Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)
zurücklassen sollten.« Tirîgon wandte sich seinen Geschwistern zu. »Hört mir zu: Wir schalten die Hauptleute beider Seiten aus und verschaffen Balodil zwei führerlose Heere. Zusammengenommen könnte es ihm gelingen, den Zhadar niederzuwerfen, während wir uns aus dem Staub machen. Scheitert er, wird der Zhadar ihm die Schuld an allem geben. Siegt er, wird er Phondrasôn zu weiten Teilen regieren und den Glauben des Infamen verbreiten. Was sagt ihr dazu?« Er bemerkte den Schatten, der auf sie fiel. »Crotàgon. Stehst du schon lange hier?«
Crotàgon hatte sich ihnen unbemerkt genähert. »Das klingt gut für mich.«
Sisaroth fühlte sich unbehaglich, sobald der Krieger dicht an ihn herantrat. Durch seine Körperbeschaffenheit war es ihm nicht möglich, in die geheimen Gänge hinter den Palastmauern einzudringen. Umso mehr versuchte er, ständig in der Nähe der Drillinge zu sein. Er spioniert mir nach und will den Schädel!
Firûsha stimmte Tirîgons Vorschlag zu. »Jemand von euch sollte Balodil einweihen. Ihr versteht euch besser mit ihm als ich.«
»Du meinst, wir sind zu vertrauensselig in unser Geschöpf, das halb Alb und halb Zwerg wurde?« Sisaroth lächelte verzeihend. »Ich vertraue meinen Tränken und Elixieren. Sie haben aus dem Unterirdischen einen verlässlichen Diener geformt, der sich seiner Veränderung nicht bewusst ist.«
»Hält sie an, wenn wir ihn alleine zurücklassen?« Crotàgon schien Zweifel zu hegen.
»Ich lasse ihm einen schönen Vorrat Medizin zurück, der lange ausreichen wird. Zudem ist ein Teil seines Verstandes auf ewig verändert. Wir schulten ihn lange genug in den Künsten des Infamen, die er mit seinem Wissen des Zhadar und des Schmiedens verband.« Sisaroth zeigte auf die gedrungene Gestalt. »Was ihr dort seht, ist kein wahrer Unterirdischer mehr. Er ist durchdrungen von albischem Einfluss.« Mein Werk.
»Gut. So ist es beschlossen.« Tirîgon setzte sich in Bewegung. »Ich spreche mit ihm, und Firûsha wird sich mit Shucto über die Einzelheiten ihres Auftrages verständigen. Wir berichten ihm nichts von unserer Mission, die der Zhadar verlangt.«
»So sind alle gleichermaßen hinters Licht geführt«, sagte ihre Schwester lachend. »Oh, ich kann es kaum erwarten, ans Ufer des Mondteichs zurückzukehren! Das Leben des Lautenspielers und seiner Angebeteten gehören mir!« Sie zeigte auf Crotàgon, dann auf Sisaroth. »Ihr macht sie mir nicht streitig!«
»Wie soll ich sie verschonen, da ich ihr Äußeres nicht kenne?«, meinte der Hüne.
»Ich zeichne sie euch. Wehe, ihr nehmt mir meine Beute.« Firûsha ging zum Barbaren und führte ihn hinab zum Tor, um sich mit ihm in der Kammer zu besprechen.
Gleichzeitig verschwanden Tirîgon und Balodil im Palast. Das faltendurchzogene Gesicht des Unterirdischen wies erste grimmige Begeisterung auf.
»Was tun wir ?« Crotàgon sah Sisaroth an.
»Uns um unsere Angelegenheiten kümmern«, gab er zurück. »In meinem Fall sind das die Elixiere, die ich für Balodil anfertigen muss, und du solltest die Kämpfer versammeln und die Lage besprechen. Verkünde unserem Volk in unserem Namen, dass die Jungen Götter Vorbereitungen zur Rückkehr an die Oberfläche und zur Eroberung eines Elbenreiches treffen.« Er wandte sich zum Gehen. Nur fort von ihm, bevor er …
»Lassen wir Balodil den Schädel?«, traf ihn die Frage des Kriegers in den Rücken.
… mir Fragen stellt, die mir nicht gefallen. »Warum sollten wir? Wir benötigen die Macht des Infamen in Tark Draan.«
»Wäre er nicht besser in Phondrasôn aufgehoben?«
»Shëidogîs möchte das Blut von Elben erhalten, und unglücklicherweise sind Elben nun einmal sehr selten in Phondrasôn. Ich gehe sogar davon aus, dass wir die letzten seinerzeit bei der Eroberung des Palastes vernichteten.« Sisaroth marschierte weiter und ließ ihn stehen. Du entscheidest gewiss nicht, was ich tue und lasse. »Der Schädel geht mit uns.«
Er ertappte sich bei dem Gedanken, dass Crotàgon auf der Steinliege enden sollte. Die unentwegten Nachstellungen zehrten an seinen Nerven. Er verfolgt mich und wird nicht eher ruhen, bis er Shëidogîs zerstört hat. Er und Firûsha werden nicht lockerlassen.
Sisaroth kehrte in sein Laboratorium zurück und vollendete die begonnene Destillation des Elixiers aus gekochtem Albknochensud, ohne sich wahrhaft darauf zu konzentrieren.
Die verführerische Idee, den Hünen seiner heimlichen Liebe Tossàlor folgen zu lassen, wich nicht mehr aus seinem
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