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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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umgebracht? Durch meinen unbesonnen formulierten Auftrag? Bilder seiner Kindheit stiegen aus der Erinnerung empor, Bilder von seiner Mutter und von Aïsolon. Wundervolle Momente voller Wärme und Liebe, voller Abenteuer und Stolz. Tirîgon starrte den Assassinen an. Das ist ein böser Traum. Ich bilde mir ein, was ich höre und sehe!
    »Dein Schweigen mag vieles bedeuten«, sprach Gàlaidon. »Solltest du darüber nachdenken, mir weitere Aufträge zu geben, bitte ich erst um meinen ausstehenden Lohn, Tirîgon.«
    »Weitere …«, krächzte er, seine Stimme versagte.
    »Nun, falls sich unter den Überlebenden neue Zweifler finden. In Phondrasôn ist es jedoch einfacher, Morde zu vertuschen und Leichen zu entsorgen. Du könntest es selbst tun und die Löhne sparen. Ich werde gerne eine Geschichte erfinden, die mir Aïsolon vor seinem Tod berichtete. Ich kann in seinem Namen einen Toten des Mordes an Sémaina bezichtigen und ihm das Komplott gegen Sisaroth und Firûsha zuschieben, und alles wird vergessen sein.«
    Tirîgon konnte keinen Gedanken greifen. Entscheidungen entglitten ihm, mischten sich mit Schuldvorwürfen, mit Erinnerungen, mit Bildern der Vergangenheit, mit möglichen Ereignissen in der Zukunft. Ich ließ Vater und Mutter töten! Seine Brust schmerzte, er bekam kaum Luft.
    »Hast du andere Pläne?« Gàlaidon wurde langsam ungeduldig, die Hand spannte sich fester um den Dolchgriff. Leise rieb der Ring über das Metall. »Solltest du den Tod deiner Geschwister wünschen, übernehme ich diese Aufgabe für dich. Familienblut lässt sich nicht von den Händen waschen.« Er streckte die freie Hand fordernd aus. »Aber zuerst meinen Lohn.«
    »Du bekommst ihn nicht«, raunte er.
    »Wie bitte?«
    »Ich zahle dir nichts dafür, dass du mich und meine Geschwister zu Vollwaisen machtest.«
    Der Assassine lachte verächtlich. »Ist das der Versuch, dich von deiner Schuld rein zu waschen? Ich sagte dir, dass du bedenken solltest, was dein Auftrag für Folgen nach sich ziehen kann.«
    »Aber nicht«, schrie Tirîgon und sprang auf, »den Tod meiner Eltern!«
    »Du hast ihn nicht ausgeschlossen.« Gàlaidon machte zwei Schritte zurück. »Mein Geld. Jetzt. Oder ich töte dich, ohne dir Kosten in Rechnung zu stellen!«
    Ich muss es tun. Das schulde ich ihnen. Tirîgon schluckte und riss sein Schwert hervor. »Ich trage deinen Lohn bei mir, Assassine.«
    Gàlaidon richtete sich auf und zog zuerst einen, dann einen zweiten Dolch aus der Beinhalterung. »Du hast keine Ehre, junger Alb. Sonst würdest du mich auszahlen, bevor du mich angreifst.« Mit diesen Worten trat er gegen den Stuhl zu seiner Rechten und schleuderte ihn gegen Tirîgon.
    Er wehrte das Möbelstück mit seinem gepanzerten Unterarm ab und bekam einen Stoß in die Seite, der ihn zur Seite warf. Ein metallisches Knacken erklang, gefolgt von einem hellen Klirren, als die abgebrochene Klinge zu Boden fiel. Der Dolch des Assassinen war an der Rüstung gescheitert. Die meisterhafte Arbeit des Unterirdischen hatte ihm das Leben bewahrt.
    Ohne genau zu wissen, wo sich Gàlaidon befand, führte Tirîgon einen Rundumschlag, um sich Luft zu verschaffen, und nahm dabei seinen Dolch in die andere Hand.
    Der Assassine sprang zurück und rettete sich mit einem enormen Satz auf ein Regal, brachte es mit einem Stoß zum Kippen.
    Bücher regneten auf Tirîgon herab. Er hechtete zur Seite und entkam den schweren Brettern, die hinter ihm zusammenstürzten. Aus dem linken Augenwinkel sah er seinen Feind auftauchen und zog den Kopf nach hinten.
    Um Haaresbreite verfehlte die zuckende Schneide seine Kehle, da bekam er einen Tritt in die Körpermitte, der ihn abheben und zwei Schritte durch den Raum fliegen ließ, ehe er auf den Besprechungstisch krachte.
    »Du kannst dich nicht mit mir messen.« Schon war der Assassine über ihm, hielt seinen Arm fest, um den Dolch abzuwehren, und versetzte ihm einen Kopfstoß gegen die Nase.
    Benommenheit breitete sich aus, glitzernde Ringe tanzten vor ihm, Tränen schossen in die Augen und verwischten Tirîgons Sicht. Aber ans Aufgeben dachte er nicht. Aus Eingebung bog er den Kopf seitwärts.
    Die herabstoßende Dolchklinge bohrte sich ins Holz. Gàlaidon fluchte. »Du machst es mir schwerer als dein Vater!«
    Tirîgon gelang es, ein Knie unter den Körper des Gegners zu bekommen und wollte ihn wegdrücken.
    Der Assassine schob das Bein mit einer geschickten Drehung zur Seite und warf sich auf ihn – genau in Tirîgons blitzschnell

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