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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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nicht mal eure eigene Schwester.« Der Blick seines braunen Auges heftete sich auf die Albaerüstung. »Nicht schlecht gemacht, aber alt und falsch gepflegt. Das wird sich im Kampf rächen, Schwarzauge. Ich sehe drei Schwachstellen, wo ich Blutdürster in deinen dürren Leib schieben könnte, ohne Schwung zu holen.«
    »Danke für deine Warnung. Ich werde unseren Schmied darauf hinweisen, dass er nachbessern soll.« Tirîgon sah zu Sisaroth und Esmonäe, die aus dem Haupteingang des Palastes traten. Beide trugen leichte Rüstungen sowie Waffen an ihren Gürteln, was ihn verwunderte. Sie werden dem Unterirdischen doch nicht etwa vorspielen wollen, dass …
    »Ich habe sie gefunden!«, rief Sisaroth und legte eine Hand auf Esmonäes Schulter. »Firûsha hatte sich ein wenig hingelegt. Wir haben überall gesucht, aber nicht in ihrem Bett.«
    »Ja, stellt euch das vor«, ergänzte sie. »Nach der Schwertkampfübung war ich zu erschöpft, um eure Rufe zu hören.«
    Sie ziehen das Schauspiel nicht ernsthaft in Erwägung? Tirîgon zog die Augenbrauen zusammen. Dieses Theater war gefährlich. Was geschah, wenn der Unterirdische oder sein Meister den Täuschungsversuch durchschauten? Er wollte schnellstens eine Erklärung von den beiden.
    »Wie schön. Dann können wir aufbrechen.« Tungdil sah zu den Albae. »Habt ihr Proviant dabei?«
    »Unten an der Festung erwartet uns eine Eskorte, die …«, hob Tirîgon an, der versuchte, seine Überraschung und seinen Unmut zu überspielen.
    »Nein, keine Eskorte. Ihr drei und ich, mehr nicht«, unterbrach ihn der Unterirdische. »Nehmt genug Essen für uns alle mit. Wenn ich hungrig marschieren muss, werde ich unausstehlich. Das würdet ihr nicht mögen.« Er drehte sich um und stapfte los.
    Esmonäe gesellte sich an seine Seite und verwickelte ihn in eine lockere Unterhaltung; die Brüder folgten mit leichtem Abstand.
    »Seid ihr von den Infamen verlassen?«, fuhr Tirîgon ihn an. »Wie kannst du sie als Firûsha ausgeben? Wir hätten unsere Schwester wegen ihrer bezaubernden Stimme benötigt.« Er zeigte auf Esmonäes Rücken. »Sie vermag es nicht!«
    »Mach deine eigene Gefährtin nicht schlecht. Ihr blendendes Äußeres wird uns von Vorteil sein«, gab Sisaroth zurück. »Außerdem könntest du mir dankbar sein, dass ich sie mitnahm. Du wirst dich weniger allein fühlen.«
    »Natürlich ist Esmonäe hübsch. Aber ich habe keine Ahnung, was ein Gålran Zhadar ist. Woher willst du wissen, dass er die Züge einer Albin bewundernswert findet? Was tun wir, wenn er Hässlichkeit bevorzugt?« Tirîgon fiel es schwer, seinen Ton gesenkt zu halten. Wo hatten sie nur ihren Verstand? »Melodien dagegen versteht jedes Volk. Firûsha würde mit einem Lied jeden Óarco bezwingen.«
    »Ja, ja, ich verstehe deinen Einwand. Aber diese kleine Bergmade drängelte. Ich wollte nicht, dass er ohne uns geht«, erwiderte Sisaroth schroff. »Wir haben den ganzen Palast abgesucht und sie nicht gefunden. Ich musste handeln, Bruder.« Er vermied es, ihn anzuschauen. »Marandëi weiß Bescheid. Sie wird Firûsha meine Botschaft ausrichten.«
    Tirîgon bezweifelte, dass Betrug in diesem Fall von Nutzen war. Gleichzeitig wollte er sich vor dem grauenvollen Boten ohne Benehmen keine Blöße geben. Die Verhandlungen mit einer misslungenen Täuschung zu beginnen, machte keinen guten Eindruck. »Ich hoffe für uns, dass es nicht misslingt«, sprach er nachdrücklich, um Sisaroth zu verdeutlichen, dass er keine Schuld am möglichen Scheitern trug.
    »Du hättest Esmonäe im Singen unterrichten sollen, anstatt unentwegt mit ihr unter die Laken zu kriechen.« Sein Bruder versuchte, einen heiteren Tonfall anzuschlagen, doch es hörte sich nach Bitterkeit und Neid an.
    Ah, ich verstehe. Du bist gekränkt, weil sie mich wählte und nicht dich. »Ich kann nichts dafür, dass du eine Albin aus dem Turm befreitest, die wesentlich betagter als meine ist«, gab Tirîgon zurück. »Außerdem kriechen wir nur selten unter Laken, wenn wir uns lieben.«
    Sisaroth erwiderte nichts.
    Sie gingen zum Westdurchgang der Festung, luden den Proviant in Rucksäcke um und setzten ihren Marsch ohne Pferde und ohne Eskorte fort. Der Unterirdische übernahm die Führung und legte für seine kurzen Beine eine beachtliche Geschwindigkeit vor.
    Das Quartett überquerte die Brücke und damit den Glassee, passierte das gewaltige Eisentor, das sich vor Tungdil einfach öffnete, wie es sich vor Marandëi öffnete, und tauchte in das

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