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Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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jedes Widerhallen gab ihm Aufschluss über seine Umgebung, er hörte
Waffen sowie Geschosse nahen, konnte deren Geschwindigkeit und den Winkel
bestimmen.
    Deswegen
war es wichtig, dass man ihn nicht hörte: So verriet er sich in der Dunkelheit
nicht und war den Sehenden überlegen. Selbst den Albae. Zwar vermochte sein
Volk in der Finsternis gut zu sehen, solange es eine schwache Lichtquelle gab,
aber gänzlich ohne Licht waren auch sie auf Tastsinn und Gehör angewiesen.
    Arviû
befand sich auf dem Weg, ein Krieger zu werden, mit dem sich niemand messen
konnte – es sei denn, er stand in einer dröhnenden Schlacht.
    Aber auch das muss funktionieren. Arviû beendete die Übung,
weil er merkte, dass seine Arme und Schultern an Kraft verloren. Essen und trinken, eine Pause einlegen und danach … Ich finde
schon etwas, das ich tun kann.
    Er
legte sich den Gurt mit den Wurfdolchen an, nahm den langen Gehstab und verließ
die Kammer.
    Seine
Schritte waren nicht zaudernd; zielstrebig bewegte er sich durch die untere
Ebene des Beinturms, in der es auch noch sehende Wächter gab. Sie halfen ihm im
Notfall, wenn es gar nicht anders ging. Das Echo des Klackens, welches das
aufsetzende Stabende erzeugte, sorgte für eine bessere Orientierung.
    Gelegentlich
verlief sich Arviû noch, und dreimal war er schier endlose Stufen
hinabgestürzt. Aber auch solche Zwischenfälle verringerten sich. Blindheit, das
hatte er verstanden, bedeutete nicht das Ende des Lebens, sondern ein
verändertes Leben, und er passte sich diesem Leben an. Das Einzige, was ihn
grämte, war: Die Schönheit des Turmes, die Gestaltung der Gangwände, der
Schmuck, die Wandbilder, die Kunst darin blieben ihm für immer verwehrt.
    Ich kann mir bald echte Gegner kommen lassen! Arviû trat
noch gegen starre Puppen an, um seine Treffsicherheit zu verbessern, doch
Païcalor hatte versprochen, dass er sich in Zukunft auch mit Wärtern messen
durfte. Und ich möchte keine Schonung gewährt bekommen.
    Er
gelangte in die Küche, bekam etwas zu essen und stärkte sich, während er den
Gesprächen lauschte.
    Es
ging um die Dorón Ashont, die allen zu schaffen machten, und den bevorstehenden
Angriff auf deren Lager; um die Krankheit, die man durch einen Sud der
Loffranknollen langsam in den Griff bekam, auch wenn es zu wenig von diesem
Gewächs gab; um die Verurteilung von Sinthoras.
    Arviû
achtete weniger auf den Inhalt der Unterredungen, sondern versuchte die
Positionen der Erzählenden im Raum so schnell wie möglich zu bestimmten, ihre
Größe, Mundhöhe, Entfernung. Das waren die wichtigsten Punkte, um ein
Wurfgeschoss sauber ins Ziel zu bringen. Dem Rascheln nach trugen sie einfache
Stoffe, kein Leder, kaum Metall; manche hatten Schmuck angelegt.
    Silber? Tionium klingt voller, tiefer. Arviû gefiel es, zu
essen und zu lernen.
    Kaum
hatte er seinen Teller geleert, machte er sich wieder auf, um seine Übungen
fortzuführen. Er wollte den Umgang mit den beschlagenen Kurzstöcken verbessern.
    Auch
die Klingenarmesagten ihm zu. Wie die
Nadelwurfdolche hatte Virssagòn sie entworfen: Metallröhren, die um den
Unterarm geschnallt wurden und deren Inneres gepolstert war. Auf der Oberseite
stand nach vorne und hinten je eine stabile, schlanke Klinge ab, so lang wie
zwei Männerhände.
    Da
sich Virssagòn nicht um eine genaue Nutzungsanweisung und Kampfform geschert
hatte, fand Arviû selbst heraus, wie man sie am besten anwendete. Die ersten
Versuche waren recht erfolgreich verlaufen, auch wenn er sich dabei viermal
geschnitten hatte.
    Die Geschwindigkeit, die ich damit im Nahkampf erreiche, ist
unschlagbar. Kurze Bewegungen reichen aus, um nach vorn und hinten zu stechen
oder zu schneiden. Mit dem gepanzerten Unterarm vermag ich Schwertattacken zu
blocken. Gegen eine Axt wäre das aber eine dumme Idee. Arviû bemerkte,
dass er falsch abgebogen war. Es roch nach gefettetem Leder, nach Zaumzeug und
dem Fell von Nachtmahren.
    Wie dämlich! Ich bin in die Stallungen geraten. Er wusste,
an welcher Stelle er in den falschen Gang gebogen war. Wo
ist der Ausgang? Er nutzte den Gehstab, um sich zu orientieren.
    Das
untere Ende klopfte gegen Holz, ratterte klackend über Speichen.
    Sie haben eine Kutsche angespannt. Arviû ging weiter und
entdeckte zu seiner Verwunderung acht Gefährte, die zur Abfahrt vorbereitet
wurden. Das ist ein gewaltiger Tross. Aber von einer

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