber dennoch gibt es von dort einen Zugang nach Phondrasôn. Ihr Götter, wie groß ist diese Unterwelt, in der wir stecken? Tirîgon sah vor seinem inneren Auge die Karte von Phondrasôn das gesamte Zimmer, nein, den ganzen Palast einnehmen. »Bei welcher Gelegenheit willst du meinen Bruder getroffen haben?«
»Das ist schon lange her.« Rasch schilderte er das Zusammentreffen, das Sisaroth mit einem Nicken bestätigte. »Danach wanderte ich umher, geriet in einen Hinterhalt von Orks und wäre sicherlich an ihren Armbrustbolzen gestorben, wenn mich der Meister nicht gerettet hätte«, schloss er seine Geschichte.
»Du dienst ihm, weil er dir das Leben rettete.« Esmonäe nahm Proviant aus ihrer Tasche und aß einige Bissen.
»Und weil er mir verraten kann, wie ich zurück zu meinen Freunden gelange.« Tungdil schwenkte in einen kleineren Gang und führte sie in eine Höhle mit einem kunstvoll errichteten Springbrunnen, dessen dünner Strahl leise plätscherte. »Hier rasten wir. Das Wasser ist genießbar, und die Scheusale wagen sich nicht herein. Eine Wache genügt.« Er begab sich zur rechten Wand, wo Schlafnischen sichtbar wurden. Es gab eine Feuerstelle, sauber ausgewaschene Kochtöpfe und Geschirr. »Ich habe sogar noch ein Fass Schwarzbier versteckt, falls euch nach einem ausgewachsenen Rausch sein sollte. Passt doch zu euch Schwarzaugen.« Er grinste und schwang sich in eine der Aussparungen im Fels. Der Unterirdische hielt es nicht für nötig, sein Kettenhemd oder die Stiefel abzulegen. »Ich mache mein Auge zu. Entzündet ein Feuer und kocht euch was Leckeres, und benutzt nur die rötlichen Kohlen. Sie brennen mit schönen Flämmchen.« Er schloss das Lid und faltete die Hände über dem Bauch. Blutdürster lag griffbereit neben ihm. »Sollten wider Erwarten doch Scheusale durch den Gang kommen, drückt einer von euch den grün markierten Stein seitlich an der Wand.«
Kurze Zeit darauf schnarchte er leise.
Es wird uns nichts übrig bleiben als zu warten, bis er aufwacht. Tirîgon wechselte Blicke mit seinem Bruder und Esmonäe. »Nun ja. Dann entfachen wir eben ein Feuer.« Er begab sich an die Kuhle, fegte die Asche hinaus und schichtete das bereitliegende dünne Reisig und steckte es mit dem Docht seiner Lampe in Brand. »Was kochen wir?« Er sah zufällig die Reflexionen der beiden Albae im Blendspiegel.
Sisaroth legte eben die Hand auf Esmonäes Hüfte, die sich mit einem besonderen Lächeln von ihm wegdrehte und zu Tirîgon schlenderte. Dieses Lächeln kannte er zu gut: Es hatte mehr zu bedeuten.
Er tat, als habe er es nicht gesehen, doch ihm wurde schlagartig klar, weswegen sein Bruder die Albin mitgenommen hatte. Es ging ihm weniger um den drängelnden Boten. Tirîgon war nicht bereit, über das Treiben hinwegzusehen. Ich werde ihm sagen, dass er die Finger von ihr lassen soll. Sobald Esmonäe schläft.
Sie kniete sich neben ihn und warf die rötlichen Kohlestücke auf die lodernden Zweige. »Gut gemacht. Dann können wir uns bald ein Mahl zubereiten.« Der Schein beleuchtete ihre verführerischen Züge und die schimmernden Haare.
Tirîgon beugte sich zu ihr und küsste sie lange auf den weichen Mund. Seine Hand legte sich auf ihren Oberschenkel und streichelte ihn. »Ich musste so lange warten, bis der Unterirdische einschlief«, raunte er. »Es fehlt mir, dich jederzeit berühren zu können.«
Esmonäe streichelte sein Kinn, zog ihn zu sich und presste ihre Lippen auf seine. »Lass uns in eine der Kojen steigen«, flüsterte sie begehrend.
»Aber das Mahl und … Sisaroth«, warf er schwach ein. Die dünnen Vorhänge würden keinen Schutz vor Blicken bieten und jedes Stöhnen nach außen dringen lassen.
»Und wenn schon? Dein Bruder kann uns etwas kochen. Wir werden die Stärkung doppelt nötig haben.« Sie öffnete ihren Gürtel und erhob sich, streifte die Rüstung sowie das gepolsterte
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