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Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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ihn herum standen Dutzende
solcher Gebilde, an denen die einstigen Leibeigenen ihre kämpferischen
Fertigkeiten schulten. Die Geräusche, die dabei entstanden, klangen in seinen
Ohren, als würde man Dreschern und Holzhackern gleichzeitig zuhören.
    Â»Nein.
Damit durchdringst du nicht einmal die Haut deines Feindes.« Ataronz, ein übergelaufener
Óarco aus einem der Dörfer der Vasallenvölker, hatte es sich zur Aufgabe
gemacht, die Neulinge auszubilden. »So geht das!« Er zeigte ihm die Armhaltung
beim Schlag. »Mit der ganzen Schulter, nicht nur mit dem Handgelenk. Und nutz
das Gewicht der Waffe.«
    Â»Danke.
Ich übe es.« Jiggon hob die Klinge.
    Er
war bei den Menschen im Heer der Herrenlosen schnell aufgestiegen, weil er
darauf brannte, den Albae eine Niederlage nach der anderen zu bescheren. Eine
kleine Einheit von dreißig Mann hörte auf sein Kommando, ein Wandelnder Turm
begleitete sie jedes Mal, wenn sie ausrückten. Sie beschränkten sich vorerst
darauf, Felder sowie Wälder in Brand zu stecken oder Siedlungen der Leibeigenen
in Wèlèron und Avaris dem Erdboden gleichzumachen, nachdem sie deren Bewohner
befreit hatten. In die großen Städte der Albae wagten sie sich noch nicht.
Mussten sie auch nicht. Mit ihren lästigen Nadelstichen beschäftigten sie die
wenigen Truppen der Albae, damit die Acronta, wie sie die Wandelnden Türme der
Einfachheit halber nannten, ihren Vorstoß nach Dsôn vorbereiten konnten.
    Jiggon
schlug zu, singend kappte die Klinge den Strohbund, drang ins Holz ein und
blieb stecken. Ataronz grunzte zufrieden. »Weiter so«, sagte er und stapfte zum
Nächsten.
    Schlagen,
springen, schlagen, ducken, schlagen … Jiggons Tag verging im eintönigen
Rhythmus der Bewegungen.
    Gegen
Abend wurden seine Schultern schwer. Er beendete seine Übungen und kehrte zu
seinem Zelt zurück. Er schlief darin mit zwanzig weiteren Männern, die meisten
so alt wie er. Erschöpft, aber sehr glücklich legte er sich verschwitzt auf
sein hartes Lager.
    Es
roch nicht gut zwischen den Leinenwänden, aber darauf kam es nicht an. Nicht in
diesen Zeiten. Später konnte neue Gewandung beschafft werden, dann konnte man
sich auch jeden Tag waschen, wenn man wollte, und sich rasieren. Aber es
herrschte Krieg. Da durfte es stinken.
    Ich werde noch viele Albae töten, dachte er und hörte
seinen Magen grummeln. Bald gab es Essen, und es schmeckte inmitten des Unrats
und der unschönen Gerüche besser als alles, was er sonst bekommen hatte. Zum
einen handelte es sich um nahrhafte Speisen, die sie aus den Häusern der albischen
Dorfaufseher erbeutet hatten, zum anderen aß er sie als freier Mann!
    Das
Zelt war beinahe leer. Die Männer befanden sich bei ihren Frauen, übten noch
oder taten andere Dinge. Neben ihm hockte Khalomein auf einem Schemel und
schleifte mit gleichbleibenden Bewegungen sein schartiges Schwert. »Was
erhoffst du dir?«, fragte er abwesend.
    Jiggon
fühlte sich angesprochen. »Wie meinst du das?«
    Â»Was
erhoffst du dir von dem, was wir tun?«
    Â»Die
Freiheit für alle Leibeigenen und Vasallenvölker und das Ende der Albae«,
antwortete Jiggon und wunderte sich über die Frage. »Ist das nicht deutlich?
Nach was sollten wir sonst streben?« Er richtete sich auf, um dem Kameraden ins
Gesicht zu schauen. Er wusste, dass Khalomein zwei Kinder hatte; seine Frau
lebte mit ihnen im Lager nebenan.
    Â»Ich
bin mir nicht sicher, ob wir mit der Wahl unserer Verbündeten weise waren. Die
Acronta benutzen uns.« Unaufhörlich führte er den Stein über den Stahl, das
Reiben verlor nicht den Takt.
    Â»Sie
gaben uns die Freiheit!«
    Â»Weil
sie unsere Kampfkraft benötigten. Gegen die Schwarzaugen. Folglich benutzen sie
uns.« Khalomein prüfte die Schneide mit dem Daumen und hob die Klinge vor die
Augen. »Es schert sie nicht, was nach dem Aufstand aus uns wird. Vielleicht
bringen sie uns um, weil wir ihnen dann lästig fallen.«
    Â»Nein,
das werden sie nicht.« Jiggon setzte sich ihm gegenüber. Wie
kommt er nur darauf? »Sie werden uns das Reich der Albae überlassen. Das
habe ich jedenfalls so verstanden.«
    Khalomein
lachte abfällig. »Sicher. Du hast sie verstanden.«
    Â»Nicht
ihre Sprache. Sie haben eine Zeichnung gemacht. Also, der Acront, der unser
Dorf damals befreite, er malte den Graben und die Sternenarme, dann

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