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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Phondrasôn und von Feinden umzingelt. Firûsha hetzte durch den Tunnel. Nach ihren Taten in der Höhle von Sojól gäbe es für ihre Art keine Freunde mehr. Ich könnte mich nicht einmal in die Dienste des Zhadar stellen.
    Ein herrenloser Nachtmahr trabte ihr schnaubend entgegen. Der Hengst hatte die Atemvorrichtung mit dem Ledersack bereits am Zaumzeug festgebunden, aber sein Reiter schien verloren gegangen zu sein, bevor der Aufsatz zum Tauchen richtig angebracht worden war.
    Ein Geschenk der Götter! Sie nahm die Zügel und stieg in den Sattel, wendete das Tier und jagte immer den Zeichen hinterher, die ihre Brüder hinterlassen hatten.
    Das Donnern und Beben erklang nicht wieder, dafür rann Wasser den Stollen entlang. Es dampfte und spritzte, wenn die blitzgleichen Entladungen aus den Fesseln und Hufen in das Nass schossen.
    Was ist geschehen? Firûsha fürchtete, dass die Höhle zu Teilen eingebrochen war.
    Der Nachtmahr trug sie voran, während der Strom unter ihnen zunahm und ihm bereits bis zu den Knien reichte.
    Doch plötzlich schien es sich umzukehren. Das Wasser wurde regelrecht angesaugt und beständig weniger.
    Was geht darin vor? Legte Shucto uns rein? Endlich ritt sie durch den Eingang in die Kaverne.
    Was Firûsha sah, erschreckte sie zutiefst.
    Aus dem kleinen Durchlass war ein breites Loch geworden, das Wasser wurde aus dem beinahe vollständig leeren See angesogen. Der Durchmesser der schimmernden Säule belief sich auf mehr als hundert Schritt! Letzte Kisten wurden in die Höhe gerissen und verschwanden im Schlund auf eine ungewisse Reise.
    Firûsha sah geborstene Holzstücke, aufgeplatzte Säcke und seltsam verdrehte Albaeleichen auf der Oberfläche treiben. Sie müssen mit voller Wucht gegen die Ränder geprallt und zurückgestürzt sein. Ihre Augen suchten die Decke ab. Die zahllosen Spalten und Risse kündigten den kompletten Einsturz an. Nichts wie weg von hier!
    Firûsha lenkte den Nachtmahr dorthin, wo die Sogwirkung einsetzte.
    Viel Wasser gab es nicht mehr. Lediglich in der Mitte befand sich ein Rest, der aufgesaugt wurde. Inzwischen schossen sogar weicher Schlamm und Schlick mit hinauf zur Decke und durch die Öffnung.
    »Schwester«, vernahm sie die vertraute Stimme schwach durch das Brodeln.
    »Sisaroth?« Firûsha hielt an und richtete sich im Sattel auf, spähte aufmerksam. »Sisaroth, wo bist du?«
    »Unter dem umgestürzten Wagen«, kam es leise und schmerzerfüllt.
    Sie erkannte das halb zerstörte Gefährt, das hoch oben am Ufer lag. »Warte! Ich bin gleich bei dir.« Welch Fügung, dass ich zu spät kam. Firûsha preschte den Hang hinauf, vorbei an weiterem Treibgut, und sprang aus dem Sattel und suchte nach ihrem Bruder. Da! Da ist er!
    Er lag unter der Deichsel, über und über mit Schlamm bedeckt, und wirkte damit wie eines der Scheusale. Aus seinem Mundwinkel sickerte ein schwacher Blutfaden, seine rechte Gesichtshälfte war geschwollen, als habe er einen Schlag erhalten.
    »Danken wir den Göttern, dass sie mich sandten, um dich zu retten«, sagte sie aufmunternd lächelnd und drückte kurz seine Hand, ehe sie sich daran machte, die Deichsel anzuheben, damit er sich befreien konnte. »Was ist geschehen?«
    »Es kamen große Brocken herunter, und die Woge spülte alles mit, was nicht darauf gefasst war«, erklärte er und schien Schmerzen zu leiden. »Siehst du Crotàgon irgendwo?«
    »War er auch noch hier?« Firûsha stemmte sich gegen das Gewicht. Der Karren wiegt viel. »Ich könnte ihn gut gebrauchen.«
    »Ich nicht. Er versuchte, mich zu töten.«
    »Was?«
    »Wegen des Schädels. Er wollte nicht …« Sisaroth hustete. »Es macht nichts. Ich habe das Relikt geborgen, ehe er es zerstören konnte.« Er legte eine Hand um einen verschmutzten Gegenstand, den die Albin zuvor für einen Stein gehalten hatte.
    Mein guter Crotàgon. Entschlossen bis zuletzt. Es wäre gut, der Schädel ginge verloren. Firûsha hatte durch ihre Überlegung kurz mit ihren Bemühungen nachgelassen, dann sah sie die dünner werdende Kaskade und warf sich mit aller Macht gegen die Deichsel. Der Sog verringert sich. Bald gibt es kein Wasser mehr. »Los!«
    Sisaroth robbte ächzend unter dem Wagen hervor. »Danke! Danke, Schwester, und danke Shëidogîs!« Er küsste den schlammigen Schädel und wischte daran herum, bis er die Augenhöhlen vom Dreck befreit hatte. Schwach leuchteten die Intarsien und die Silberkügelchen. »Der Infame schloss meine Verletzung in der Leiste. Ein Stich

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