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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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sein ganzes Volk wäre verloren.« Balodil betätigte den Blasebalg ohne Unterlass. Die Muskeln auf Brust, Rücken und an den Armen schwollen zu kleinen Gebirgen. »Außerdem möchte er die Dienste der Jungen Götter.« Er zwinkerte ihnen mit seinem rechten Auge zu. »Ich freue mich, in meine Heimat zurückzukehren. Zusammen mit euch. Wer sollte uns aufhalten?«
    Sisaroth blickte zu Tirîgon, der ein breites Lächeln auf dem Antlitz trug. Da spricht er die Wahrheit. »Ganz recht«, gab er zurück. »Wer sollte uns aufhalten, Balodil?«

    Tark Draan
    Firûsha stapfte in ihrer Rüstung unter Wasser auf dem Grund des stockfinsteren Teichs entlang und näherte sich nun der Oberfläche, die in hellem Grau verheißend schimmerte. Darüber schwebte der Mond, der gleich einer deformierten Scheibe zu ihr hinab leuchtete.
    Der Trinkschlauch hatte sich bewährt, die ruppige Fahrt überstanden und ihr dabei genug Luft zum Atmen verschafft. Ohne den Vorrat wäre ich erstickt. Bis sie den Tümpel verlassen würde, kam sie auf geschätzte achthundert Herzschläge.
    Der Anblick des Mondes, den sie so lange entbehrte, verschaffte ihr Glücksgefühle. Die Welt sah von dieser Seite aus mysteriös aus, die Seerosen schwebten über ihrem Kopf und lagen ruhig auf dem spiegelglatten Teich.
    Der Boden stieg steil an und wurde weicher. Nur eine Armlänge trennte sie vom Auftauchen.
    Ist es Tark Draan oder eine Höhle, die mich in die Irre führt? Firûsha nahm den Trinkschlauch aus den Lippen und zog ihren Dolch, durchstieß leise die Oberfläche, bis ihre Nase zum Luftholen eben darüber ragte.
    Frösche quakten leise, Grillen zirpten. Ein leiser Westwind wehte über das Gewässer und trug den Geruch warmen Grases, duftender Blüten und reifer Kirschen mit sich. Leise Lautentöne drangen an ihr Ohr, und eine Stimme sang dazu.
    Ihr Infamen! Firûsha vermochte sich vor Überwältigung nicht zu rühren.
    Sie blickte hinauf, in den Nachthimmel, zum Mond und den Sternen, die funkelten und sie mit ihrem Silberschein begrüßten. Eine Sternschnuppe zog ihr zu Ehren eine Bahn mit feurigem Schweif und verglühte. Leise glucksend umspülte sie das kühle Wasser.
    Die Anspannung und Freude löste sich in einem Schwall heißer Tränen, die über die Lidränder sprangen und in den Teich tropften. Shucto hatte die Wahrheit gesprochen.
    Ich bin in Tark Draan und nicht in einer weiteren Kaverne, die mit Absonderheiten und Bestien vollgestopft ist! Firûsha bewegte sich langsam vorwärts, um so wenig Geräusche wie möglich zu machen. Sie schritt das Ufer hinauf, um sich in das anschließende Wäldchen zu begeben. Zum Schutz vor neugierigen Blicken.
    Niemand durfte von ihrer Ankunft erfahren, was ihr schwerfiel: Ihr war in ihrem Herzen danach, vor Freude zu singen, laut zu jauchzen und zu tanzen. Sie hatte den Ausweg aus der Verbannung gefunden, und das zweifach: aus Phondrasôn und aus Ishím Voróo.
    Wer ist der Musikant in dieser lauen Nacht? Firûsha folgte den Tönen des Instruments lautlos durchs Unterholz und gelangte unter den Bäumen hindurch an den Rand einer Lichtung.
    Dort saß ein verliebtes Elbenpaar. Er zupfte die Saiten, und seine Gespielin erhob die Stimme. Sie trugen dünnen Stoff, wirkten versunken, nur auf sich und die Musik fixiert.
    Firûsha starrte die beiden an. Todfeinde. Ganz nah. Ohne Gepäck oder Ausrüstung. Die Siedlung kann nicht weit entfernt sein.
    Lange wollte sie sich nicht aufhalten. Shucto hatte ihr gesagt, dass die Umkehrung der Strömungen im Teich nie lange auf sich warten ließ. Erkennbar sei der Sog, sobald die Seerosen auf die Mitte zutrieben. Die Bewegung sei schwach, und man müsse sich auf die Blätter konzentrieren, um sie überhaupt zu bemerken.
    Die Attacke auf Tark Draan rückt in greifbare Nähe. Firûsha erlaubte den beiden verliebten Elben, ihr Leben einige Zeit zu genießen. Bald kehre ich zurück. Dann wird euer Tod meinen Namen tragen. Sie prägte sich die Gesichter ihrer zukünftigen Opfer genau ein. Behutsam zog sie sich zurück.
    Auf dem Weg zum Mondteich genoss sie die Stimmung, den Duft der Nacht, das Leuchten der Sterne.
    Sie atmete tief ein und sammelte Blüten, Gras und andere Beweise, um ihre Brüder und die Albae von ihrem Erfolg zu überzeugen. Niemand durfte Zweifel daran hegen, dass sie ihre Stiefel auf Tark Draan und in einen Elbenhain gesetzt hatte. Sie zog gar ein Windlicht von einer Halterung am Ufer ab, das elbische Runen trug. Zusammen mit ihrem Wort musste es als Beweis

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