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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Bruder streckte den Kopf herein. »Firûsha ist da! Und du wirst nicht glauben, was sie aus Tark Draan mitbrachte!«
    Dem Infamen sei Dank! Sisaroth stellte das Destillat zur Seite, das er für Balodil aus ausgekochten Albaeknochen der Opferungen angefertigt hatte, und das den Verstand des Unterirdischen gefangen halten sollte. »Sie war oben?« Aber Tirîgon war schon wieder verschwunden. »Bruder? Bruder, so sage mir doch …« Fluchend wischte sich Sisaroth die Hände sauber und rannte hinaus.
    Er eilte durch die Räume, Treppen und Gänge entlang. Unterwegs stießen Carmondai und Crotàgon zu ihm; Letzterer gewährte ihm nicht mehr als einen angedeuteten Gruß. Zwischen ihnen herrschten Spannungen, seit der Schädel des Infamen zum Tod des Künstlers geführt hatte.
    Er würde zu gerne wissen, wo ich Shëidogîs aufbewahre. Sie würden ihn vernichten, obwohl wir auf seine Gnade angewiesen sind. Sisaroth nickte ihm zu.
    Auch wenn es Marandëi nicht mehr gab und der Todesfluch erloschen war, was Sisaroth zwischendurch offiziell verkündete, bewahrten sie den Frieden untereinander. Überhaupt ergänzten sich die Verbannten und die Flüchtlinge erstaunlich gut. Weder gab es Morde noch Übergriffe noch andere Zwiste. Die Gefahren Phondrasôns schweißten sie zusammen und fegten sämtliche Vorbehalte und Verstöße hinweg.
    Zusammen gelangten sie auf den Hof und hörten das wütende Wiehern von Weitem.
    Täuschen mich meine Sinne? Benebelten die Dämpfe meiner Tränke meinen Verstand? Sisaroth sah ein Einhorn, das sich trotz der verbundenen Augen gegen seine Ketten um die Läufe mit Stampfen auflehnte, doch nicht gegen die Fesseln ankam. Der breite Kopf steckte in einem ledernen Zaumzeug und wurde von acht Albae an Riemen gehalten, damit das Wesen nicht ausreißen konnte. Welch herrschaftliches Muskelspiel!
    Das Horn auf der Stirn pfiff schwertgleich mit jeder schnellen Drehung. Es würde in seiner Länge ausreichen, um zwei Albae hintereinander aufzuspießen.
    »Das ist unbeschreiblich! Es kann nur aus Tark Draan stammen!« Carmondai hatte bereits seine Kladde aufgeschlagen, zeichnete und schrieb abwechselnd, um seine Eindrücke festzuhalten.
    Firûsha stand neben dem Unterirdischen und einem Barbaren. Sie wirkte erschöpft und überglücklich. »Ist das Beweis genug?«, rief sie und langte in einen Beutel, aus dem sie nasse Blüten, Gras, Aststücke auf den Platz warf. »Ich war in Tark Draan, meine Brüder! Ich sah die Gestirne, ich stand im Licht des Mondes, und ich fand Elben, die auf ihren Tod durch uns warten.« Sie warf sich zuerst Tirîgon, dann Sisaroth um den Hals. »Wir verlassen Phondrasôn und erfüllen die Bestimmung unseres Volkes …«
    »… über Tark Draan zu herrschen«, vollendete Tirîgon und lachte ausgelassen. »Du brachtest uns ein Einhorn!«
    Firûsha zwinkerte. »Das sollte den letzten Zweifler überzeugen. Äste, Gras und Blüten könnten von einem anderen Ort aus Phondrasôn stammen, aber Einhörner gibt es hier nicht.« Sie zeigte auf den Barbaren. »Shucto von den Shuctaniden aus der Höhle Sojól wies mir den Weg.«
    Schnell erklärte sie, was geschehen war. Sie verschwieg nicht, dass es gefährlich war, den Fluss als Transportmittel zu nutzen, und dass sie den magischen Schimmel beinahe verloren hatte. Nicht vergessen wurde die Abmachung mit dem Barbaren.
    Sisaroth und Tirîgon sahen sich an. Das widerspricht dem Auftrag, den uns der Zhadar gab. Sisaroth winkte Firûsha und seinen Bruder zu sich. »Was hindert uns daran, ohne Shuctos Beistand zum Wasserfall zu gehen und zum Mondteich zu schwimmen?«, murmelte er.
    »Er verband mir die Augen, als er mich führte. Ich kann die Strecke anhand der Geräusche nur ungefähr nachvollziehen. Außerdem kennt allein Shucto die Zeitspanne, in der die Umkehrung der Strömung der Kaskade noch gilt. Ihn dürfen wir entweder gar nicht oder erst sehr spät betrügen«, empfahl sie. »Warum tun wir nicht, was er begehrt? Da wir aus Phodrasôn verschwinden, kann es uns gleich sein, was geschieht, sobald wir die Hauptleute des Zhadar umbrachten.«
    »Weil der Zhadar uns den gegenteiligen Auftrag erteilte«, antwortete Tirîgon angespannt. »Wir können es uns nicht leisten, ihn zu diesem frühen Zeitpunkt zu verärgern. Du hättest sehen müssen, was er anrichten kann. Außerdem warnte uns Balodil eindringlich davor, seinen einstigen Meister herauszufordern, wenn wir ihn nicht anschließend auch töten.«
    »Wir brauchen demnach einen Plan, der uns

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