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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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den Unterleib, was dem Krieger nichts auszumachen schien. »Verrecke wie dein Liebchen!«, schrie er und stach mit dem Dolch blind um sich. Die Doppelklingen zerschnitten den Oberarm des Kriegers, aber der Griff blieb unverändert um den Nacken geklammert. »Ich lasse dich in deiner Rüstung vergehen!« Sisaroth schloss die Augen.
    »Dann wirst du vor dem Dämon sterben!«
    Nein, wird er nicht. Firûsha schnellte auf die Knie und machte sich zum Wurf bereit, als Sisaroth einen Spruch murmelte.
    Die Augenhöhlen des skelettierten Kopfes leuchteten rot, und ein dunkelblaues Leuchten legte sich um Crotàgon, der stöhnend niedersank und den Alb freigab.
    Es zischte und roch nach garendem Fleisch. Jedes Stück Metall, das der Hüne trug, glomm glühend heiß und verbrannte die Haut innerhalb weniger Atemzüge, verband sich mit dem Fleisch und musste Crotàgon unsägliche Pein bereiten.
    Sisaroth erhob sich wankend vor seinem Gegner. »Da siehst du, was der Infame für seine Diener tut«, sagte er siegessicher. »Du brätst in deiner Rüstung, solange ich will!«
    Firûsha richtete sich auf und musste einen Fluch unterdrücken. Sie bemitleidete Crotàgon. Er hätte ein anderes Ende verdient gehabt.
    Unerwartet und mit überalbischer Anstrengung griff der verschmorende Krieger in den Schlick, die Speerkeule zuckte in die Höhe.
    Zwar verhinderte die Rüstung, dass die Klinge Firûshas Bruder aufschlitzte, aber die Verdickung schlug unter Sisaroths Arm und traf den Schädel.
    Das Relikt flog durch die Luft und landete vor Crotàgon im Schlamm.
    Tu es! Firûsha eilte los, obwohl sie nicht wusste, was sie unternehmen sollte. Bitte, tu es für Tossàlor und überlasse es nicht mir.
    »Nein! Du wirst Shëidogîs nichts anhaben!« Sisaroth schleuderte den Dolch und traf den Hünen mitten ins Gesicht.
    Crotàgon kippte nach vorn und begrub den Schädel mit seinem breiten Körper und der glühend heißen Rüstung. Es krachte und splitterte gedämpft, das Wasser um ihn herum kochte und blubberte. Das feurige Glühen der Eisenteile endete, der Panzer nahm seine ursprüngliche metallische Farbe an.
    Der Schädel ist zerstört! Firûsha fühlte Erleichterung und große Dankbarkeit für ihren Lehrmeister. Crotàgon war zu Tossàlor in die Endlichkeit gegangen und hatte ihn dazu noch gerächt. Der Dämon existiert nicht länger.
    Aber noch durfte sie sich kein Innehalten erlauben.
    Firûsha eilte zu ihrem Bruder und zerrte ihn hinter sich her. »Los! Zur Kaskade. Ich hoffe, das Rinnsal reicht aus, um uns nach Tark Draan zu bringen.«
    Sisaroth leistete kaum Widerstand. Er starrte fassungslos auf Crotàgons Leiche, um die herum Knochenstückchen im flachen Wasser aufstiegen und vom Sog erfasst wurden. Er hatte verstanden, dass er Tossàlors Wunder nicht wiederholte. »Shëidogîs«, murmelte er entgeistert. »Shëidogîs! Du kannst mich nicht allein lassen! Verzeih! Verzeih mir, ich wollte dich nicht …«
    »Du bist nicht allein. Du hast mich und Tirîgon«, erwiderte sie und schob ihn auf den Nachtmahr. Hastig blies sie zwei Schweinsblasen auf, drückte ihm eine davon in die Hand, danach legte sie dem Rappen die Vorrichtung um Maul und Nüstern. Samusin, ich danke dir! Du hast soeben drei Götter geboren und nicht in Hass entzweit!
    Firûsha trieb den Hengst in die kaum mehr vorhandene Kaskade, während die Höhlendecke nachgab. Sie vernahm das reibende Krachen, mit dem die Kaverne zusammenstürzte und den Durchgang in den Mondteich für immer verschloss.
    Die Geschwister schossen gleichzeitig in dem wirbelnden, dreckigen Wasser hinauf.
    Wir sind schon achtzig Schritt hoch! Firûsha klammerte sich an die Mähne des Nachtmahrs, der in dem Strom aus Wasser, Geröll und Schlick strampelte und ihm zu entkommen versuchte. Sie hielt ihren Bruder fest und konzentrierte sich darauf, das Mundstück nicht zu verlieren. Ohne Atemluft komme ich als Tote in Tark Draan an.
    Schließlich wurde es dunkel um sie herum.
    Sie befand sich irgendwo in dem Gesteinsschlund und hoffte, dass die Reise ein gutes Ende nahm.

    Tark Draan
    »Wo bleiben sie?«, murmelte Tirîgon angespannt und hielt den gebogenen Speer bereit, den er seit geraumer Zeit wie einen Bootshaken einsetzte. Er wartete besorgt auf Sisaroth und Crotàgon. Und wie soll bloß Firûsha zu uns gelangen?
    Er drängte seine erdrückende Verzweiflung zurück und beobachtete die unruhige, trübe Wasseroberfläche.
    Der Schlick färbte sie dunkelbraun. Treibgut, die Überreste von Kisten und

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