Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)
Problem werden können, und Shëidogîs mit den Blutopfern ohnehin. Ja, ich denke, dieser Ausgang freut mich, dachte er nach raschem Abwägen. Äußerlich gab er den Betroffenen, um es seinem Bruder nicht schwerer zu machen.
Carmondai näherte sich ihnen, notierte in seine Kladde. »Es gibt keine Infamen mehr. Jedenfalls nicht in Tark Draan. Ich sagte doch, dass die Unauslöschlichen ihren Kult, sogar den abgemilderten, verbaten.« Er erstellte Vorzeichnungen, umriss mit wenigen Strichen, was er sah. »Somit blieb der alte Glaube in Phondrasôn. Die Jungen Götter werden ohne Konkurrent sein.« Er lächelte. »Ich finde es besser so.« Carmondai zeigte ihnen seine Vorzeichnung: Die Geschwister nebeneinander, Seite an Seite und in Stärke vereint.
Tirîgon sah auf seinen weinenden Bruder, der seine besonderen magischen Kräfte verloren hatte. »Gräme dich nicht. Wir sind unsere eigenen Götter, wie wir es bereits in Phondrasôn waren. Wir brauchen nur uns.«
Seine Schwester schenkte ihm ein zustimmendes Lächeln und summte weiter. Sisaroth beruhigte sich langsam, sein Schluchzen endete.
Tirîgon dachte daran, dass seine Wünsche seltsamerweise doch in Erfüllung gehen würden. Ich herrsche über ein Albaereich, wie ich es immer wollte. Dafür hatte er Leben geopfert, war durch Phondrasôn gegangen, hatte sein Knie zum Schein vor dem Zhadar beugen müssen und stieg letztlich mit seinen geliebten Geschwistern als Retter seines Volkes aus den Tiefen empor. Um einen neuen Staat zu gründen.
Ein unverzeihlicher Makel haftete auf ewig an ihm, von dem einzig die Götter wissen konnten.
Den Mord an unseren Eltern werde ich mir nicht verzeihen und niemals gestehen. Tirîgon richtete die blauen Augen auf seine Geschwister. Vater, Mutter, ich schwöre, dass ich euch mein Dasein widmen werde. Ich will euch stolz machen und euer Andenken wahren. Statuen sollen sich für euch erheben.
Firûshas Summen war in ein Lied übergegangen. Sie sang eine Weise, die Mut machte, die von Tapferkeit und Siegen kündete, die Zuversicht und Kraft verlieh.
Das Lied schwang durch die Sandsteinhöhle und vertrieb jeglichen Zweifel, jegliche Sorge um das Kommende und stärkte den Überlebenden die Gewissheit, unbesiegbar zu sein.
Als Firûsha das Lied beendete, brandete Jubel auf. Die Stimmung hatte sich durch ihre Darbietung komplett gewandelt.
»Zeigen wir uns ihnen.« Sisaroth erhob sich, spülte den Mund aus und ging mit ihm und Firûsha in den größeren Teil der Kaverne, wo die Mehrzahl der Albae auf sie wartete.
Die Begeisterung steigerte sich, kaum dass die Drillinge erblickt wurden.
Tirîgon betrachtete seine Schwester stolz, nickte seinem Bruder zu. Es ist an der Zeit, den Samen in die Erde zu legen, auf dass er keime. »Ihr einstigen Bewohner von Dsôn Sòmran und aus Dsôn Faïmon! Ihr Verbannten aus Phondrasôn! Euch und uns verbinden drei Gemeinsamkeiten«, rief er getragen. »Wir sind Albae. Wir verbrachten lange Zeit mit Warten. Und wir haben überlebt. Gemeinsam entkamen wir diesem Untergrund, aus dem wir aufsteigen, auffahren und zu Herrschern werden! Ich lüge nicht, wenn ich euch prophezeie: Die Elben fallen unter unseren Klingen, die Menschen und Unterirdischen, die Zauberer und sonstigen Kreaturen beugen sich vor uns. Niemals wird ein Albreich größer und mächtiger sein als jenes, das wir gründen!« Er zog sein Schwert und richtete es gegen die Decke. »Über uns liegt der Mondteich. Lasst uns noch einmal tauchen. Wenn die Hufe unserer Nachtmahre und die Sohlen unserer Stiefel erneut Grund spüren, ist es Tark Draan. Unser kommendes Reich mit einem neuen Dsôn! Folgt uns, den Jungen Göttern!«
»Folgt uns!« Firûsha zog ihr Schwert und reckte es ebenfalls.
Sisaroth tat es ihr nach. »Folgt uns!«
Das Klirren und Schleifen der etlichen Waffen, die von der Streitmacht aus den Hüllen gerissen wurden, erfüllte die Höhle.
Ich werde herrschen! Tirîgon wurde von unzähligen Gefühlen überwältigt, die ihm Gänsehaut bescherten und Tränen in den Augen aufsteigen ließen. Erhabenheit, das beschrieb am besten, was ihn vor allem einnahm.
Tark Draan
Firûsha fand es angenehm, durch normales Wasser zu tauchen, sie hatte inzwischen regelrecht Übung entwickelt. Ohne den Sog entstanden keine Luftblasen, welche die Sicht behinderten. Ich sehe klar, worin ich mich bewege.
Auf dem Mondteich dümpelten wie bei ihrem letzten Besuch großblättrige Seerosen. Die untergehende Sonne sandte blutrote Strahlen durch die
Weitere Kostenlose Bücher