Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)
Neuanfang, würde ich sagen. Mögen sie deinen Bruder als Jungen Gott verehren, das ist mir einerlei. Aber eine Sache lasse ich mir nicht nehmen.« Er versetzte ihm einen weiteren Fausthieb, der Sisaroth auf die Seite fallen ließ. »Warte hier. Ich bringe dir deinen Schädel. In kleinen Stückchen, damit du ihn zusammensetzen kannst und an Tossàlor denkst.« Der Hüne spurtete durch den Sand zum Wagen.
Shëidogîs! Nein, er wird ihn … Sisaroth schob sich unter Schmerzen über den weichen Untergrund. Die Körnchen knirschten zwischen den Zähnen, hafteten auf seiner Rüstung, wo das Blut ausgetreten war.
Langsam, aber beharrlich kroch er zu den Kisten zurück, zwischen denen Crotàgon hin und her lief. Es krachte, das Holz zerbrach unter den großen Stiefeln. Immer wieder bückte er sich und wühlte in den Trümmern.
Ich bin ein Diener des Infamen! Ich werde mein Leben geben, damit er existiert. Nach mir werden wieder Albae nach Phondrasôn kommen, und sie werden ihn finden und zu neuen Ehren bringen. Sisaroth löste eine Wurfscheibe aus der Halterung, richtete den Oberkörper auf und schleuderte sie. »Du wirst ihm nichts tun!«
Crotàgon fuhr in die Höhe, riss die Speerkeule hoch und hielt das Geschoss mit der Mittelstange auf. Die Schneide fuhr in das Holz und steckte fest. »Beinahe«, sagte er grinsend und nahm die andere Hand hinter dem Rücken hervor. »Wirf noch einmal etwas nach mir. Ich fange es damit !«
Ich habe versagt. Sisaroth stieß einen frustrierten Schrei aus: In der großen Hand lag das Relikt. »Lass den Infamen! Du frevelst gegen einen Gott!«
»Ich sehe darin einen Dämon, dem du aufgesessen bist.« Crotàgon senkte den Kopf leicht. »Wie sehr bist du davon überzeugt, dass es Shëidogîs ist?«
»Restlos!«
»Dann wirst du sicherlich dein Leben geben?«
»Ohne Zaudern!« Sisaroth rutschte auf den Knien vorwärts, näherte sich auf drei Schritte.
»Dann schlage ich vor, du bringst dich um«, eröffnete ihm Crotàgon genüsslich. »Ich schwöre bei Samusin, dass ich den Schädel nicht zerstören werde, sobald du in die Endlichkeit eingezogen bist. Dein Leben für das Leben von Tossàlor.«
Sisaroth hielt sich die verletzte Leiste. Er sah zur Kaskade hinauf, um die herum mehr und mehr Höhlenstücke abplatzten. »Ich kann dir nicht glauben!«
»Ich schwöre bei Samusin, dem Gott des Ausgleichs und der Winde.« Crotàgon schloss langsam die Hand. Ein hörbares Knistern ging von dem skelettierten Kopf aus, die verleimten Stellen hielten gerade noch. Die ersten Perlchen lösten sich, eine Silberkugel fiel in den Sand.
Sisaroth sah das dunkelrote Glühen in den leeren Augenhöhlen, die ihn anflehten und aufforderten zugleich. Die Seele des Infamen, mit viel Aufwand zurück in den Schädel gelockt, geriet erneut in Gefahr. Dieses Mal endgültig.
Ich darf seinen Untergang nicht zulassen. »Warte!«, rief Sisaroth und zog einen Doppeldolch. Ich muss es tun! Shëidogîs ist wertvoller als mein Leben. In ihm tobten die Gefühle. So dicht vor dem Ziel, und er musste sich umbringen, um den Infamen zu retten. Den Infamen, dem er Crotàgon hatte opfern wollen. In Tark Draan. »Hier! Siehst du?«
»Ich kenne den Dolch. Es wäre schön, wenn du ihn in dein Fleisch stecktest.« Crotàgon erhöhte den Druck weiter. Ein erster Spalt öffnete sich knackend zwischen den zusammengeleimten Stücken.
»Nein, nicht!« Tränen der Wut und des Selbstmitleids stiegen ihm in die Augen. Ich werde Firûsha und Tirîgon nicht mehr wiedersehen. Ich hoffe, sie denken an mich und errichten ein Denkmal. »Schau! Ich werde mir die Kehle aufschlitzen!« Sisaroth legte die zweifachen Schneiden an Hals und Kinn. Infamer, bewahre meine Seele. Lass ein Wunder geschehen … Er sah den angespannten Ausdruck auf Crotàgons Antlitz.
Das Knistern der verklebten Artefaktstellen nahm zu, eine Perle rollte aus der Fassung.
Er wird sein Wort brechen! Er hasst Shëidogîs!
Ein Donnerschlag erklang, und die Decke brach rund um das Loch auseinander. Die einschlagenden Steinbrocken schufen aus dem See eine sich auftürmende Wasserwand, die über den Albae zusammenschlug.
Der Zusammenhalt
ist wichtig,
Noch wichtiger ist
die Stärke des Einzelnen.
So seid kein Bündel aus dünnem Reisig,
sondern ein Bündel aus mächtigen Stämmen!
Weisheiten, aus dem Epos »Junge Götter«,
aufgezeichnet von Carmondai, dem Meister in Bildnis und Wort
Phondrasôn
Ich will nicht verloren gehen! Ich wäre die einzige Albin in
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