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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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gerecktes Schwert. Die geschliffene Spitze drang durch den eigenen Schwung des Gegners eine halbe Handbreit in den Körper ein.
    »Dein Tod«, sagte er heiser und grimmig, »heißt Tirîgon!« Er versetzte Gàlaidon einen neuerlichen Tritt, sodass er mehrere Schritte nach hinten machte. Dann warf er das Schwert wie einen Speer, durchbohrte den Assassinen an der gleichen Stelle. Die Klinge glitt bis zur Hälfte in den Leib.
    Tirîgon wuchtete sich vom Tisch und schritt zu Gàlaidon, legte eine Hand in dessen Nacken, die andere an den Schwertgriff. »Nimm deinen Lohn!« Kraftvoll schob er die Waffe bis zum Heft in den Alb und schleuderte ihn achtlos wie Dreck davon.
    Er wollte ihm nicht beim Sterben zusehen und keine letzten Worte vernehmen. Die Angst, dass eine weitere Anschuldigung über die Lippen des Assassinen drang, war zu groß.
    Als er sicher war, dass kein Leben mehr in Gàlaidon weilte, schleifte er den Leichnam zum Kamin und überließ ihn den Flammen, damit sie ihn bis zur Unkenntlichkeit verbrannten. Danach rief er die Wachen und meldete, dass er einen weiteren Karderier aufgestöbert und getötet hatte.
    Das Lob für seine Tat nahm Tirîgon freudlos hin.

    Phondrasôn
    »Erwache, Sisaroth!«
    Er hörte die freundliche Stimme und öffnete die Augen. Er lag in der Kammer, spürte Tossàlors Leichnam auf sich und wälzte ihn herunter. Mühsam setzte er sich auf.
    Was ihm als Nächstes auffiel, war jegliches Fehlen von Schmerzen.
    Was ist geschehen? Sisaroth betastete die Stelle, an der ihn die Klinge aufschlitzte, spürte seinen Lebenssaft feucht und warm an seinen Fingern – aber keinen Schnitt. Sosehr er suchte, es gab keine Verwundung. War er das? Seine Blicke richteten sich auf den Schädel, der feuchtrot schimmerte.
    »Ich nahm dein Opfer an, das du mir brachtest«, vernahm er die Stimme. »Deine Bereitschaft, dein Leben obendrein zu geben, beeindruckte mich sehr. Marandëi wählte mit dir den richtigen Nachfolger.«
    Ich wage es kaum zu glauben. Behutsam nahm Sisaroth den Schädel hoch. »Shëidogîs?«
    »Das ist mein Name. Ich bin zurück, um dir beizustehen und die Albae nach Tark Draan zu führen. Sie werden die Infamen preisen, mich anbeten und dich zum mächtigsten Geschöpf des kommenden Albaereichs machen. Du und deine Geschwister, ihr werdet Götter sein!«, säuselte die Stimme in seinem Verstand, während es in den Augenhöhlen dunkelrot leuchtete. Die Perlen und Edelsteine funkelten wie von innerem Feuer beseelt.
    »Du … heiltest meine Wunden!«, rief er erstaunt.
    »Ich gewährte dir einen Eindruck von meiner Gunst. Ein Anfang, nicht mehr«, gab der Infame zurück. »Wir werden schnell und hart daran arbeiten müssen, um dich auf den gleichen Stand wie Marandëi zu bringen. Eure Feinde in Phondrasôn sind derer viele. Dein Volk benötigt einen Cîanoi wie dich, um zu bestehen. Doch du bist klug, jung und hast einen wachen Verstand. Es wird dir leichtfallen, meinen Erklärungen zu folgen. Marandëi tat sich zuweilen etwas schwer damit.«
    »Wie soll es …«
    »Achte auf meine Stimme«, vernahm er es in Gedanken.
    Sisaroth lauschte, wartete, lauschte, wartete … »Ich höre noch nichts.«
    Es begann mit einem sich wiederholenden Wispern, das sich steigerte und zu einem Brüllen wurde, das er nicht länger ertrug. Das ist zu viel … zu laut! Er musste den Schädel freigeben und die Hände auf die Ohren pressen – ohne Erfolg.
    Die Bücher in der Kammer sprangen auf, die Seiten blätterten von selbst und erzeugten Wind, der die Lampen löschte. Die Sätze, Worte, Silben, Buchstaben lösten sich schillernd aus den Seiten und drangen durch Sisaroths Augen direkt in seinen Verstand.
    Das geballte Wissen dröhnte in ihm, machte ihn schier wahnsinnig. Der Druck in seinem Kopf schwoll an, die unzähligen Sätze passten nicht mehr hinein und schoben und drängten und drückten.
    Ein lauter Schrei entlud sich aus Sisaroths Kehle.
    Dann war es vorbei.
    Er kauerte mit den Händen um das Haupt gelegt, um es vorm Bersten zu bewahren, am Boden und richtete sich keuchend auf. In seinem Kopf summte es, seine Finger kribbelten, und ihm war heiß. Unendlich heiß.
    Aber ich fühle mich … wohl. Sisaroth erhob sich vom Boden, sein blutiges Gewand klebte an ihm.
    »Ich gab dir das sichere Wissen, das Marandëi niederschrieb. Ihre Fähigkeiten sind nun deine. Arbeite daran, neue zu erlangen, doch zunächst sollte das Bekannte verinnerlicht werden«, sprach der Schädel zu ihm. »Halte mich in deinen

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