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Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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und aussetzen, als Wild für mich. Diese Hatz wird mir
Freude bereiten. Es ist umso ausgeglichener, wenn Jäger und Beute kein
Augenlicht mehr haben!
    Der
Einfall verwurzelte sich fest in seinem Verstand. Die
Leibwächter der Unauslöschlichen! Sie müssen mir verraten, wie es ihnen
gelingt, trotz ihrer Blindheit derart sicher im Kampf zu sein. Er
tastete nach dem Glöckchen, bekam es zu fassen und ließ es laut schellen. Arviû
zweifelte nicht daran, dass er ebenso meisterlich werden würde wie sie.
    Während
er das Glöckchen in der Hand hielt, kam ihm ein weiterer Gedanke.
    Die
Tür wurde geöffnet. »Ihr habt geläutet, Herr?«
    Ein Sklave! Dann kann ich es versuchen. Blitzschnell
schleuderte der Alb das Glöckchen in Richtung der Stimme.
    Es
gab ein leises, helles Geräusch, und der Getroffene stöhnte auf; leise klirrend
fiel das Glöckchen auf den Boden. »Womit habe ich das verdient, Herr?«
    Â»Wo
habe ich dich getroffen?«
    Â»Neben
der Nase, Herr.«
    Â»Verdammt!
Ich hatte auf deinen Mund gezielt.« Dennoch freute sich Arviû. Seine
Zielfertigkeit hatte er nicht gänzlich verloren: Sein Arm ließ sich nicht nur
von den Augen, sondern auch von seinen Ohren lenken. Ich
werde mir Messer anfertigen … Virssagòn! Er wird mir etwas erfinden! Es müssen
Klingen von solcher Schärfe sein, dass meine Opfer auch dann klaffende Wunden
davontragen, wenn mein Wurf sie nur streift. »Hilf mir beim Anziehen.
Ich weiß nicht, wo sie meine Kleider abgelegt haben. Wir gehen nach Dsôn. Zum
Beinturm.«
    Â»Ja,
Herr.«
    Er
schwang die Beine aus dem Bett und war angefüllt mit Zuversicht. »Und bring das
Glöckchen.«
    Â»Sicher,
Herr.«
    Arviû
stieg mithilfe des Sklaven in ein Gewand, das aus Seide zu sein schien. Es war
angeblich aus seinem Besitz, seine beiden Töchter hätten die Sachen
vorbeigebracht.
    Er
ertastete die Zierborte an den Ärmelaufschlägen, der Stoff roch nach Parnôri,
seiner Ältesten. Es rührte ihn, dass sie sich um ihn kümmerten, obwohl sie weit
entfernt lebten. Beide hatten das Dasein der Gutsbesitzerinnen gewählt,
verwalteten Ländereien in Shiimāl und hatten nichts mit Kampf und Eroberung zu
schaffen. Anfangs hatte er das bedauert, aber inzwischen … Ich
könnte zu Parnôri ziehen, bis ich so weit bin, dass …
    Â»Ich
… Verzeiht, dass ich spreche. Aber Euer Reiseziel … es … Habt Ihr nicht von der
rätselhaften Krankheit vernommen, Herr? Ganz Dsôn ist deswegen in Aufruhr.
Mancher ist deswegen schon von dort aufs Land geflüchtet.«
    Arviûs
Gedanken wurden durch den Einwurf des Sklaven unterbrochen. »Seit wann müssen
die Albae Krankheiten fürchten? Oder ist es etwas, was die Barbaren heimsucht,
und du fürchtest um dein Leben?«, fragte er herablassend.
    Â»Ich
weiß um die besondere Widerstandskraft Eures Volkes, Herr, und ich bewundere
Euch dafür«, gab der Mensch zurück und zog ihm die Stiefel an. »Dennoch scheint
es unerwartet ein Leiden zu geben, das auch Euer Volk befällt, und gegen das
Eure Heilkundigen machtlos sind. Man hat, so sagt man sich, bereits mit
magischen Mitteln versucht, den Ursprung zu ergründen.«
    Arviû
gab normalerweise nichts auf Barbarengeschwätz, aber der Mann klang überzeugend
und nicht so, als würde er übertreiben. »Es erkranken nur Albae?«
    Â»Ja,
Herr. Eine Prüfung Inàstes vielleicht?«
    Arviû
erhob sich. Gemeinsam schritten sie zur Tür, die rechte Hand hatte er auf die
Schulter des Sklaven gelegt, um sich von ihm führen zu lassen. Es bedeutete für
ihn eine Erniedrigung, doch es ging nicht anders. Sobald ihn die
Beinturmwächter ausgebildet hatten, würde er keine Hilfe mehr benötigen.
»Erzähle mir, was sich zugetragen hat«, befahl er, während sie gingen.
    Â»Es
begann vor vierzig Momenten der Unendlichkeit. Ein Alb namens Arganaï war das
erste Opfer. Dabei hatte er die Gefangennahme durch die Dorón Ashont
überstanden und war ihnen entkommen, um die Heimat zu warnen. Man fand ihn
morgens in seiner Unterkunft, und er sah aus, so erzählt man, als wäre er von
innen aufgeplatzt. Seine Gedärme quollen aus der Bauchdecke, die Innereien
völlig zersetzt und teils aufgelöst, als wären sie mit Säure besprüht worden.
Bald darauf starben weitere Albae, und sie zeigten genau die gleichen

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