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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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genügen.
    Firûsha setzte sich ins Gras, das unmittelbar am Ufer begann, und sah auf den Tümpel, der ruhig vor ihr lag. Ein guter Platz, um ein neues Dsôn zu errichten, dachte sie. Wir sind dann die Dsôn Aklan, Die Götter von Dsôn.
    Sie lächelte mit Wehmut, wenn sie an die kommenden Teile der Unendlichkeit dachte. Ein Neubeginn, ohne Vater und Mutter, die so lange auf eine Nachricht der Unauslöschlichen gewartet hatten. Wir führen euer Erbe fort.
    Es knackte zu ihrer Linken.
    Firûsha zog das lange Schwert und ging in Lauerstellung; wie von selbst umgab sie sich mit Schwärze und wurde nahezu unsichtbar.
    Ein stattliches weißes Pferd trat aus dem Wald und näherte sich fünf Schritt von ihr entfernt dem Teich. Es senkte den Kopf, um von dem Wasser zu saufen – da erst verstand die Albin, was sie vor sich sah.
    Hatte sie zuerst an eine Reflexion auf den Wogen geglaubt, erkannte sie ein Horn, das sich armlang aus der Stirn reckte. Es war leicht in sich gewunden, die vier Rillen erinnerten an Blutrinnen von Schwertern.
    Ein Einhorn! Firûsha schluckte. Es wird mich angreifen, sobald es mich entdeckt.
    Der nächste und waghalsige Gedanke flog heran und verging nicht wieder: Der magische Schimmel bot ihr die Gelegenheit, einen Nachtmahr zu erschaffen!
    Doch nicht hier, nicht in Tark Draan und auf Elbenland, sondern in Phondrasôn, zusammen mit ihren Brüdern und der Macht des Infamen. Dann glauben mir alle, dass ich hier gewesen bin.
    Ungelöst blieb die Frage, wie Firûsha das Einhorn lebend durch den unterseeischen Schlund in die Unterwelt bringen konnte. Mit Einschüchterung würde sie die Kreatur noch in den Teich treiben, aber war der Sog stark genug, das kräftige Tier nach unten zu ziehen? Überlebte es siebenhundert Herzschläge ohne Atem, oder erstickte es?
    Und wenn schon. Geht es dabei drauf, gibt es ein Einhorn weniger. Firûsha umrundete es und begab sich hinter das Tier.
    Die magische Kreatur stillte ihren Durst ohne Argwohn und hob den breiten, kräftigen Schädel, um ein lautes Wiehern auszustoßen.
    Der Ruf wurde aus den umliegenden Wäldern beantwortet. Noch mehr Einhörner.
    Die Seerosen! Sie treiben in die Mitte des Teichs. Firûsha ließ die Schwärze um sich herum fallen und wob mit ihren angeborenen Kräften ein Netz aus Furcht, das sie über das Einhorn warf.
    Das Wesen machte einen erschrockenen Satz nach vorn, in die kalten, dunklen Fluten und wandte den Hals nach hinten.
    »Los! Hinein mit dir!« Firûsha wirbelte das Schwert und verstärkte die Angst, setzte ihre gesamte Kraft ein, um das Einhorn vor sich her zu treiben. Hätte sie die gleiche Macht gegen einen Troll oder eine Horde Barbaren eingesetzt, wären sie mit geborstenen Herzen vor ihr niedergesunken. Der Schimmel vertrug viel, viel mehr an Schlechtigkeit.
    Das Einhorn ergriff schnaubend die Flucht, galoppierte in die Tiefe, sprang und schwamm schließlich, als es keinen Halt mehr fand.
    »Wunderst du dich, einer Albin zu begegnen?« Firûsha setzte ihm nach, steckte des Schwert weg und blies hastig den Trinkschlauch auf. Es sei dir verziehen. Bald gehörst du zu uns. Die Rüstung hielt sie auf dem Grund, die Oberfläche schloss sich über ihrem schwarzen Schopf.
    Sie sah den hellen Leib des Einhorns vor sich schimmern, sah die zuckenden, strampelnden Hufe, die gefährlich dicht über ihrem Kopf surrten und Wasser traten. Gleichzeitig begann der Sog an ihren Beinen zu ziehen. Die Strömung des Teichs veränderte sich.
    Du begleitest mich oder stirbst mit mir! Firûsha nahm die Öffnung des Schlauchs zwischen die Zähne, drückte sich ab und hängte sich mit beiden Händen an die Hinterläufe des Einhorns.
    Der Schimmel steigerte seine Bemühungen, nicht unter Wasser zu geraten, doch das zusätzliche Gewicht und der immer stärker werdende Sog ließen ihm keine Gelegenheit zur Flucht.
    Albin und Einhorn rauschten in die Tiefe.

 

    Mondteich, Mondteich!
    Glatt wie ein Spiegel,
    düster wie Moor.
    Mondteich, Mondteich!
    Ungesehen von allen
    dringen wir hervor.
    Mondteich, Mondteich!
    Dein Geheimnis führe uns
    in das Herz der Elben.
    Mondteich, Mondteich!
    Unerbittlich kämpfen wir
    und werden zu größten Helden.
    Aus dem Epos »Junge Götter«,
aufgezeichnet von Carmondai, dem Meister in Bildnis und Wort

 
    Phondrasôn
    »Sie ist zurück!«, schallte Tirîgons Stimme durch die Tür des Laboratoriums, das sich Sisaroth in Tossàlors ehemaligem Atelier eingerichtet hatte. Gleich darauf wurde sie aufgerissen, und sein

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