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Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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wurde. Seine Zähne schlugen aufeinander, bis er
verstand: Nicht ich bin es. Der Boden unter meinen Füßen
schüttelt sich!
    Seine
Gedanken und Sinne kehrten in die Gegenwart zurück.
    Vor
ihm kniete Imàndaris, die ebenfalls aus der Starre erwachte, wie er an ihren
Zügen ablas. Der Hügel unter ihnen rüttelte sich und versuchte gleich einem
bockenden Nachtmahr, sie von seiner Kuppe abzuwerfen. Schnee und Sand rutschten
herab und gaben den schwarzen Stein langsam frei.
    Â»Inàstes
Träne spürt uns!«, rief sie freudig. »Sie hat darauf gewartet, dass wir sie
finden und berühren!«
    Caphalor
hatte trotz seiner Gewandtheit Mühe, sich auf dem Felsstück zu halten. Nun sah
er, dass sie auf einem Grat standen, der nicht breiter als zwei Schwertklingen
war. Das wohlige Gefühl, das von dem Stein ausging, verstärkte sich, je mehr
die Erhebung freigelegt wurde. Hinabzuspringen wäre kein guter Gedanke gewesen,
denn um sie herum zeigten sich mehr und mehr schroffe, scharfe Kanten. Ein
Fehltritt bedeutete Schnittwunden, die bis auf die Knochen gehen würden.
    Â»Wir
warten, bis sich der Fels beruhigt hat.« Er packte sie an den Armen, und sie
legte ihm die Hände auf die Schultern, sodass sie sich gegenseitig Halt gaben.
    Caphalor
sah die Sklaven zu ihnen emporglotzen, während Albae aus allen Richtungen des Kraters
herbeigerannt kamen. Aber tun konnten sie nichts. Alle mussten ausharren, bis
der Hügel zur Ruhe gekommen war.
    Er
schaute Imàndaris an. Sie erwiderte seinen Blick: Etwas hatte sich darin
verändert. Er kannte ihn aus seiner Zeit mit Enoïla! Hat uns
die Macht der steinernen Träne miteinander verbunden?
    Das
Schütteln nahm nicht ab. Im Gegenteil, die Vibrationen verstärkten sich, ein
dunkles Rumpeln drang an Caphalors Ohren – und plötzlich schob sich die schmale
Kuppe in die Höhe!
    Noch
mehr nachtfarbenes Gestein kam zum Vorschein, und aus dem Hügel erwuchs ein
Berg, der sich mehr und mehr emporreckte und an den Seiten verbreiterte.
Hüttengroße Dreckklumpen stürzten von den Flanken in die Tiefe, zerplatzt auf
dem Kraterboden. Die wartenden Albae brachten sich in Sicherheit.
    Caphalor
und Imàndaris wurden hoch und höher getragen, kamen dem Kraterrand nahe,
erreichten die Kante, und der Berg schob sich immer noch weiter nach oben!
    Zwei Meilen Höhe! Ihr Infamen, was geschieht hier? Caphalor
betrachtete die Ebene um sich herum, Wind erfasste ihn und versuchte ihn in die
Tiefe zu stürzen, doch Imàndaris gab ihm sicheren Halt.
    Schließlich
verebbte das Rütteln, die überraschende Fahrt des Felsens nach oben endete.
    Imàndaris
blickte sich begeistert um. »Was ist soeben geschehen?«, fragte sie freudig,
während ein Vogelschwarm an ihnen mit lautem Girren vorbeizog. Graue Wolken
streiften unter ihnen hindurch, weiße Gespinste schienen zum Greifen nah über
ihren Köpfen zu schweben. »Welches Geschenk machte uns die Schöpferin? Wir sind
… über dem Krater! Weit über dem Krater!« Sie lachte auf und löste die Hände von ihm. »Das müssen …
drei Meilen sein!«
    Caphalor
stimmte ihr zu. Die letzten Splitter der Unendlichkeit hatten so viel Neues
gebracht, dass er mit seinen Gedanken hinterherhinkte. Seltsamerweise dachte er
an den anstrengenden und vor allem gefährlichen Abstieg, der nun vor ihnen lag. Ein falscher Schritt, und wir sind tot. Er neigte
sich zur Seite und schaute herab.
    Nadelgleich
ragte der dunstumspielte Berg in den Himmel, wobei er an den Seiten schlank
geblieben war. Unentwegt lösten sich Erdschollen, fielen in die Tiefe und
zerstoben dabei, wurden an den Wänden zerrieben. Mitunter war der Fels nass, an
manchen Stellen sprudelten feine Wasserstrahlen hervor.
    Â»Sehr
spitz, diese Träne der Schöpferin«, kommentierte er.
    Â»Aber
es muss eine ihrer Tränen sein. Wie sonst kann man erklären, was uns
widerfahren ist?« Imàndaris wagte ebenfalls einen Blick nach unten. Die Albae
und Sklaven am Boden des Kraters waren nur als Punkte zu erahnen. »Ist das ein
Zeichen? Will sie, dass wir hier eine Zukunft finden und Ishím Voróo
verlassen?«
    Caphalor
gab einen schnalzenden Laut von sich. »Ich rechne damit, dass der Berg jeden
Moment zerspringt oder wieder nach unten gleitet«, sagte er nachdenklich.
»Sollte er jedoch halten, ist es ein guter Platz für einen Palast«, fügte

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