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Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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sie die
Leichen verscharrten, fügten sich nahtlos in dieses Bild. Nun auch noch die
Kleidung der Zauberin, die Türme, der Garten …
    Morana
sehnte sich nach dem, was die Barbaren wiederum fälschlicherweise Düsternis,
Schrecken und Todeskunst nannten. Unwissende. Kleinhirne.
Ihr erkennt und begreift wahre Schönheit nicht.
    Angewidert
sah sie auf die mit Goldlinien verzierten Teller, die von Meisterhand
geschaffen waren – und für sie doch eine Hässlichkeit sondergleichen
darstellten. Nicht minder verhielt es sich mit dem Besteck in Form von
Rosenstielen, mit den verschnörkelten Rankenbechern, mit den Bildern und
Motiven darauf, mit den goldenen Brokatverzierungen an der Decke … Die Liste an
Furchtbarkeiten war endlos.
    Umgeben von Schrecklichkeit, was die Barbaren als schön , ja, sogar als Kunst bezeichnen. Morana fühlte sich in ihrer Rüstung, die sie über dem schwarzen Kleid trug, ein
bisschen sicher vor dem Geschmack der Maga.
    Â»Die
Suppe ist … würzig.« Mehr Lob konnte sie einfach nicht aussprechen und legte
den Löffel nach viermaligem Kosten weg. Es schmeckte nach altem Fleisch, falsch
gelagerten Gewürzen und Gemüse, das zu früh geerntet worden war.
    Â»Das
freut mich.« Hianna hatte ihren Teller geleert und klatschte zweimal in die
Hände.
    Junge
Frauen in weiten, hellen Kleidern, die mit kurzen Schleppen versehen waren,
bedienten sie und brachten Speise um Speise. Sie räumten die Suppenteller weg
und brachten ein Mahl, das nach stinkender Butter roch und sich gelbbraun zu
einem Turm erhob.
    Morana
machte ein freundliches Gesicht. Sie foltert mich. Ich weiß
es, sie foltert mich. Virssagòn war schlau, sich zu verbergen. Ich wünschte,
ich hätte es auch getan. »Was ist das Feines?«
    Â»Eingekochter
Getreidebrei, verfeinert mit Käse und feinster Butter«, erklärte Hianna. »Dazu
sind ein paar feine Fi-Pilz-Späne hineingehobelt. Das ist gut für die Haut,
auch wenn Eure perfekt ist, wie ich neidlos anerkennen muss.«
    Soll ich mich damit einreiben, wenn es meiner Haut guttun soll? Morana
hob die Gabel und musste sich überwinden, die Zinken hineinzusenken. Für sie
stank die Speise. Und doch probierte sie von dem Brei, der noch schrecklicher
schmeckte, als er roch. Sie legte das Besteck weg und ließ sich Brot reichen.
»Mir ist heute nicht wohl. Ich denke, mein Magen verträgt Brot am ehesten«,
entschuldigte sie sich.
    Â»Oh,
das tut mir leid. Meine Köchin hat noch mehr Gänge vorbereitet.« Hianna
bedeutete den jungen Frauen abzuräumen. »Andererseits kommen wir so schneller
zum Zweck Eures Besuchs.« Sie ließ mehrere Karaffen Wein auf den Tisch stellen,
dazu kamen kleine Gläschen mit Likören darin. »Nun, Morana: Ich bin ganz Ohr.«
    Und
Morana erzählte ihr das Gleiche, was sie etlichen Fürsten und Mächtigen und
zwei Königen zuvor erzählt hatte: von den gierigen Elben, die nach Ausweitung
ihres Herrschaftsgebiets strebten. Und dem einzigen Gegenmittel. »Wir bieten
dir das gleiche Bündnis wie denjenigen, die sich bereits unter unserem Banner
versammelt haben«, beendete sie ihren Vortrag. Sosehr sie sich bemüht hatte,
während sie sprach, sie konnte Virssagòn in seinem Versteck nicht ausmachen. Er ist zu gut.
    Hianna
hatte aufmerksam zugehört. »Ihr wollt Elben aus dem Süden sein?« Sie legte den
Kopf in den Nacken und lachte aus vollem Hals. »Oh, meine liebe Morana! Für wie
einfältig haltet Ihr mich? Ich weile schon lange auf dieser Welt und kenne das
Geborgene Land mit seinen Kreaturen, mit den Menschen und den Scheusalen.« Sie
tupfte sich den Mund mit einer Serviette ab, und man konnte ihre Bewegungen als
fast anmutig bezeichnen. Fast. »Auf meiner Suche nach Vollkommenheit habe ich
die letzten Winkel bereist, doch wenn ich eines nicht entdeckte, dann Elben im Süden.« Sie legte die Unterarme auf den Tisch, faltete
die Hände zusammen; die langen Ärmel hingen gleich schlaffen Fahnen am Tisch
hinab. »Höre ich die Wahrheit, finstere Schönheit?«
    Morana
wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Dazu mischte sich die Befürchtung, dass
Virssagòn gleich aus den Schatten trat und der Maga mit einem Hieb den Kopf vom
Hals trennte.
    Hianna
deutete ihr Schweigen falsch. »Oder soll ich Euch sagen, was ich denke?« Sie
trank einen kleinen Schluck aus dem violetten Gläschen, aus

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