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Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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herum vertreiben. Er empfand keine Schmerzen, er litt keine Schwäche
oder fühlte sonst irgendwelche Nachwirkungen – abgesehen von seiner Blindheit.
Er wollte sofort zurück nach Tark Draan, um die Elben für ihre Tat zu bestrafen
– doch ein Bogenschütze ohne Augenlicht? Was tauge ich denn
noch?
    Er
entspannte sich, hob eine Hand und betastete das Gesicht, fand seine Augen und
bemerkte, dass er sie geöffnet hatte.
    Aber
als die Kuppen dagegen trafen, spürte er nichts. Die Lider schlossen sich nicht
einmal aus einem Reflex heraus.
    Wieder
schrie Arviû gellend vor Wut und Hilflosigkeit.
    Â»Wir
geben dir einen Trunk, um dich zu beruhigen«, sagte die Albin, und er fühlte
ihre Hand auf seiner Brust. »Gib dir selbst Zeit. Du hast genug davon. Es kann
sein, dass du wieder sehen wirst.«
    Ein
Gefäß wurde ihm an die Lippen gesetzt. Er trank die süßlich schmeckende
Flüssigkeit und fühlte sich nach fünf Atemzügen weniger aufgewühlt.
    Seine
Wut machte ungeheurem Hass Platz. Hass auf die Elben. Ein Hass, den er vorher
so niemals empfunden hatte. Vernichtend, abgründig, verlangend. »Wohin wurde
ich gebracht?«
    Â»Du
liegst nach wie vor in Wèlèron, in der Heilstätte von Ertrìmar« Die Albin klang
verwundert. »Ich sage dir das nun zum dritten Mal.«
    Arviû
drehte sein Gesicht weg von ihr. »Ich vergesse es immer wieder«, flüsterte er. Ihr Infamen, die Splitter haben mein Gedächtnis durchbohrt und zum
Sieb gemacht! »Lasst mich allein.«
    Â»Wie
du wünschst«, sprach der Alb. »Auf dem Tisch neben deinem Bett steht ein
Glöckchen. Solltest du etwas benötigen, läute damit.«
    Er
hörte, wie sich ihre Schritte entfernten, eine Tür wurde geöffnet und
geschlossen, und dann war es still. Sollte ich etwas
benötigen, wiederholte er in Gedanken niedergeschlagen. Natürlich brauche ich etwas! Können sie mir auch neue Augen
einpflanzen? Oder einen neuen Verstand, der mich sehend macht?
    Arviû
wusste, dass sich die Heiler, gerade diejenigen, die sich um verletzte Krieger
kümmerten, auf ihr Handwerk mehr als gut verstanden. Anscheinend waren sie bei
ihm an ihre Grenzen gestoßen.
    Er
sah den gerüsteten Elbenkrieger vor sich, wie er die geborstene Lanze schwang
und ihn damit traf, die Wolke aus Splittern, die ihn einhüllte. Er hörte die
Laute des Gefechts, das Wiehern der Pferde und Nachtmahre. Er konnte sich an
jede Einzelheit erinnern – und starrte dennoch ins finstere Nichts.
    Ich muss Rache üben, sonst werde ich bis zu meinem Einzug in die
Endlichkeit keine Ruhe finden! Arviû ballte die Hände zu Fäusten. Ich werde die Elben büßen lassen, sie abschlachten, ihnen das
Leben rauben!
    Und
ihm kam eine Idee, wie er sein Ziel erreichen konnte!
    Die
blinden Vertrauten der Unauslöschlichen waren ihm in den Sinn gekommen, die
Leibwachen im Beinturm, die sich freiwillig hatten blenden lassen, um nicht den
Verstand zu verlieren, sobald sie der unerträglichen Schönheit des
Herrscherpaares gewahr wurden. Sie galten als die besten Krieger, orientierten
sich am Gehör. Jedes Kleiderrascheln, jedes Klingensurren gab ihnen Auskunft
über ihre Gegner und ermöglichte es ihnen, im Kampf gegen Sehende zu bestehen.
In absoluter Dunkelheit waren sie unbesiegbar.
    Kann ich mit meinen Schießkünsten die gleiche Perfektion
erreichen? Arviû hegte Zweifel, dass er diesen Maßstab an sich anlegen
durfte. Er hätte sein Gehör extrem schulen müssen, damit er sein Ziel auf
fünfhundert und mehr Schritte vernahm. Dazu die Laute aus der Umgebung, Wind,
Stimmen … Nein, das wird mir nicht gelingen!
    Er
war ein Meisterschütze auf tausend Schritte und mehr gewesen, hatte noch bei einer
Entfernung von fast zwei Meilen seine Pfeile sicher ins Ziel gebracht.
    Vorbei. Das ist Vergangenheit. Wieder brodelte der Hass auf
die Elben in ihm hoch und verdrängte die beruhigende Wirkung des Tranks. Sie haben mir das Wertvollste genommen, meine Einzigartigkeit und
Besonderheit. Niemand konnte es in Dsôn Faïmon mit mir aufnehmen. Kein Wesen in
Ishím Voróo und in Tark Draan!
    Arviûs
Kehle entfuhr ein neuerlicher Schrei, der ihm jedoch keinerlei Erleichterung
verschaffte. Der drängende Wunsch, die Elben auf die grausamsten Weisen zu
töten, wurde stärker.
    Ich werde sie blenden! Sie sollen das erleiden, was sie mir
angetan haben. Blenden

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