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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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ein.
    Wutlinien zierten abrupt sein Gesicht, die Augen wurden zu schwarzen Löchern. Alles an ihm verkrampfte sich. Er keuchte auf und musste sich an der Opferliege festhalten. Stärker als beim letzten Mal … ich … Sisaroth reckte Hilfe suchend den Arm nach einer Stütze.
    Sofort stand Tirîgon neben ihm und hielt ihn.
    Die Blutsilhouette knisterte, entflammte und löste sich zu Asche und Rauch auf; der Schädel des Infamen lagerte rein und sauber in der Schale, als wäre er nicht mit Blut in Berührung gekommen.
    »Danke«, ächzte Sisaroth. Die Aufnahme der verliehenen Macht war besonders heikel. Der Körper eines Cîanoi stand lange Zeit unter Schock, während er die Kraft in sich barg und verteilte. Sein Blick klarte allmählich auf, und er nahm die Kammer vollends war.
    Sein Bruder, er und Balodil befanden sich im größten von Marandëis Geheimzimmern, das sich unmittelbar neben einem Kamin befand. Durch den Abzug war es möglich, die Rituale durchzuführen, ohne den Erstickungstod zu erleiden. Der Gestank des schmorenden Hirns und Herzens zog zur Aussparung in der Wand und von da zum Schlot hinaus.
    Der Unterirdische hatte auf eigenen Wunsch an der Zeremonie teilgenommen. Zum vierten Mal. Die tätowierten Zeichen in seiner Haut machten ihn für den Bann des Infamen empfänglich und schienen ihn zu einem glühenden Verehrer zu machen.
    Kein Wort von Vraccas oder den Göttern von Tark Draan. Keuchend nickte Sisaroth Balodil zu. Tirîgon und ich waren gründlich, was seine Umwandlung anbelangt. Mit dem Trank, den er sich ersonnen hatte, schien man den geistigen Widerstand eines Unterirdischen brechen zu können, ohne dass derjenige es bemerkte. Die Änderung ging rasch vonstatten und verstärkte sich sogar.
    »Geht es wieder?« Tirîgon nahm langsam die Hände weg.
    »Sicher.« Sisaroth bewegte die Finger, an denen das Blut des geopferten Albs klebte. »Ich brauche noch etwas.« Er lehnte sich gegen den Opfertisch. »Shëidogîs war dieses Mal sehr freigiebig.«
    Er sah zu, wie sein Bruder zusammen mit Balodil den Leichnam auf die Esse legte und der Unterirdische den Blasebalg betätigte. Grelle Flämmchen schossen durch die anfachende Luft um die Leiche und begannen mit dem Verbrennungsprozess.
    Alles in allem war es das siebzehnte Opfer, das sie dem Schädel darboten.
    Inzwischen strichen sie nicht mehr durch die Höhlen und suchten nach versprengten Albae, sondern nahmen sich diejenigen, die aus Dsôn stammten und von denen nicht einwandfrei geklärt werden konnte, ob es Karderier waren oder nicht.
    Offiziell fanden Befragungen statt, von denen die Albae nicht mehr zurückkehrten, was als Schuldeingeständnis ausgelegt wurde. Niemand stellte Fragen. Das Wort der Drillinge galt als unzweifelhaft.
    Balodil legte sich sehr ins Zeug und hatte Spaß daran, den Lohen bei ihrer Arbeit zuzusehen. Die Leiche schrumpfte in der Hitze zusammen. »Wir haben nicht einmal einen Karderier aufgeschlitzt«, sagte er mit einem finsteren Lachen.
    »Und wenn schon«, erwiderte Sisaroth. Nacheinander jagten Hitze und Kälte durch seine Adern. Er rieb sich die Arme, das gerinnende Blut formte Klümpchen. Zeit für ein Bad. »Der Infame verlangt ausschließlich nach Albae.«
    Tirîgon hob die Schale mit dem Relikt und reichte sie ihm. »Denkst du, du bist gut genug vorbereitet auf das, was der Zhadar von uns erwartet?«
    »Ja«, antwortete er. »Ich fühle mich mächtig genug.« Marandëi wäre stolz auf mich.
    »Bestens.« Tirîgon wich den stinkenden Schwaden aus, die nicht schnell genug durch den Abzug verschwanden. »Wir sollten jedoch abwarten, bis unsere Schwester zurückkehrt. Ich will wissen, wie sie allein mit diesem Shucto gehen konnte.«
    »Warum sollte sie nicht?«, warf Balodil ein. »Die Zauberkehle beherrscht die Klingen besser als du«, neckte er ihn. »Und wenn Sisaroth sich noch lange ausschließlich den Pflichten eines Cîanoi hingibt, wird sie ihn bald ebenso schlagen. Sie ist genau die Richtige, um den Weg nach Tark Draan zu erkunden.«
    Sisaroth schmunzelte bei seinen Worten. Die kleine Bergmade denkt bald, sie stünde auf einer Ebene mit uns. Vielleicht leisteten wir mit den Tränken zu gute Arbeit?
    »Shucto ist ein Barbar. Und denen kann man nicht trauen«, erwiderte Tirîgon mürrisch.
    »Shucto ist eine Ausnahme. Ich kenne ihn lange. Feige, ja, aber kein Verräter. Er würde nicht wagen, uns eine Falle zu stellen, zumal ihm klar ist, was es bedeutet, wenn Firûsha nicht mehr zurückkehrt. Seine Familie,

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