Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)
eines Gålran Zhadar einbrachen. Es wird am Ende nicht der gleiche sein, der in Phondrasôn lebt? »Sie streckten ihn nieder. War es nicht so?«
Tungdil nickte. »Ganz recht – zumindest dachten sie das. Er ließ sie entkommen, um zu verstehen, was sie mit ihrer Beute beabsichtigten. Als er die Gefahr für Ishím Voróo sah, die durch den Dämon bestand, war es jedoch zu spät. Deswegen holte er sich die Erlaubnis der Unauslöschlichen, nach Phondrasôn zu gehen. So zumindest kenne ich die Geschichte.«
»Gefahr?« Sisaroths Wissbegierde war erkennbar geweckt. »Meinst du damit den Dämon, der zu unserem Verbündeten wurde? Und der Zhadar will die Bedrohung erkannt haben?«
»Ich denke, der Unterirdische erzählt uns ein Märchen, um sich wichtig zu machen«, warf Esmonäe ein.
Es ist der Gleiche! Tirîgon erging es wie seinem Bruder. »Wir werden ihn fragen.«
»Ich kann nur berichten, was mir erzählt wurde. Ich war nicht dabei.« Tungdil hatte einen Gang neben einer Stufe entdeckt und betrat ihn, ließ die Albae an sich vorbeigehen und lehnte sich in den senkrecht verlaufenden Schacht, um einen hellen Schrei auszustoßen.
Aus der Tiefe erfolgte sofort ein dröhnendes Brüllen. Goldfarbener Lichtschein glomm in der Tiefe auf und kam rasch näher.
»Wir sollten verschwinden. Ich habe den Grauen Amdiu geweckt«, erklärte er.
»Was soll das sein?«, erkundigte sich Tirîgon.
»Eine Wurmechse. Es gibt sie in verschiedenen Farben und Größen. Der Graue mag den Schacht, und er hasst hohe Töne. Ich sorgte dafür, dass er kommt und nachsieht, wer ihn ärgert. Zwar gelangt er mit seinem Leib und seinen feisten Armen nicht in unseren Gang, doch seine Zunge ist sehr lang.« Der Unterirdische trabte an ihnen vorbei. »Bewegung, Schwarzaugen! Wir laufen um nichts anderes als unsere Leben.«
»Warum hast du es dann getan, Bergmade?« Esmonäe rannte ebenso los wie die Brüder.
»Um heimliche Verfolger auszulöschen«, erwiderte Tungdil gut gelaunt. »Ihr könnt schleichen und euch verstecken, aber der feinen Nase eines Amdiu entgeht nichts. Sollte einer von euch der Eskorte an der Festung Anweisungen gegeben haben, uns zu folgen, sind diese Soldaten verloren.«
Er kennt sich blind in Phondrasôn aus und vermag es, das Gestein zu manipulieren. Tirîgon bekam erhebliche Zweifel am Nutzen seiner Karte. Wir brauchen den Schrumpfbastard unbedingt als unseren Freund. Eine Gelegenheit, um dem Unterirdischen das Leben zu retten, käme recht. Irgendetwas, um ihn an uns zu binden.
Sie verließen den Gang über eine kupferne Leiter, die nach oben führte und durch eine Luke in eine Kuppelhalle mündete.
Ohne zu zögern, wählte Tungdil den linken Ausgang und schmetterte dabei ein Lied, das den Albae in den Ohren schmerzte.
»Kannst du damit aufhören?«, bat ihn Esmonäe.
»Weil du es nicht magst?« Der Unterirdische lachte dröhnend. »Es ist ein Lied, das ein guter Freund von mir zu singen pflegte. Wir nannten ihn Bavragor, den singenden Säufer, und passenderweise besaß er nur ein Auge, wie ich.«
»Bist du auch ein …?«, sagte Sisaroth.
»Säufer? Ich war es. Auch wenn mich Phondrasôn dazu hätte verleiten können, blieb ich standhaft. Ich bevorzuge es, einen klaren Verstand zu haben. Es lauert überall Gefahr, aber das wisst ihr.« Tungdil schwieg, sein faltiges Bartgesicht hatte sich verfinstert.
»Ich nehme an, dein Freund ist tot?« Tirîgon versuchte nebenbei, ihren Aufenthaltsort auf seiner Karte zu finden. Ich habe eine ungefähre Ahnung, wo wir sind. Aber wie gelangten wir hierher? Alle mir bekannten Wege wären länger gewesen.
»Ja. Er starb, als wir die Feuerklinge schmiedeten, mit der wir den Nebeldämon vernichteten, der in … es ist einerlei.« Der Unterirdische sah über die Schulter zu Sisaroth. »Hast du deinen Geschwistern schon mitgeteilt, dass die Unauslöschlichen tot sind und ich mir aus dem Schwert eures Oberschwarzauges meine eigene Waffe schmiedete?« Dabei klopfte er auf den Griff und grinste gehässig.
Tirîgon und Esmonäe lachten den Zwerg aus. Sisaroth fiel erst nach kurzem Zögern mit ein.
»Ah, ich verstehe. Ihr glaubt mir nicht.«
Er ist doch lustiger, als ich annahm. »Wie kommt es, dass du dich in Phondrasôn herumtreibst?« Tirîgon wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln. »Verstoßen die Unterirdischen ihre Verbrecher ebenso?«
»Ich bin durch eine unglückliche Fügung an diesem Ort gelandet. Nachdem wir den Unauslöschlichen besiegten«, Esmonäe lachte
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